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Baby-Tagebücher von Janine

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

26. Woche

“Nicht die Mama” - Alles nur ne Phase

Schluss mit dem vertrauensvollen Umgang - Unser Baby fremdelt!

Liebe Baby-Tagebuch-Leser und Leserinnen,


eine nervenaufreibende, aber zugleich auch verdammt aufregende Woche liegt hinter uns. Der kleine Glückskeks ist inzwischen 6. Monate alt und wurde an jenem Tag mit unzählig vielen Küsschen erneut willkommen geheißen. Ein halbes Jahr Babyglück, vier Worte, die noch immer so unglaublich in meinen Ohren klingen. Stand ich doch gestern noch völlig verzweifelt am Grab meiner Kinder und sehnte mich nach dieser wundervollen Erfahrung.

Eine Erfahrung, die mich aktuell an meine Grenzen bringt. Ein Kind zu haben ist wunderschön und ich genieße jede einzelne Sekunde mit dem Glückskeks, dennoch gibt es Tage, an denen ich den Tränen freien Lauf lassen muss. Erst kürzlich war einer von ihnen. Papa Toni war bis 22 Uhr in der Arbeit, der Glückskeks sehr unruhig und nicht willig, seine Äuglein für die längst angebrochene Nacht zu schließen. Vor den Fenstern tobte ein Sturm, der mich nervlich auf ein vollkommen neues Level brachte.
Nachdem ich Noah um kurz nach 19 Uhr endlich zum Einschlafen gebracht und mit einem Küsschen in sein Traumland entlassen habe, nahm das Chaos seinen Lauf. Eben noch stand ich am Fenster im Esszimmer und beobachtete das Geschehen aus sicherer Entfernung, als keine 5 Minuten später das Wasser durch die geschlossenen Fenster schoss. Panisch rannte ich ins Bad, stets das Handy mit der Babykamera in der Hand, während lautstark ein Donner über das Haus zog. Ich riss wie in Trance alle Handtücher und Decken aus den Schränken, rannte zurück ins Esszimmer und trat dabei in eine bereits große Wassermenge. Der Regen peitschte gegen das Fenster, immer wieder donnerte es, während Blitze den Nachthimmel erhellten. So wie das Wasser durch das geschlossene Fenster schoss, nahmen auch meine Tränen ihren Lauf.

“DAS WASSER KOMMT DURCH DIE FENSTER REIN.” - Mein Anruf klang in diesem Augenblick gewiss wie ein Scherz, doch er war pure Realität geworden. “RUF DEINE ELTERN AN, ICH BRAUCHE HILFE”.

Zwei Minuten später knallten dicke Hagelkörner auf die Erde nieder. Immer wieder schlugen sie gegen das Fenster. Ich stand einfach nur noch machtlos da und musste zusehen, wie das Unwetter seinen Lauf nahm.
Weinend lief ich ins Schlafzimmer, nahm den Glückskeks aus dem Bett und suchte nach klaren Gedanken. Wenig später trudelten auch schon die Schwiegereltern ein und sprachen mir liebevoll ein paar Worte zu. Noah war völlig übermüdet, ich dagegen einfach nur überfordert mit der Situation. Ein unruhiges Kind, Wassermassen im Esszimmer, die Angst vor weiteren Sturmschäden im Hinterkopf - ich kann Euch sagen, die Zweifel kannten keinen Halt mehr.

Ich übergab Noah seiner Oma, sie sollte ihn wickeln und ins Bett bringen. Das fand der Glückskeks jedoch so gar nicht witzig und zeigte uns lautstark, was er von diesem Plan hielt. Immer wieder weinte er, drückte sich von seiner Oma weg und wollte einfach nur von mir in den Arm genommen werden. Logisch, dass ich diesem Wunsch nachging. Weitere Versuche, ihn an diesem Abend in die Obhut einer anderen Person zu geben, scheiterten kläglich.

Ohne Mama, ohne mich!

So blöd es vielleicht auch klingen mag, aber mit dem Eintritt in die Fremdel-Phase hat unser Folgewunder einen weiteren wichtigen Schritt in seiner Entwicklung gemacht. Er kann nun zwischen Bekannten und Unbekannten unterscheiden. Zudem hat er mich zu seiner engsten Bezugsperson auserkoren. Neben den Großeltern muss leider auch Papa Toni diese Phase meistern, denn auch er zählt zum Kreis der Personen, die das Fremdeln auslösen. Anfangs hat er sich vor den Kopf gestoßen gefühlt und Tränen in den Augen gehabt, inzwischen versteht er, dass es sich nur um eine Phase handelt, die gewiss auch ein Ende findet. Wir akzeptieren das Verhalten als Teil der Persönlichkeit unseres Kindes und gehen seinen Wünschen nach. Wir zwingen ihn nicht, sich jemandem zu nähern, dem er mit Angst begegnet. Stattdessen schenken wir, beziehungsweise ich, ihm sehr viel Nähe, beruhigen und trösten ihn und nehmen seine Ängste ernst. Vielleicht kann ich ihm so irgendwann die Ängste nehmen und in der Fremdel-Phase unterstützen.

Für uns als Eltern ist die Zeit des Fremdelns nicht einfach, aber gemeinsam schaffen wir auch diese Phase. Denn irgendwann ist auch die Fremdel-Phase überwunden, bis dahin stärken wir unserem Wunder den Rücken, schenken ihm Nähe und Geborgenheit und zeigen ihm, dass er in unseren Armen sicher ist.

Janine


Übrigens, das Unwetter hat uns glücklicherweise weitestgehend verschont. Mal abgesehen von der Flut an Wasser im Esszimmer und einer nassen Wand im Schlafzimmer (das Wasser kam durch den stillgelegten Kaminschacht), wurden wir einigermaßen verschont. Einige Dinge im Garten sind dem Sturm zum Opfer gefallen, aber nichts, was man nicht wieder reparieren könnte. :)

Tagebuch Janine



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Baby fremdelt, Baby Glückskeks, 6 Monate Baby