Ganz wichtig!
Die homöopathische Selbstbehandlung hat ihre Grenzen. Liegen unklare Beschwerden oder Verletzungen vor, dann gehe auf jeden Fall zum Arzt. Denn Homöopathie ersetzt nicht den Arztbesuch! Gerade bei Fieber solltest du immer auf Nummer sicher gehen und die Ursache medizinisch abklären!
Fieber bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen
Kinder reagieren auf Krankheitserreger viel häufiger mit Fieber als Erwachsene, denn für das noch ungeübte Immunsystem sind viele Keime neu. Doch Fieber ist besser als sein Ruf: Es ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Der kleine Körper arbeitet dann auf Hochtouren, um sich mit der Entzündung auseinanderzusetzen. Und daher lässt sich auch von der Gradzahl auf dem Thermometer nicht ablesen, welche Ursache dem Fieber zugrunde liegt. „Je jünger die Kinder sind, desto eher sollten sich Eltern an ihren Kinderarzt wenden. Bei Babys unter acht Wochen ist es ratsam, direkt zum Arzt zu gehen, um die Ursachen abklären zu lassen“, rät Dr. Ulrike Philippin-Noll. In ihrer Praxis in Karlsruhe setzt die Allgemeinmedizinerin und Kinderärztin gerne auch homöopathische Mittel ein, um die Selbstheilungskräfte des Körpers zu unterstützen.
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Fieber ist nicht gleich Fieber
Unter 38,5 Grad ist die Temperatur erhöht, eine Medikation in der Regel nicht notwendig. Bei Kindern unter drei Jahren greift Dr. Philippin-Noll ein, wenn das Fieber 38,5 Grad übersteigt. Dann kommen Belladonna, Ferrum phosphoricum oder Aconitum zum Einsatz.
- Aconitum (Eisenhut) setzt die Kinderärztin ein, wenn das Fieber plötzlich ansteigt, aber sonst keine weiteren Symptome zu beobachten sind und das Kind trotz Fieber eher friert und blass erscheint.
- Belladonna (Tollkirsche) ist bei hohem, ebenfalls plötzlich auftretendem Fieber angezeigt: Das Kind hat einen hochroten Kopf, es glüht und schwitzt und ist sehr unruhig. „Die Erscheinungsbilder beider Mittel gehen oft ineinander über. Wenn sich die Symptome verändern, wechsle ich das Mittel“, erklärt Dr. Philippin-Noll.
- Bei Fieberphasen mit Temperaturen unter 39 Grad, die eventuell mit entzündetem Hals oder Ohrenschmerz einhergehen, greift Dr. Philippin-Noll zu Ferrum phosphoricum. Typische Merkmale: Das Kind wirkt trotz Fieber recht fit und ist in seinem Allgemeinbefinden kaum beeinträchtigt.
Kleine Kugeln – große Wirkung
Die Homöopathie ist eine Alternativmedizin, die äußerst sanft und nebenwirkungsarm die Abwehrkräfte des Körpers aktiviert. Substanzen aus unserer Umwelt werden stark verdünnt in Form von weißen Zuckerkügelchen – den Globuli – eingenommen. Bei der Mittelwahl gilt der Grundsatz des Begründers Samuel Hahnemann: Eine Substanz, die beim Gesunden bestimmte Symptome hervorruft, heilt ähnliche Symptome beim Kranken. Die individuelle Situation und das Befinden des Patienten spielen dabei eine wichtige Rolle.
Potenz und Dosierung bei der Selbstmedikation
Für die Selbstmedikation rät die Allgemeinmedizinerin zur Potenz D4 oder D6. Bei Kindern unter einem Jahr empfiehlt sie über den Tag verteilt vier Gaben à drei Globuli, zum Beispiel vor dem Stillen. Für Kinder ab einem Jahr drei Gaben pro Tag mit jeweils fünf Globuli. Dr. Philippin-Noll: „Mir ist sehr wichtig, dass Eltern ihr fieberndes Kind beobachten, es nicht alleine lassen und auf Veränderungen reagieren.“
Welche Globuli helfen?
Hier findest du eine Liste mit homöopathischen Mitteln, die bei Fieber helfen.
Bei Fieber viel trinken!
