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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
17. Schwangerschaftswoche

Tagebuchtherapie

Von schönen Abenden und unschönen Bahnfahrten...

Mittlerweile bin ich wieder ganz gesund und am Freitag hatte ich sogar meinen ersten freien Tag seit über drei Wochen. Allerdings hatte meine Große schon um 11.30 Schulschluss, so dass der freie Tag mehr oder weniger nur zwei freie Stunden waren. Als Hebamme hat man ja recht ungeregelte Arbeitszeiten und natürlich muss ich nicht am Wochenende zehn Hausbesuche machen, aber auch ein oder zwei Hausbesuche am Tag hinterlassen eben nicht das gleiche Gefühl eines komplett freien Tages oder gar ein ganzen freien Wochenendes.

Selbst wenn keine geplanten Termine anstehen, kann sich natürlich auch jederzeit eine Schwangere oder eine Wöchnerin mit einem Problem melden. Ich merke einfach, dass ich mich schwanger da ein bisschen weniger belastbar fühle und einfach öfter gerne mal einen terminfreien Tag hätte. Aber mit zunehmender Schwangerschaft werde ich mein Arbeitspensum etwas runterfahren, zumal ich mich ja auch sonst mit zwei Kindern zu Hause nicht gerade langweile. Um nichts in der Welt möchte ich meine beiden Mädchen missen, aber manchmal denke ich sehnsüchtig an die schöne, erste Schwangerschaft zurück. Damals konnte ich trotz Job doch mehr Auszeiten einbauen und mich einfach mal ins Schwangersein hineinfallen lassen.

Soviel ungeteilte Aufmerksamkeit von seinem Partner bekommt man auch nie wieder wie vor der Geburt des ersten Kindes. Wo mein Mann mir früher den Rücken massiert hat, freue ich mich heute, wenn er mit den Kindern bei minus fünf Grad auf den Spielplatz geht und ich drinnen bleiben darf. Immerhin war diese Woche unsere wundervolle Babysitterin da und wir haben uns einen sehr schönen Abend in einem unserer Lieblingsrestaurants gegönnt.

Am großartigen Wein konnte ich leider nur riechen, aber auch diese Zeiten kommen ja wieder. Ganz schwangerenfreundlich haben wir unseren Paarabend auch schon um 19 Uhr gestartet, damit ich nicht um 22 Uhr gähnend neben meinem Mann sitze, auch wenn der das nach zwei Schwangerschaften mittlerweile richtig einzuschätzen wüsste. Es ist einfach schön, mal in Ruhe Zeit miteinander zu haben. Wir sprechen zwar auch im Alltag viel miteinander, aber meist geht ein Großteil der Zeit einfach für Organisationsfragen drauf oder die Kleinen unterbrechen jedes Gespräch, weil sie ganz dringend etwas ganz furchtbar Wichtiges loswerden müssen. Je älter die Kinder werden und umso größer ihr Sprachschatz wird, umso mehr ist das so. Darum ist es wohl ganz gut für uns Eltern, dass der Nachwuchs nicht gleich sprechend auf die Welt kommt.

Ich erwische mich in dieser Schwangerschaft doch immer wieder, jetzt schon wissen zu wollen, ob wir ein Mädchen oder einen Jungen bekommen und habe darum das Thema auch mal kurz bei meinem Mann angesprochen. Er meinte nur, dass er es blöd fände, da wir es uns schließlich bei den anderen beiden auch nicht haben sagen lassen. Und eigentlich finde ich es genau darum auch blöd, aber trotzdem bin ich sooo furchtbar neugierig. Aber auf der anderen Seite fallen mir dann immer Beispiele aus meinem Arbeitsalltag ein, in der die Geschlechterprognose am Ende nicht stimmte und das für die Eltern auch schwer zu verdauen war. Ab dem Moment, wo mir jemand sagt, ich bekomme x oder y, würde ich mich wohl auch gedanklich noch mal mehr darauf einstellen. