Beikost einführen: Was ist anders beim gestillten Kind?
Generell gilt: Beikost einführen bei gestillten Kindern ist einfach, den Ausgleich in der Ernährung gibt jeweils die Muttermilch. Eine einseitige Ernährung ist somit ausgeschlossen, denn Muttermilch bleibt auch nach dem 6. Lebensmonat eine wichtige Quelle für Energie, Proteine, Vitamine, Mineralien und essentielle Fettsäuren. Außerdem enthält Muttermilch mit 75 kcal/100 ml mehr Kalorien und Nährstoffe, als die meisten anderen Nahrungsmittel oder Babybreie.
Nach den idealerweise 6 Monaten ausschließlichen Stillens sollte das Einführen der Beikost liebevoll passieren. Ziel ist, dass die Kinder zum ersten Geburtstag am Familientisch mitessen können und nicht industriell hergestellte teure Breie benötigen.
Literatur
Weiterführende Literatur findest du hier:
- Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen
www.afs-stillen.de
Beikost für das gestillte Kind
von A. Müller/U. Reich-Schottky
- La Leche Liga
www.lalecheliga.de
Mein Kind will nicht essen
von C. González - Verbraucherzentrale Hamburg
www.vzhh.de
Gesunde Ernährung von Anfang an
Hamburg 2001
Kraftpaket Muttermilch
Es ist falsch zu behaupten, dass Babys, die mit sechs Monaten nicht an anderer Kost als an Muttermilch interessiert sind, unter Mangelernährung leiden. Andererseits sind manche Babys mit etwas unter sechs Monaten am Essen so interessiert, dass ihnen Altersgerechtes angeboten werden kann. Beikost – so schon der Name – heißt, dass die Kost nebenbei gegeben wird, also zum Stillen hinzukommt. Beikost ergänzt somit die Muttermilchernährung, ersetzt jedoch nicht die Stillmahlzeiten. Wenn die Mütter bereit sind weiterzustillen, erhalten Babys im Durchschnitt im Alter von 6 - 8 Monaten etwa 70 Prozent ihres Energiebedarfs aus der Muttermilch, 55 Prozent im Alter von 9 - 11 Monaten und 40 Prozent im Alter von 12 - 23 Monaten.
Zudem enthält die Muttermilch mit Beginn der Beikost mehr Antikörper, die das sich nun allein fortbewegende Baby, das sich mit der Umwelt auseinandersetzt, gut gebrauchen kann. Lysozym, ein wichtiger Bestandteil der Muttermilch mit immunologischen Eigenschaften, steigt sogar bis zum 24. Lebensmonat an und erreicht Konzentrationen wie im Kolostrum, der Vormilch.
Beikostplan: Brei und Wasser
Die meisten Kinder sind im Alter von 6 Monaten so weit, dass sie andere Kost vertragen und auch daran interessiert sind. Begonnen wird meist mit einem Gemüse-Kartoffel-Brei, dem Fett in Form von pflanzlichem Öl zugesetzt werden muss. Im ersten Lebensjahr sind noch keine kaltgepressten Öle zu empfehlen. Zweimal wöchentlich kann auch Fleisch zugegeben werden. Günstig ist, jeweils nur alle fünf Tage ein neues Produkt auszuprobieren, da so schnell erkannt werden kann, wenn ein Kind etwas nicht verträgt. Honig, Ei, Fisch und Nüsse sind keine Nahrungsmittel für das erste Lebensjahr, ebenfalls sind Zucker, Gewürze und zusätzliches Salz zu meiden, auch reine Kuhmilch.
Als zweiter Brei wird der Getreide-Obst-Brei eingeführt, ebenfalls mit Zusatz von Fett und auf Wasserbasis. Milch erhält das Kind in Form von Muttermilch. Es ist günstig, zuerst glutenfreies Getreide, wie Hirse- und Reisflocken, später aber auch glutenhaltiges wie Hafer- oder Mehrkornflocken einzuführen.
Zusätzliche Flüssigkeit kann dem Baby in Form von Wasser angeboten werden. Tassen oder Trinkbecher sind Nuckelflaschen vorzuziehen, da Nuckelflaschen für die Zähne ungünstig sind. Reiswaffeln, später auch eine gekochte Kartoffel oder ein Stück Banane kann das Kind zum Selbstausprobieren erhalten.
Weitere Infos
Wenn du mehr über das Thema Einführen von Beikost wissen möchtest und dazu noch Fragen generell zum Stillen hast, findest du im Internet Ansprechpartner und weitere Informationen.
- Gudrun von der Ohe, Still- und Laktationsberaterin IBCLC
www.stillberatung.info
- Berufsverbande Deutscher Laktationsberaterinnen
www.bdl-stillen.de
Beikost einführen: Verhaltensentwicklung
Der Beginn der Gabe von Zusatznahrung zur Muttermilch leitet beim Baby eine neue Phase seiner sozialen, emotionalen und Verhaltensentwicklung sowie seiner Beziehung zu den Eltern und anderen Betreuern ein. Das Füttern bietet Gelegenheiten zur Entwicklung von kommunikativen Fähigkeiten, motorischer Geschicklichkeit und Hand-Auge-Koordination. Die Konsistenz sowie die Zusammensetzung der Nahrung, die Art, wie sie gegeben wird, und die Mengen, die angeboten werden, müssen sich mit der Zeit verändern. Währenddessen wachsen die Kinder und lernen, wie sie das Essen im Mund herumbewegen können, zu kauen, das Essen oder einen Löffel selbst festzuhalten und nach und nach auch selbständig mit den Fingern und dem Löffel zu essen.
Mit etwa 12 Monaten können sie in der Regel Nahrungsmittel der gleichen Konsistenz essen wie die übrige Familie. Kommerziell hergestellte Babynahrung, die mit angemessenen Mengen an Zusätzen von Vitaminen und Mineralien angereichert ist, kann praktisch und bequem sein. Allerdings sollten Kinder auch frisch zubereitete Nahrung erhalten und Gelegenheit bekommen, den Geschmack verschiedener Lebensmittel kennenzulernen. Gläschennahrung und Fertigbreie sind Konserven und enthalten möglicherweise unangemessene und unnötige Zusatzstoffe, außerdem sind sie teuer.
Die Eltern sollten den Kindern erlauben zu lernen, dass Essen Spaß macht. Ablenkungen sollten möglichst gering gehalten und Zwang vermieden werden, so dass die Essenszeit zu einer Zeit des Lernens und der liebevollen Zuwendung wird. Die Eltern bestimmen, was gegessen wird, das Kind, wieviel es essen möchte.
Beikost und fortgeführtes Stillen sind Teil eines liebevollen Übergangs vom ausschließlichen Stillen zur Teilnahme am Familienessen.