Babymassagekurs – eine Einführung
Babymassage
Babymassage, was brauchst du?
Eine weiche Unterlage und pflanzliches Öl ohne Duft, zum Beispiel Mandelöl. Wenn das Kleine den Kopf noch nicht selbst kann, hilft ein gerolltes Handtuch als Unterstützung, um den Blickkontakt nicht zu verlieren. Der Raum sollte etwa 24 °C warm sein. Ist die Luft zu kalt, kann das Baby sich nicht entspannen.
Außerdem haben wir hier einige Buchtipps zum Thema Babymassage für dich zusammengestellt.
Babymassage - Die Kraft der Berührung
Elsa strahlt. Fröhlich huscht ihr Blick zwischen ihrer Mutter Katharina und dem dösenden Baby neben sich hin und her. Sie gluckst leise. Dabei hat Elsa noch vor zehn Minuten so verzweifelt geschrien, als habe man ihren Kuschelhasen entführt. „Keine Ahnung, was los war“, rätselt Katharina. „Sie kann es ja noch nicht sagen. Ich schätze mal, eine Mischung aus müde und aufgeregt.“
Jetzt ist alles wieder gut. Hat das vielleicht mit dem Begrüßungslied zu tun? Oder mit den entspannten Gesichtern ringsum? Wohl eher damit, dass Katharina ihrer drei Monate alten Tochter im Babymassage-Kurs gerade zart die Schultern krault. Dann streicht sie von den Schultern aus diagonal über Brust, Bauch und Bein Richtung Fuß. Das soll Verspannungen und emotionalen Stress lösen. Bei Elsa funktioniert es offenbar bestens – und das dies nicht nur im Kurs so ist, weiß Mama Katharina inzwischen: „Wenn sie quengelig ist, probiere ich es auch zu Hause aus – und meistens beruhigt es sie tatsächlich.“
Babymassage - Anleitung in 3 Teilen
Babymassage 1.Teil: Mit welchen Massagegriffen die Babymassage beginnt und wie du Babys Beinchen massierst zeigt dir Hebamme Claudia im ersten Teil unserer Videoanleitung.
Babymassage Teil 2: Wie werden Babys Rücken und die Ärmchen massiert? Hebamme Claudia zeigt dir im zweiten Teil unserer Videoanleitung mit welchen Massagegriffen du Babys Arme und Rücken massieren kannst.
Babymassage Teil 3: Wie werden Babys Bauch und Babys Köpfchen massiert? Hebamme Claudia zeigt dir im dritten Teil unserer Videoanleitung die Grundlagen der Bauchmassage, wie du Bauchweh lindern kannst und was du beim Massieren von Babys Köpfchen beachten solltest.
Auf kidsgo Videos findest du alle Hebammenvideos von Hebamme Claudia
Sanftes Berühren
Die Magie des sanften Berührens
Uraltes Wissen
Babymassage kannst du bei Säuglingen bis zu sechs Monaten und auch bei Kleinkindern anwenden. Es ist keine Modeerscheinung, sondern vielmehr eine jahrtausendealte Lehre, deren Wurzeln im indischen Ayurveda liegen. Der französische Geburtshelfer Frédérick Leboyer machte die Massage in Europa populär.
Die Handgriffe erlernen
Die Teilnahme an einem Kurs ist wegen der praktischen Anleitungen empfehlenswert. Die Kursleiterin sollte für Babymassage zertifiziert sein oder zumindest seit mehreren Jahren Kurse durchführen. Manche Krankenkassen bezuschussen den Kurs. Einfach mal nachfragen!
Das passiert im Gehirn
Hautkontakt und Berührung brauchen alle Menschen zum Leben wie Luft und Wasser. Die Massage bewirkt, dass der Körper das Hormon Oxytocin ausschüttet und dadurch Glücksgefühle entstehen. Sie fördern die emotionale Bindung zwischen dir und deinem Kind wesentlich.
