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Baby-Tagebücher von Antje

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

40. Woche

Berührtsein und Kranksein.....

alles im Wechsel

Montagabend, kurz vor sieben

Johann schläft schon. Der Mittagsschlaf fiel etwas kurz aus. Als ich heute Mittag ins Schlafzimmer schlich, um mir ein paar Kleidungsstücke aus dem Schrank zu fischen, wurde er wach und schlief leider auch nicht mehr ein.

Meine Große guckt gerade Sandmännchen und geht heute auch früher ins Bett. Kita ist doch immer ganz schön aufregend und schlafen kann sie da nie richtig. Alles einfach zu aufregend, um abzuschalten. Manchmal frage ich mich, woher unsere beiden Kinder die viele Energie nehmen. Der Mund unserer Großen steht im Grunde nie still. Johann ist immer in Bewegung.

Am letzten Dienstag hatte ich zwei sehr berührende Erlebnisse mit meinen Kindern, die ich hier unbedingt festhalten möchte. Am frühen Nachmittag ging ich mit Johann zu seinen Babykurs. Ich freue mich jedesmal riesig darauf: Die Mamas sind sehr nett. Johann ist an allem sehr interessiert und ich bin ganz für ihn da. Keine Wäsche, die ich noch schnell waschen soll. Kein dreckiger Küchentisch, den ich noch schnell abräumen möchte. In der Wohnung habe ich immer das Gefühl, schnell etwas erledigen zu müssen. Beim Babykurs bin ich nicht abgelenkt.

Die Kleinen durften in aufblasbaren Babypools planschen, während wir sie mit Plastikgießkannen begossen. Wie immer war Johann sofort Feuer und Flamme, stieg aber irgendwann aus seinem Pool aus und erkundete den Raum. Über sein sprunghaftes Verhalten habe ich mich bereits vor einigen Tagen mit der Kursleiterin unterhalten. Wir kamen zu dem Schluss, dass für ihn jeder Raum so viel Interessantes bereithält, so dass er oft nicht weiß, welchen Dingen er sich eigentlich widmen soll. Im Grunde blinkt und blitzt es für ihn überall. Ich bleibe darum immer auf meinem Platz sitzen, beobachte ihn von dort aus und fordere ihn nach einer Weile auf, wieder zu uns zu kommen. Unsere Kursleiterin hatte am Dienstag noch einen Babybadeeimer dabei. Als ich erwähnte, dass sich Johann als ganz Kleines darin immer ganz gut entspannen konnte, da er Begrenzungen brauche, setzte sie ihn spontan hinein. Oh, was für eine tolle Intuition! Sofort wurde Johann ganz ruhig, ließ sich mit seinem Popo auf den Boden des Eimers gleiten, kreuzte mal die Beine vor den Bauch oder streckte sie mal gerade wie ein Klappmesser über den Kopf. Ich fühlte mich zutiefst berührt und meinte kurzzeitig, seine Tritte wieder in meinem Bauch zu spüren. Genauso lag er am Ende in mir. Davon besitze ich sogar noch ein Ultraschallbild. Johann spielte währenddessen im Eimer mit seinen Händchen und Fingern und säuselte mit einer hohen ganz leisen Stimme vor sich hin, so wie damals als ganz Kleines. Kein lautes und bestimmendes Brummen und Brabbeln wie sonst. Haben wir uns beide in diesem Moment an etwas zurückerinnert?

Zu guter Letzt kuschelte ich ihn in ein Badehandtuch und stillte ihn in der Wiegehaltung. Johann war dabei ganz ruhig, sah mir in die Augen und säuselte noch einmal kurz, bevor er trank. Ich musste mir die Tränen etwas wegblinzeln. Gerade jetzt, wo ich wehmütig vom ganz kleinen Johann Abschied nehme, erscheint er mir noch einmal. Anfang und Ende und Ende und Anfang.

