der Beginn erster Umstrukturierungen im Alltag, die uns das Leben leichter machen
Hallo und Buenos Dias meine Lieben,
ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Woche. Es ist kaum zu glauben, aber heute ist tatsächlich der erste Tag seit langem, an dem ich mich super fit und pudelwohl fühle. Ich hoffe, das bleibt jetzt so. Drückt mir die Daumen!
Diese Woche verging wieder wie im Flug, obwohl eigentlich nicht viel los war. Mein Personaltrainer hat mich diese Woche richtig gequält. Von seinem anfänglichen Erbarmen war keine Spur mehr zu sehen, aber ich habe alles gegeben. An zwei weiteren Tagen habe ich sogar zu Hause Übungen gemacht. Ein kleiner Erfolg für einen großen Sportmuffel. Ich frage mich, ab wann man eigentlich mit dem Beckenboden Training beginnen sollte. Hat das noch Zeit? Ich weiß es nicht, aber ich denke, ich konzentriere mich erstmal auf meinen Rücken. Eins nach dem Anderen. Nächsten Monat fängt auch schon unser Hipnobirthing Kurs an. Ich bin so gespannt. Alles auf Spanisch, das wird sicher lustig.
Den ersten Antrag für einen Wohnberechtigungsschein habe ich auch schon ausgefüllt sowie eine Einkommenserklärung mit abgegeben. Als ich unser gemeinsames Bruttojahreseinkommen schwarz auf weiß sah, musste ich echt schlucken. Erstaunlich, mit wie wenig wir eigentlich auskommen. Ich fresse einen Besen, wenn wir den Antrag nicht genehmigt bekommen. Die Richtwerte, die ich im Netz gesehen hatte, um einen WBS zu erhalten, liegen weit über dem, was wir verdienen. Es ist seltsam, denn mir wurde erst in letzter Zeit so richtig bewusst, worauf ich alles verzichte, seit ich im Ausland lebe. Man wohnt zwar da, wo andere Urlaub machen, aber man selbst macht keinen Urlaub mehr. Kann man sich entweder nicht leisten oder durch das ständige Wechseln von Wohnort und Job hat man erstmal wieder Urlaubssperre. Ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal zwei Wochen Erholungsurlaub hatte. Es muss eine Ewigkeit her sein. Dafür erlebt man andere Dinge, aber seine Batterien muss man dennoch irgendwann wieder aufladen.
In zwei Wochen fliege ich endlich wieder mal nach Deutschland, meine Familie und Freunde besuchen. Allerdings ist das auch kein richtiger Urlaub. Meist ist es nicht möglich alle, die man gerne sehen möchte, zu besuchen. Die Zeit ist einfach zu knapp. So vergehen die Jahre und manche Freundschaften werden zu Bekanntschaften.
Ich bin sehr gespannt darauf, wie ich meine Heimat nach sieben Jahren sehen werde, wenn ich nicht mehr zu Besuch hinfahre, sondern wieder dort lebe. Manchmal kann ich es nicht glauben, dass ich zurückgehe. Stand so nicht auf meiner To-do-Liste. Ich freue mich aber dennoch. Alleine sich in der Muttersprache unterhalten zu können, wird mir Frieden bescheren. Ich spreche neben Portugiesisch, Spanisch, Englisch auch etwas Französisch. Da ich im Verkauf arbeite, spreche ich fast täglich diese Sprachen. Manchmal komme ich abends so erschöpft nach Hause, dass ich nicht mal mehr Deutsch kann. Wie es wohl für Lorenzo sein wird, wenn wir in Deutschland leben? Er lernt nun Deutsch, aber die Dialekte bringt einem keine App bei. Spätestens im Süden wird er nur noch Bahnhof verstehen.
Diese Woche haben wir unsere Babynamensliste durchgesehen, die wir ganz zu Anfang erstellt hatten. Wir haben Namen wieder aussortiert und haben uns jeweils eine Rangliste gemacht, um zu sehen, wo sich unsere Geschmäcker treffen. Sollte es ein Junge werden war mein Favorit zum Beispiel Valentino. Leider hat dieser Name nicht gewonnen, trotz aller Manipulationsversuche meinerseits. Spaß beiseite. Nach etwas hin und her konnten wir für beide Geschlechter einen Namen finden, der uns beiden gefällt.
Lorenzo hatte diese Woche noch Geburtstag und ich habe ihm seine erste kuschelige Winterjacke geschenkt. Als er diese bei 30 Grad anprobierte, fragte er mich erneut, ob es mit dieser Jacke denn dann ausreichen würde, wenn er nur ein Shirt darunter anziehen würde. In Hamburg? NEIN!
Zur Feier des Tages waren wir abends seit gefühlter Ewigkeit wieder einmal lecker Sushi essen. Ich habe mich so gefreut. Wir beide lieben Sushi und anfangs war ich ganz traurig, dass Sushiverbot für neun Monate gilt. Doch wieso eigentlich? Es gibt ja neben der fischigen ja noch die vegetarische Variante! Nach dieser Blitzbemerkung konnte uns nichts mehr aufhalten.