Massage wirkt Wunder
„Ich habe mich für den Kurs angemeldet, weil ich überall gelesen hatte, dass Babys die Massage genießen. Dass es keine Zaubertricks gibt, war mir klar. Doch oft kann ich Elsa jetzt mit einer Massage wirklich beruhigen. Dazu muss man sein Kind kennen und ein bisschen Routine entwickeln.“
Das kann Hebamme Claudia Böhme nur bestätigen. „Es ist tatsächlich möglich, Situationen wie Bauchweh oder die Verarbeitung von vielen Tageseindrücken mit der Babymassage zu erleichtern. Das mindert Schreien und Schlafstörungen. Voraussetzung ist dabei aber eine gewisse Regelmäßigkeit – und dass man es über längere Zeit macht.“ Seit zehn Jahren bietet die Hebamme in Wiesbaden Babymassagekurse an. „Es ist für Mutter oder Vater und das Kind eine tolle Möglichkeit, lebendige Interaktion intensiv zu erleben. Stimulation, Lösungsprozesse und Entspannung sind weitere positive Effekte.“ Besonders gerne empfiehlt Claudia Böhme den Eltern eine Massagetechnik fürs Gesicht: Dabei streicht man oberhalb und unterhalb der Lippen von der Mundmitte nach oben oder unten aus. „Sie heißt ‚Lächeln auf Ober- und Unterlippe´, und die Kinder reagieren immer sehr erfreut darauf.“
Zwar ist es generell möglich, dass Eltern auch ohne Kurs die Babymassage erfolgreich anwenden. Aber: „Eine ausführliche Vorbereitung durch entsprechende Literatur ist ein Muss, denn Babys reagieren auf Berührungen sensibler als ausgewachsene Menschen“, weiß Claudia Böhme. So sollte man zum Beispiel immer an Füßen oder Beinen beginnen. „Sie sind weniger empfindlich als der Rumpf, den das Baby instinktiv schützen möchte.“
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Elsas Füßchen jedenfalls sind sehr empfindlich. Berührt man sie mit den Fingerspitzen, zieht sie sie immer gleich weg. „Ich glaube, sie ist kitzelig“, lacht ihre Mutter. „Das finde ich auch so schön bei der Babymassage: Man erfährt viel Neues über sein Kind. Was es mag, was es ablehnt. Es ist eine Art Kommunikation.“ Und nebenbei haben Mutter und Tochter in der Gruppe neue Freundinnen gefunden. Sie wollen sich auch nach dem Kurs weiter treffen.
Experten-Interview
Foto: Katja Langanke
Hebamme Evelin Seifert bietet als zertifizierte Babymassagekursleiterin seit zwölf Jahren indisch-schwedische Babymassage an.
Experten-Interview: Die Beziehung vertieft sich
kidsgo: Warum fördert Babymassage die Eltern-Kind-Beziehung?
Evelin Seifert: Für ein Neugeborenes ist zunächst alles fremd: Schwerkraft, Weite, Gerüche, neue Geräusche. Die einzig vertraute Person ist seine Mutter. Es erlebt täglich Handlungen wie Waschen oder An- und Ausziehen, die es nicht kennt und nicht mag und trotzdem über sich ergehen lassen muss. Bei der Massage spürt das Baby, dass die Mutter sich ihm in einer ruhigen Situation bewusst und liebevoll zuwendet. Mit ihren zarten Berührungen gibt sie Botschaften, die es verstehen kann, bevor es unsere Sprache kennt. So gibt die Mutter ihrem Kind ein Gefühl von Geborgenheit und stärkt sein Selbstbewusstsein, wodurch sich ihre Beziehung zueinander vertieft.
kidsgo: Man weiß: Babymassage tut Kindern gut. Wie genau wirkt sie sich auf Körper und Geist aus?
Evelin Seifert: Massierte Kinder schlafen besser, weinen seltener, sind aufmerksamer und neugieriger. Die regelmäßige Verdauung wird stimuliert und Bauchweh gelindert.
kidsgo: Warum zahlt sich auf lange Sicht eine gewisse Routine und Regelmäßigkeit wichtig?
Evelin Seifert: Eltern, die regelmäßig massieren, fördern die motorische Entwicklung ihres Kindes. Da sich im Mutterleib das Nervensystem aus dem gleichen Keimblatt entwickelt wie die Haut, kann das Nervengerüst über Berührungen der Haut beeinflusst werden. Die Motorik reift schneller und die Muskelkoordination entwickelt sich besser. Die Körperwahrnehmung des Babys wird geschult, woraus eine gesunde Haltung resultiert. Außerdem entwickelt sich durch die frühen Massageerlebnisse eine bessere Beziehungs- und Liebesfähigkeit.
kidsgo: Vielen Dank für Ihre Antworten!