Mit Johanns großer Schwester verbrachte ich den Nachmittag. Nur Mama und sie. Johann hatte ich beim Papa gelassen, der dafür extra früher nach Hause gekommen war. Schon seit einigen Wochen zerbrach ich mir mit meinem Mann den Kopf – ich aber natürlich mehr als er - warum sie abends kaum zur Ruhe kam. Kein Mittagsschlaf in der Kita. Abends noch mindestens fünf Mal aus dem Zimmer kommen. Und immer dieses Gejammer, sie sei so müde aber der Schlaf käme einfach nicht. Nach der Kita beim Abholen auch ständiges Gejammer und bei den kleinsten Schwierigkeiten, wie z. B. bei einem festgeklemmten Reißverschluss an der Jacke, ein innerlicher Zusammenbruch.

Abends lag ich oft wach, weil ich mir einfach keinen Reim darauf machen konnte, sie mir einfach nur leid tat und ich mich selbst ganz hibbelig fühlte. Im Grunde ist es immer noch so: Geht es Johann schlecht, spüre ich es zwar und reagiere darauf, kann mich aber „gefühlsmäßig“ gut davon abgrenzen. Geht es der großen Schwester schlecht, muss ich aufpassen, dass ich ihre Stimmungen nicht zu sehr „mitlebe“.

Jedenfalls hatten wir einen ganz tollen Nachmittag. Nichts Besonderes. Einfach nur zu zweit auf den Spielplatz gehen und anschließend in einem Café noch einen Kakao trinken und Bücher angucken, die ich mitgenommen hatte. Schicksalshaft hatte ich das Buch von A. Lindgren „Ich will auch Geschwister haben“ mitgenommen. Eigentlich nur, weil ich es selbst mal in Ruhe mit ihr lesen wollte. Damals bei Johanns Geburt hatten nur Oma und Papa daraus vorgelesen. Erst kicherten und lachten wir über Peter, der sich sehnlichst ein Geschwisterchen wünscht, ohne zu merken, dass Mama bereits einen dicken Bauch hat. An der Stelle aber, an der Peter ganz unglücklich in einer Ecke sitzt und weint, weil er glaubt, dass Mama und Papa nur noch Lena lieb haben, wurde meine Tochter ganz still und guckte mich mit großen Augen an. Als dann Peter im Buch von seiner Mama getröstet wird, rutschte sie sofort auf meinen Schoß. Ich musste sie auch im Arm halten und ihren Rücken streicheln, so wie es Peters Mama im Buch tat, während sie ihr Gesicht in meiner Bluse vergrub. Erleichtert hörte ich sie seufzen. Wie gut ist es doch, manche Bücher und Themen immer mal wieder aufzugreifen.

Am Abend erzählte sie mir beim Kuscheln von ihren nächtlichen Alpträumen. Noch ein Puzzleteil mehr, um ihre Unruhe zu verstehen. Nun tanzt sie wieder unbeschwert durch die Wohnung und singt, sie sei ein sehr glückliches Menschenkind. Mehr wünsche ich mir ja auch nicht.

Vielen Dank für das Sponsorengeschenk. Letzte Woche erreichten uns Weleda-Pflegeprodukte für Johann und eine Handcreme für mich. Alles in einen süßen Pappköfferchen mit kleinen Blumenelfen verpackt. Den bekommt unsere Große bald von mir geschenkt. Sie wird sich riesig freuen. Liebt sie doch das Märchen von „Däumelinchen“ so sehr. Überhaupt frage ich mich manchmal, ob sie später nicht besser in einer Walddorfschule aufgehoben wäre. Ständig spricht sie von ihren Feen, Engeln und Farben. Mal gucken!

Johann ist gerade wieder erkältet oder immer noch. Es künden sich nun auch – endlich - die ersten Zähnchen an. Tags läuft er nur noch mit einem dicken Moltontuch um den Hals durch die Wohnung. Bei Sonnenschein sieht man im Gegenlicht sonst die ganzen Spuckespuren auf den Dielen. Scherzhaft meinten Freunde, ich könne Johann doch Putzlappen unter den Knien befestigen. Putzwasser hätte er ja schon selbst dabei. Dann wäre unsere Wohnung auch endlich mal sauber. Jedenfalls scheint das Zahnen sehr langsam und schmerzhaft vor sich zu gehen. Auch tagsüber ist Johann schnell unleidlich.

