Stillzeit: Die richtige Einstellung
Sich auf das Stillen zu freuen ist wichtiger, als jede körperliche Vorbereitung. Befasse dich schon früh mit dem Thema. Wichtig dabei ist: Auch dein Partner sollte vom Stillen überzeugt sein, weil er in dieser Zeit selber zurück stecken muss. Hilfreich sind Gespräche mit Hebammen, erfahrenen Freundinnen oder anderen Müttern in Stillgruppen. Auch Literatur zum Thema Stillen kann wertvolle Informationen liefern.
Brustpflege in der Schwangerschaft
Die schönste und natürlichste Art, die Brust abzuhärten, ist das Liebesspiel. Sprich offen mit deinem Partner darüber, was dir guttut. Lass ansonsten so oft wie möglich Luft und Sonnenlicht an deine Brust kommen. Im Winter spenden auch Rotlichtlampen wohlige Wärme. Zur Pflege genügt es, die Brust einmal täglich mit klarem, lauwarmem Wasser zu waschen und anschließend möglichst an der Luft zu trocknen.
Wenn du magst, kannst du in den letzten Wochen vor der Geburt noch folgendes tun:
- Warme und kalte Wechselduschen
- Die Brüste mit beiden Händen umfassen und sanft vom Brustansatz zur Warze hin ausstreichen.
- Die Warzen herausziehen und leicht zwischen den Fingern rollen. Dabei keine Vormilch ausdrücken.
Darum ist Muttermilch am besten
Muttermilch ist den Bedürfnissen des Babys optimal angepasst. Sie verändert sich in der Zusammensetzung mit dem Wachstum des Kindes. Sie enthält nicht nur alle lebensnotwendigen Nährstoffe, sondern auch Enzyme, die das noch ungeübte Verdauungssystem des Babys unterstützen. Außerdem schützen Abwehrstoffe in der Muttermilch das Baby vor Infektionen. In den ersten zwei bis sechs Tagen trinkt das Baby die Vormilch (Kolostrum), die besonders reich an Abwehr- und leicht verdaulichen Eiweißstoffen ist. Die Vormilch erleichtert auch den ersten Stuhlgang (Kindspech).
Stillleben - der Podcast rund um deine Stillzeit
Stillleben - Der Podcast – kidsgo Empfehlung.
Katrin Bautsch und Mila Weidelhofer sprechen in "Stillleben" über alles, was mit deiner Stillbeziehung zu tun hat und über Stillprobleme und Lösungen, von denen du weder im Geburtsvorbereitungskurs noch auf der Wochenbettstation gehört hast. Was tun, wenn es holprig wird und du einen Milchstau hast oder dein Kind nicht zunimmt? Wie schaffst du es, dass dein Kind lernt ohne die Brust im Mund einzuschlafen?
Katrin Bautsch, IBCLC, ist seit 15 Jahren als Seminarleiterin und Dozentin für das Ausbildungszentrum Laktation und Stillen tätig und hat eine eigene Beratungspraxis in Berlin. Sie spricht mit der Journalistin (und Mutter) Mila Weidelhofer über nützliche Tipps beim Stillen.
Hier erfährst du alles: Vom Milcheinschuss über Zwillingsstillen, bis zum gemeinsamen Stillen eines Kindes von zwei Mamas. Du bekommst Hintergrundwissen, warum und wie dein Körper arbeitet, und was du tun kannst, um dir den Start ins Elternleben zu erleichtern.
Der beste Zeitpunkt fürs "erste Mal"
Das erste Stillen erfolgt am besten in den ersten 30 Minuten nach der Geburt. Durch den Geburtsstress sind Neugeborene in dieser Zeit besonders wach. Auch der Saugreflex ist jetzt am stärksten. Das frühe Anlegen fördert die Milchproduktion und erleichtert das "Einschießen" der Milch. Durch den Saugreiz werden die Hormone Prolaktin und Oxytocin ausgeschüttet. Oxytocin lässt die Milch fließen, Prolaktin sorgt für Nachschub. Je häufiger dein Baby an der Brust saugt, desto mehr Milch fließt.
Trinkt das Baby zunächst schlecht, oder kommt am Anfang nur wenig Milch, verliere nicht die Geduld. Neugeborene haben eine Flüssigkeitsreserve von etwa zehn Prozent, mit der sie die ersten Tage überbrücken können.
Stillen nach Kaiserschnitt
Ein Kaiserschnitt ist kein Stillhindernis. Bei den heute üblichen Narkoseverfahren, die eine Entbindung bei vollem Bewusstsein oder eine schonende Vollnarkose ermöglichen, kann das Baby sofort nach Abklingen der Narkose angelegt werden.
Muttermilch für Frühchen
Für diese Babys ist die Muttermilch erst recht die optimale Ernährung. Bei einer Frühgeburt enthält sie nämlich 20 Prozent mehr Abwehrstoffe als normal, um das Baby vor Infektionskrankheiten zu schützen. Ist das Kleine noch zu schwach, um ander Brust zu trinken, wird die Milch abgepumpt und mit dem Fläschchen oder durch eine Sonde gegeben.
Anlegen nach Bedarf
Das Baby sollte angelegt werden, so oft es sich meldet. Das wird anfangs alle zwei bis drei Stunden oder noch häufiger sein. Jedes Kind pendelt sich auf seinen eigenen Rhythmus ein. Bis Milchmenge und Appetit des Babys im Gleichgewicht sind, können einige Wochen vergehen. Dann lassen auch die Spannungen in der Brust nach.
Länge der Mahlzeit
Dafür lassen sich keine Regeln aufstellen. An der Brust stillt das Baby nicht nur seinen Hunger, sondern auch sein Bedürfnis nach Wärme und Geborgenheit. Das meiste trinkt es ohnehin in den ersten fünf bis acht Minuten. Lass das Baby immer an beiden Brüsten trinken. Doch sollte es die eine Seite leer trinken, bevor es an die andere gelegt wird. Beginn immer mit der Brust, an der das Kind zuletzt gesaugt hat.
Stillorganisationen
Finde hier Stillorganisationen in Deutschland.
Dort stehen dir jederzeit Ansprechpartner, welche dir Fragen rund ums Stillen beantworten können, zur Verfügung.
Bekommt das Baby auch genug?
Jedes Neugeborene verliert in den ersten Wochen fünf bis zehn Prozent seines Geburtsgewichts, weil es Flüssigkeitsreserven abbaut. Innerhalb von zwei Wochen hat es aber sein anfängliches Gewicht wieder erreicht. Die Gewichtszunahme ist bei jedem Kind verschieden. Als Richtwert gelten etwa 180 bis 200 Gramm pro Woche im ersten Lebenshalbjahr. Wöchentliches Wiegen reicht völlig aus.
Ein anderer Hinweis darauf, dass es genug bekommt, ist die Anzahl der nassen Windeln: sechs bis acht Stück in 24 Stunden. Dieser Richtwert stimmt aber nur, wenn das Baby außer Muttermilch nichts trinkt.
Zu wenig Milch
Zum Stillen solltest du dir Zeit nehmen. Nervosität, Hektik und Aufregung lassen den Milchfluss schnell versiegen. Dagegen hilft nur Ruhe. Lege dich am besten mit dem Baby ins Bett. Auch viel trinken (mindestens zwei Liter täglich) fördert die Milchproduktion: Neben Milch und kohlensäurearmem Mineralwasser vor allem eine Kräuterteemischung aus Kümmel, Fenchel, Anis und Brennessel. Milchfördernd sind auch Getreidegrützen, süß oder pikant angemacht.
Ansonsten halte deine Brust warm, da Wärme den Milchfluss erleichtert. Etwa nach der sechsten Woche und nochmals nach dem dritten Monat haben Babys einen Wachstumsschub. Manche Mutter glaubt dann, sie habe zu wenig Milch. Werd jetzt nicht nervös und gib nicht die Flasche, denn dann kommt noch weniger Milch. Lege das Baby einfach häufiger an, um die Milchproduktion anzuregen. Nach ein bis zwei Tagen hat sich ein neues Gleichgewicht eingestellt.
Das Baby weint an der Brust
Babys genießen es sehr, an der Brust zu saugen. Sind sie jedoch schon satt, stört sie die herausschießende Milch. Sie weinen aus Protest. Um dein Kind zu beruhigen, solltest du es entweder an die leere Brust legen (natürlich nicht zu lange) oder von der Brust nehmen und ablenken. Auch bei Trinkkrämpfen - das Baby wird hysterisch, schlägt gegen die Brust - hilft am besten Ablenkung: sanfte Massage, Schnuller, spazieren tragen.
Krankheiten sprechen gegen das Stillen
Bei Aids, Tuberkulose, Hepatitis B, Drogensucht und gefährlichen Krebserkrankungen darf nicht gestillt werden. Anders ist es bei Infektionskrankheiten wie Grippe: Muttermilch ist hier sogar der beste Schutz, das Baby bekommt die Antikörper gleich mitgeliefert. Unbedingt weiter stillen solltest du auch, wenn dein Kind Durchfall hat. Muttermilch wirkt stuhlregulierend.
Bei Problemen und Fragen wende dich an deine Hebamme (zahlt die Krankenkasse) oder eine der vielen Stillberaterinnen und Stillgruppen.