Während dieser Woche überkamen mich immer mal wieder freudige Gefühle, Mama zu werden. Es bringt sicher auch ganz viel Schönes mit sich, was ich zuvor irgendwie nie so gesehen hatte. Ich glaube, es wird mir guttun, die Welt wieder mit Kinderaugen zu sehen. Irgendwie stumpft man als Erwachsener doch ab. Seien wir mal ehrlich, vor lauter Terminen, Arbeit und dem alltäglichen Stress nehmen wir uns gar keine richtige Zeit mehr unsere Welt zu bewundern. Wann seit ihr das letzte Mal für eine Blume am Wegrand stehen geblieben? Ich kann mich nicht daran erinnern.
Mein Kopf ist entweder mit der Vergangenheit oder der Zukunft beschäftigt. Nicht aber im Hier und Jetzt. Selbst bei Meditationen schaffe ich es nicht, mein Kopfgeplapper für 10 Minuten abzuschalten.
Die Wochenenden werden dann meist von uns Erwachsenen dazu genutzt Einkäufe zu erledigen, zu bügeln oder zu putzen. Bis man dann am Abend müde vor den TV fällt. In unserem Fall Tablet, denn den TV habe ich vor 12 Jahren aus meinem Haushalt verbannt.
Ich glaube, Kinder bringen uns wieder bei, mehr im Augenblick zu sein und sich an kleinen Dingen zu erfreuen. Lorenzo und ich möchten künftig versuchen an gemeinsamen freien Tagen ein schönes Familienprogramm zu erstellen und viel Zeit draußen in die Natur zu verbringen. Die Erledigungen sollen unter der Woche abgearbeitet werden.
Wir haben tatsächlich schon ein paar neuen Angewohnheiten in unseren Alltag eingebaut. Ihr lacht jetzt sicher, weil wir so früh dran sind, aber wenn das Baby kommt und unseren Tagesablauf neu aufmischt, soll der Rest schon Routine sein. Und wie es nun mal so ist mit Routinen, dauert es ja immer ein Weilchen, bis sich diese auch wirklich durchgesetzt haben. So habe ich damit angefangen Essenswochenpläne, welche ich zuvor verteufelt hatte, zu erstellen. Ich habe gelesen, das soll eine Menge Stress mit Kind ersparen und ich muss nach zwei Wochen Testlauf sagen: Es funktioniert super. 15 Minuten brauche ich gerade einmal für die Planung und habe dafür den Rest der Woche Ruhe. Lorenzo bekommt dann von mir die erstellte Einkaufsliste und besorgt dann die Lebensmittel. So wie jetzt gerade, während ich hier schreibe. Ein weiterer Vorteil ist auch, dass wir viel abwechslungsreicher essen. Kann ich jedem nur empfehlen.
Was hab ich sonst noch so gemacht?
Ich habe tatsächlich nach Gratisgeschenken für Babys gegoogelt und war erstaunt, wie viel ich gefunden habe. Vielleicht wusstet ihr das schon, aber ich war überrascht, wie viele goldige Sachen man für sein Kind bekommen kann. DM und Rossmann ganz vorne mit dabei. Ich habe mich, obwohl ich eigentlich ein Newsletter-Anmelde-Verweigerer bin, überall angemeldet. Hier in Spanien habe ich so etwas nicht gefunden.
Das hat mich darüber nachdenken lassen, dass ich an unserer deutschen Kultur eines doch sehr zu schätzen gelernt habe: Dinge wiederzuverwerten, zu tauschen oder zu verschenken. In anderen Ländern ist das nicht so üblich. In Portugal zum Beispiel ist man glaube ich froh, wenn man sich endlich mal nach langem Sparen was gönnen kann. Da möchte man nicht noch etwas Gebrauchtes kaufen. Es wird dort viel mehr Wert auf Gegenstände gelegt, da sie weniger leicht zu erlangen sind und man diese dann mit Stolz vorzeigen kann. Das soll nicht abwerten sein oder klingen, es ist nur eine persönliche Feststellung, die ich über die Jahre beobachten konnte. Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie es ist, die gleiche Arbeit wie Kollegen aus Deutschland zu erledigen und dafür nur 950 EUR anstatt 5.000 EUR am Ende des Monats zu erhalten. Viele denken jetzt sicher, dass das Leben in Portugal sicher viel günstiger ist. Ich kann euch sagen, dem ist nicht so. Die Mieten sind die letzten Jahre in die Höhe geschossen und in Sachen Elektroartikel ist man günstiger dran, wenn man den Artikel aus Deutschland liefern lässt. So ist es mit vielem, aber das soll ja nicht das Thema sein.
Für heute sage ich Tschüss und bis nächste Woche. Ich bin nämlich todmüde und mein Bett ruft ganz laut nach mir.
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