Das macht unser Durchschlafprojekt natürlich nicht gerade einfacher. Es bleibt bei zwei Mal Stillen pro Nacht. Trotzdem muss ich häufiger mal zu ihm an Bett rutschen, den Schnuller reinstecken und über sein Köpfchen streicheln. Gestern Nacht hat er sich aber wirklich das erste Mal um 2.30 Uhr und dann wieder um 5.30 Uhr gemeldet. Im Grunde ist das alles so in Ordnung. Nur innerlich wünschte ich mir, dass mein Projekt schneller voranginge. Aber dann versuche ich mir zu sagen, dass Johann doch immerhin schon allein einschläft und nicht immer die Brust braucht, um weiterzuschlafen. Alles andere findet sich bestimmt noch.

Ende der letzten Woche hatte Johann Magen-Darm. Natürlich super Timing: Ich war abends lange mit meinen Freundinnen im Restaurant gewesen und um halb vier höre ich Johann in seinen Bett jammern und sich schwallartig übergeben. Arme Maus! Die Nacht war natürlich ab diesem Moment vorbei. Zum Glück dauert die Akutphase kaum 24 Stunden. Fieber hatte er auch nur kurz, war aber die letzten Tage noch etwas unleidlich.

Unglückerlicherweise ereilte mich am Samstagabend dasselbe Schicksal. Nur leider war ich mit den Kids allein. Mein Mann half an dem Wochenende beim Umzug meiner Mutter mit. Ich hatte gerade mit meiner Großen Muffins gebacken, während Johann auf dem Küchenboden herumkrabbelte, da wurde mir auch schon übel. Als ich gegen zwei Uhr in der Frühe endlich Ruhe fand, kam unsere Große zu mir. Sie war komplett nass. Ich hatte abends vergessen, ihr eine Windel anzuziehen. Nachts trägt sie nämlich wieder Windeln, da es für alle die Nächte entspannter macht. Gegen halb fünf kam sie wieder zu mir ins Bett gekuschelt und drückte ihren kleinen warmen Körper so dicht an meinen, wie zuvor Johann, den ich aber gerade ein paar Minuten vorher unter Protestgeheul in sein Bett zurückgelegt hatte. Tagsüber zogen die Kinder und ich die Pyjamas erst gar nicht aus und ich schlief zwei Mal für je eine Stunde komatös auf der Couch ein, während sich die Kinder allein beschäftigen mussten. Auch solche Tage gehen vorüber und am Abend ging es mir schon viel besser. Gestern blieb mein Mann zu Hause, damit ich noch etwas schlafen konnte. Nun geht es wieder. Etwas grummelt der Bauch noch; aber das Schlimmste ist wirklich vorbei. Ich hoffe nur, dass Tochter und Mann verschont bleiben.

Jetzt ist es bereits Dienstag. Johann macht gerade seine Vormittagsschlaf. Gleich werde ich mit ihm eine Freundin besuchen. Die Wohnung sieht vom Wochenende noch ganz wüst aus. Dieses viele Kranksein und das damit verbundene Chaos sind wohl schon ein Vorgeschmack auf den bevorstehenden Arbeitsalltag ab Januar. Seufz!

Übrigens bin ich auch gerade, wenn es die Zeit zulässt, damit beschäftigt, Fotos von Johann ins Album zu kleben. Judith schrieb auch davon. Ich bin immer wieder überrascht, was im letzten Dreivierteljahr alles passiert ist.

Schöne Woche euch und bleibt gesund! Antje

Bild: Privat



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Kommentare von Lesern:

Silvia, Dortmund26.10.2016 23:33

Zum Anbeißen süß, dein Kleiner
Und ein sehr schöner Wochenbericht. Ich bin richtig berührt ..
LG

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Yvonne, Berlin26.10.2016 20:40

Ach, was für ein süßes Foto! Da sieht er ja richtig glücklich und schelmisch aus :-). Alles Gute!

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Anja, L.26.10.2016 20:17

Wow, was für ein toller Bericht! Alles Gute weiterhin, du machst das prima. Viele Grüße

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