Wenn der Körper sich gegen Krankheitserreger zur Wehr setzt, ist das Schwerstarbeit. „Das Kind muss ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen“, so Dr. Philippin-Noll. „Durch das Schwitzen bildet sich auf der Haut ein Feuchtigkeitsfilm, der Körper verschafft sich über die Verdunstung Abkühlung und kann so seine Temperatur regulieren. Das ist ein natürlicher Vorgang. Damit der Körper diesen Mechanismus in Gang setzen kann, benötigt er genügend Flüssigkeit.“ Deshalb sollten Eltern dem Kind immer wieder etwas zu trinken bzw. die Brust anbieten: Steigt das Fieber an, sind lauwarme Getränke gut geeignet, bei hohem Fieber kalte.
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Wann solltest du zum Fiebersaft greifen?
Die Kleidung sollte luftig und leicht sein, Mützen sind fehl am Platz. Trotz hoher Körpertemperatur kann es sein, dass ein Kind zittert und bibbert (Schüttelfrost). Dann ist ihm kalt und es braucht zusätzlich eine Decke. Fühlt sich das Kind von Kopf bis Fuß heiß an, sollte die Decke wieder entfernt werden. „Wenn die Temperatur nachts über 39 Grad steigt, können Eltern dem Kleinkind auch ein fiebersenkendes Zäpfchen, dem älteren Kind einen Fiebersaft mit dem Wirkstoff Ibuprofen geben“, sagt Dr. Philippin-Noll.
Erfahrungsberichte mit Globuli
Für Kinderärztin Dr. Ulrike Philippin-Noll ist bei Dreitagefieber Aconitum das Mittel der Wahl
„Typischerweise tritt diese Kinderkrankheit zwischen 1 ½ und 4 Jahren auf. Die Körpertemperatur steigt dann rasch an und pendelt sich zwischen 38,5 und 39,5 Grad ein. Ansonsten zeigen sich keine Symptome, das Kind wirkt fit. Zu Beginn behandle ich meine kleinen Patienten mit Aconitum und wechsele dann, wenn das Kind schwitzt und Durst auf Kaltes hat, zu Belladonna. Ein Trost für alle Eltern und Kinder: Ist diese Viruserkrankung einmal überstanden, kommt sie nicht wieder.
Ich rate in jedem Fall zur ärztlichen Abklärung, denn länger andauerndes Fieber ohne Husten, Schnupfen oder Ohrenschmerz kann zum Beispiel auch ein Anzeichen für einen Harnwegsinfekt sein.“
„Bei Mittelohrentzündung hat sich Ferrum phosphoricum bewährt“
„Bei Ohrentzündungen mit Fieber habe ich mit dem Einsatz von Ferrum phosphoricum gute Erfahrungen gemacht. Weil Babys und Kleinkinder ihren Schmerz noch nicht benennen können, ist hier die Beobachtung besonders wichtig: Wenn sich der Zustand im Liegen verschlechtert, kann das auf einen Tubenkatarrh – eine Verschleimung hinter dem Trommelfell – hinweisen. Schmerzt schon ein leichter Druck auf den äußeren Gehörgang, das Kind schreit und hält sich das Ohr? Dann handelt es sich vermutlich um eine Mittelohrentzündung. Um Folgeschäden zu vermeiden, sollten Eltern auf jeden Fall ihren Kinderarzt aufsuchen.“
Annika aus der kidsgo-Redaktion setzt Belladonna bei bellendem Husten ein
„Als Felix nachmittags aus dem Kindergarten kam, spielte er mit unserem Ohrthermometer. Ich staunte nicht schlecht, als es 38,8 Grad zeigte. Jetzt hatte ich die Erklärung, warum er so ungewöhnlich ruhig und schlapp war. Felix schniefte schon seit ein paar Tagen, und dann kam noch dieser bellende Husten dazu. Weil Belladonna bei diesem Bellhusten mit Fieber schon oft geholfen hat, habe ich ihm dieses Mittel auf Anraten meiner Homöopathin gegeben. Schon am Abend war das Fieber auf 37,7 Grad gesunken. Das blieb noch zwei Tage so. Der Husten war dann so gut wie weg.“
kidsgo-Leserin Sarah schwört bei den ersten Erkältungszeichen auf Ferrum phosphoricum
“Ich schwöre auf Ferrum phosphoricum, wenn eine Erkältung im Anmarsch ist und habe festgestellt, dass es zu 90 Prozent hilft. Meine beiden Kinder Merle (knapp 2) und Rocco (9) haben noch nie eine Ohrenentzündung bekommen und waren schnell wieder gesund. Bei richtig hohen Temperaturen gebe ich ihnen natürlich auch Fieberzäpfchen oder Saft. Aber Ferrum phosphoricum hilft halt sehr gut bei den ersten Anzeichen einer Erkältung und leichtem Fieber.”