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Babys reagieren auf Töne und Musik: Experten-Interview

Herr Prof. Dr. Schachinger ist der Chef der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin am Ev. Waldkrankenhaus in Berlin/Spandau. Er hat schon vor einigen Jahren entdeckt, dass Frühgeborene und Babys auf Musik nicht nur reagieren, sondern bestimmte Töne auch ihre Stabilität und ihren Zustand beeinflussen.

In diesem Artikel:

Interview

Prof. Dr. Harald Schachinger

Töne für Kinder 

kidsgo: Wann haben Sie angefangen, mit der Musik zu forschen bzw. wie haben Sie festgestellt, dass Musik so einen Einfluss hat?

Prof. Dr. Schachinger: Die systematischen Untersuchungen liegen etwa zwanzig Jahre zurück aber auch schon davor beobachtete ich dieses Phänomen: Als ich noch in der Facharztausbildung war, eigentlich noch viel früher, als Student, als Fabulus, da wohnte ich in Krankenhäusern neben den Kinderzimmern von geburtshilflichen Stationen. Die Kinderschwestern sagten häufig, immer wenn ich Cello spiele, sind die Babies ruhiger.

kidsgo: ... und nicht nur, wenn die Kinder Musik hören, sondern sie reagieren auch auf Töne, die sie aus ihrer Zeit im Bauch der Mutter kennen.

Prof. Dr. Schachinger: Ja, man kann jeder Schwangeren raten, dass sie während der Schwangerschaftsvorsorge die Geräusche aufnimmt, die bei den Ultraschalluntersuchungen zu hören sind. Später kann sie das dem Baby immer wieder vorspielen.

kidsgo: Wieviele Babies haben Sie bislang so behandelt? Können Sie über Erfolge berichten?

Prof. Dr. Schachinger: In der Zwischenzeit sind es unzählige Früh- und kranke Neugeborene, die mit dieser rezeptiven Musiktherapie gut gediehen sind. Während sie diese Musik hören, beruhigen sich die Säuglinge, ihre Herzfrequenz und auch die Atmung werden regelmäßiger, kleine Atempausen werden seltener. Bei den schwerkranken Früh- und Neugeborenen, die im Inkubator liegen und teilweise auch beatmet werden, versuchen wir, das die Eltern die Musik mitbringen, die sie zuhause vor der Entbindung gehört haben. Hierdurch fühlen sich die Kinder akustisch zuhause.

"Während der Schwangerschaft Musik hören"

kidsgo: Was können Sie Eltern von Frühgeborenen bzw. allen Eltern raten, denn was für kranke Babys gut ist, hilft doch sicher auch gesunden Babys beim Start ins Leben?

Prof. Dr. Schachinger: Ja, natürlich! Werdende Eltern sollten während der Schwangerschaft Musik hören oder am besten singen und auch laut erzählen oder vorlesen und das aufzunehmen. Wenn das Baby dann wirklich zu früh kommt, können die Eltern ihm das vorspielen, das Kind hat ein akustisches zuhause und fühlt sich im Inkubator heimischer. Die Beobachtung der Gesichter der Babys zeigen Entspannung und das ist die Voraussetzung für eine schnelle Genesung.

kidsgo: Es gibt ja diesen Doodoo-Bär, der die Töne, die das Baby im Mutterbauch hört, reproduziert oder Musik spielt. Kennen Sie den?

Prof. Dr. Schachinger: Den kenne ich nicht. Aber das hört sich ähnlich an, wie ein kleiner Sinusgenerator oder die Walkmans, die wir verwenden.

kidsgo: Das ist wie so ein Kuscheltier.

Prof. Dr. Schachinger: Ja, das ist mir auch in kidsgo aufgefallen. Der wird neben dem Kind mit ins Bett gelegt. Die von diesem Bären ausgehenden Geräusche erinnern das Kind an die Zeit im Mutterleib, als es die Geräusche der Aorta und die Darmgeräusche und das Reden von aussen hörte.

kidsgo: Uns ist natürlich wichtig, dass die Produkte, die in kidsgo drin sind, auch gut sind. Angenommen, ich würde mal so einen Bären organisieren, würden Sie den für uns mal ausprobieren?

Prof. Dr. Schachinger: Ja, natürlich. Das würde ich natürlich gerne machen, entsprechende Erfahrungen sammeln und Ihnen mitteilen.

kidsgo: Ganz herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch genommen haben.