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Hörscreening bei Neugeborenen

Etwa eines von 1.000 Kindern in Deutschland wird mit einer beidseitigen Hörstörung geboren. "Je früher Hörstörungen erkannt und behandelt werden, desto besser kann den Kindern geholfen werden", sagt Jürgen Malzahn, Abteilungsleiter Stationäre Versorgung, Rehabilitation im AOK-Bundesverband. Seit 1. Januar 2009 ist deshalb die Früherkennungsuntersuchung von Hörstörungen bei Neugeborenen, das sogenannte Neugeborenen-Hörscreening, Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.

In diesem Artikel:

Kinder-Hörstörungen: Früh erkennen durch Neugeborenen-Hörscreening

Das Früherkennungsangebot der gesetzlichen Krankenkassen wurde auf Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen um das Hörscreening für Neugeborene ergänzt. Ziel ist es, schwerhörigen Säuglingen zu helfen, bevor sie anfangen zu sprechen. Mithilfe der Früherkennungsuntersuchung sollen bis zum Ende des dritten Lebensmonats beidseitige Hörstörungen ab einem Hörverlust von 35 Dezibel festgestellt werden.

Wird eine Hörstörung erkannt, soll bis zum Ende des sechsten Lebensmonats des Kindes mit der Behandlung begonnen werden. "Die Teilnahme am Hörscreening für Neugeborene ist freiwillig", sagt Jürgen Malzahn. Die Eltern werden zuvor über die Vor- und Nachteile informiert. Die Kosten für die Früherkennungsuntersuchung übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema findest du unter:

www.aok-bv.de/presse

Hörscreening bei Neugeborenen bis wann?

In der Regel werden die Neugeborenen in den ersten Lebenstagen im Krankenhaus auf mögliche Hörstörungen untersucht. Bei Kindern, die nicht in einer Klinik geboren oder dort untersucht wurden, findet das Hörscreening während der Früherkennungsuntersuchung U2 statt. Von einem beidseitigen Hörschaden ist eines von 1.000 Kindern in Deutschland betroffen. Dieser zählt zu den häufigsten angeborenen und behandlungsbedürftigen Erkrankungen überhaupt. Bleibt diese Schwäche unerkannt, hat es negative Auswirkungen auf die Sprachentwicklung des Babys. Es kommt in der Folge zu einer Beeinträchtigung seiner geistigen, sozialen und emotionalen Entwicklung. Daher gilt: Je früher der Arzt die Hörstörung erkennt, desto schneller und gezielter kann den Kindern geholfen werden.

Neugeborenen-Hörscreening: Wie wird untersucht?

Für Neugeborene gibt es zwei Hörtests: die Messung der "otoakustischen Emissionen" und die "Hirnstammaudiometrie". Angewendet wird entweder eine der Untersuchungen oder beide. Die Säuglinge merken von der Untersuchung gewöhnlich nichts, da die Hörtests schnell gehen und schmerzlos sind. Meist schlafen die Kinder sogar, während sie untersucht werden. 

Messung der otoakustischen Emissionen

Die Messung der otoakustischen Emissionen basiert darauf, dass ein normales Innenohr nicht nur Schall empfangen, sondern auch aussenden kann. Bei dieser Untersuchung wird dem Baby ein kleiner Lautsprecher ins Ohr gesteckt, der leise klickt. Diese Geräusche werden ins Innenohr geleitet. Funktioniert das Gehör des Kindes, sendet dessen Hörschnecke Schallwellen aus. Sie werden von einem Mikrofon aufgenommen. Bleibt das Signal aus oder ist es sehr schwach, kann dies auf eine gestörte Schallaufnahme im Innenohr hinweisen.

Hirnstammaudiometrie

Bei einem auffälligen Testergebnis soll eine sogenannte Hirnstammaudiometrie Sicherheit geben. Sie wird möglichst noch am gleichen Tag, spätestens aber während der U2 durchgeführt. Durch die Hirnstammaudiometrie lässt sich feststellen, ob die Übertragung der Schallsignale ins Gehirn richtig funktioniert. Vor der Messung werden am Kopf des Kindes kleine Metallplättchen (Elektroden) auf die Haut geklebt. Über eine Sonde oder einen Kopfhörer werden dann ebenfalls Klickgeräusche in das Ohr gesendet. Über die Elektroden wird gemessen, ob die Schallwellen als elektrische Impulse aus dem Innenohr ans Gehirn weitergeleitet und verarbeitet werden. Ist die Antwort des Innenohrs oder von Teilen der Hörbahn gestört, liegt ein Hinweis auf eine Hörminderung vor. Dann sind weitere Untersuchungen notwendig.

Baby-Schwerhörigkeit: Behandlungsmethoden

Aber selbst wenn sich bei weiteren Untersuchungen bestätigt, dass ein Kind schwerhörig ist, lässt sich dies wirksam kurieren. Schwerhörige Kinder können zur Behandlung beispielsweise ein oder zwei Hörgeräte erhalten. Manchmal ist auch eine Operation des Mittelohrs oder eine Versorgung mit einem Cochlea-Implantat, einer elektronischen Innenohr-Prothese, notwendig. Alle diese Behandlungen sind umso wirksamer, je früher sie erfolgen. Daher sollten Eltern darauf achten, dass ihr Kind gut hört – auch wenn der Hörtest unauffällig ausgefallen ist.

Neugeborenen-Hörscreening Kosten: Krankenkasse zahlt

Seit 2010 rechnen die Ärzte direkt über die Versichertenkarte ab. „Wurde das Hörscreening in einer Facharztpraxis vorgenommen, erhielten die Versicherten bis vor einigen Jahren eine Privatrechnung, die sie zur Erstattung bei ihrer Krankenkasse einreichen mussten“, erläutert Dr. Sabine Voermans, Leiterin der TK-Landesvertretung. Lediglich die Kliniken konnten diese Leistung direkt bei den Krankenkassen in Rechnung stellen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für das Hörscreening. Informiere dich bei deiner Krankenkasse über die Kostenübernahme.

Neugeborenen-Hörscreening Fehlerquote: Ergebnis ist keine Diagnose

Das Ergebnis des Hörscreenings ist keine Diagnose. Bei einem unauffälligen Ergebnis kann eine Hörstörung weitgehend ausgeschlossen werden. Ein auffälliges Ergebnis bedeutet noch nicht, dass das Neugeborene schlecht hört: Nur etwa eines von 30 bis 40 im Screening auffälligen Kindern hat tatsächlich eine Hörstörung.

Bestätigen weitere Untersuchungen, dass ein Kind schwerhörig ist, lässt sich dies so wirksam behandeln, dass eine weitgehend normale Entwicklung des Kindes zu erwarten ist. "Daher ist es empfehlenswert, dass Eltern die Früherkennungsuntersuchung in Anspruch nehmen", sagt AOK-Experte Malzahn. Schwerhörige Kinder können zur Behandlung beispielsweise ein oder zwei Hörgeräte erhalten.

(Quelle: mediendienst des AOK-Bundesverbandes, eigene Recherchen)