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Frühkindlicher Autismus – Was bedeutet diese Diagnose, und was können Eltern tun?

Frühkindlicher Autismus, wie zum Beispiel das Asperger-Syndrom, ist eine Entwicklungsstörung, die sich im Kindesalter ganz unterschiedlich äußern kann. Die dreifache Mutter Bianca erzählt uns die Geschichte ihrer drei Jungs: Was ließ sie aufhorchen? Wo fand sie Hilfe, wie ging sie mit der Diagnose um und wie unterstützt sie ihre Jungs im Alltag?

In diesem Artikel:

Autismus hat viele Gesichter

Mit dem Thema Autismus kennt Bianca sich aus. Bei drei Kindern mit unterschiedlichen Formen von Autismus weiß sie, was diese Diagnose für eine Familie mit sich bringt. Frühkindlicher Autismus (Kanner-Syndrom) ist eine Entwicklungsstörung, die bereits im Kleinkindalter auftritt und sich hauptsächlich durch eine mangelnde soziale Interaktion, eine stark verzögerte Sprachentwicklung und stereotype Verhaltensweisen äußert. Da eine Abgrenzung zu anderen Autismus-Formen (Asperger Syndrom, atypischer Autismus) nicht immer gelingt, wird heute oft allgemein von einer Autismus Spektrum Störung gesprochen.

Ursachen für Autismus im Kleinkindalter

Betroffen sind rund ein Prozent aller Kinder. Wie stark einzelne Symptome ausgeprägt sind, ist individuell sehr unterschiedlich. Über die Ursachen ist bisher gesichert wenig bekannt. Einiges spricht zumindest für eine erblich bedingte Komponente. Wer Autismus hat, behält diese Störung ein Leben lang. Therapien aber können Kinder darin unterstützen, sich sprachlich verständigen zu lernen und sich in sozialen Kontakten besser zurechtzufinden.

Plötzlich blieb die Sprache weg

Weiterführende Links

Weitere Informationen zum Thema frühkinderlicher Autismus findest du hier:

www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/was-ist-fruehkindlicher-autismus/

www.kinder-mit-autismus.de

www.autismus.de

Bei Bianca ältestem Sohn wurde die Diagnose „Asperger“ erst im Schulalter gestellt. Als Kleinkind fiel nur auf, dass er wenn überhaupt  - immer nur mit älteren Kindern spielen wollte und sich schon früh für Naturwissenschaften interessierte. Ganz anders bei ihrem zweiten Sohn. Der kam per Notkaiserschnitt zur Welt, schrie ein halbes Jahr fast ununterbrochen, schlief nicht, wollte nicht an der Brust trinken, sich nicht wickeln lassen und ließ sich auch durch Nähe nicht beruhigen. Mit acht Monaten dann fing er an zu brabbeln, zu krabbeln und sich hochzuziehen. Alles gut, dachten die Eltern. Bis er ein paar Monate später plötzlich aufhörte zu sprechen, Worte wie „Mama“ und „Papa“ nicht mehr bilden konnte.

Wer hilft bei der Diagnose „Autismus“?

Sie gingen zum Arzt, wurden zum Kinder- und Jugendpsychiater überwiesen und bekamen schließlich die Diagnose „frühkindlicher Autismus“. Ein Schlag ins Kontor für Bianca, die zu diesem Zeitpunkt bereits mit ihrem dritten Sohn schwanger war. „Wir hatten eine Diagnose, aber keiner sagte uns, wie es jetzt weitergehen sollte“, erzählt sie. Sie kämpften sich durch, wurden neben Mama und Papa zu Therapeuten, Verwaltungsfachleuten und Anwälten. Um anderen Eltern mit ihrem gesammelten Wissen weiter zu helfen und eine Anlaufstelle zu bieten, gründete Bianca das Forum „Kinder-mit-Autismus“.

Anzeichen und Symptome von Autismus

Buchtipp

Frühe Förderung für Ihr Kind mit Autismus

Buchtipp - Frühkindler AutismusDiese Neuerscheinung ist ein echtes Eltern-Buch. Die Diagnose "Autismus", das eigene Kind betreffend, bringt viele Fragen mit sich. Die Autorinnen geben Anregungen für den Alltag mit einem autistischen Kind. Im Vordergrund stehen spielerische und alltägliche Interaktionen, die Lernerfahrungen und Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Zahlreiche Fallbeispiele zeigen konkrete Alltagssituationen, Sorgen der Eltern werden ernst genommen und Lösungsalternativen für eingefahrene Verhaltensmuster aufgezeigt. Ein Begleitbuch für Eltern und Erzieher, die ein autistisches Kind ab dem Kleinkindalter sinnvoll unterstützen möchten.

Sally J. Rogers, Geraldine Dawson, Laurie A. Vismara, Frühe Förderung für Ihr Kind mit Autismus, Junfermann Verlag, 2016, 30,00 Euro, ISBN 978-3-95571-503-8

Anzeichen für einen frühkindlichen Autismus können die Ablehnung der Brust, Probleme beim Zufüttern, ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus und stereotypes Spielverhalten sein. Können, müssen aber nicht. Hellhörig werden sollten Eltern, wenn ein Kind auch mit einem Jahr noch nicht brabbelt, ein Lächeln nicht erwidert, sich nicht für menschliche Stimmen interessiert und keine einfachen Gesten macht, wie die Ärmchen entgegenstrecken, wenn es aufgehoben werden möchte. Dann ist zumindest eine ärztliche Abklärung angeraten.

Kinder mit Autismus brauchen Verlässlichkeit

Was aber brauchen Kinder mit Autismus besonders? „Klare Strukturen und einen geregelten Tagesablauf“, sagt Bianca. Unvorhergesehenes, Spontanes versetzt Kinder mit Autismus häufig in Panik. Wenn nicht sicher ist, ob das Wetter für den Freibadbesuch hält, kündigt Bianca ihren Söhnen bereits im Vorfeld eine Alternative an: entweder Schwimmbad oder Kino.

Gefühle einordnen ist ein Lernprozess

Kinder mit Autismus brauchen Sicherheit. Wenn es schwer fällt, die Signale des eigenen Körpers, wie zum Beispiel Schmerz, angemessen wahrzunehmen und Emotionen wie Trauer, Wut oder Freude zu deuten, sind Menschen nötig, die mit viel Geduld eine Richtschnur bieten. Als Biancas Sohn seine Mama auf einer Beerdigung weinen sah, fragte er: „Mama, bist du jetzt kaputt?“ Ein kaputter Wasserhahn tropft. Das kannte er. Was traurig oder glücklich ist, musste Mama Bianca in vielen Situationen erst erklären.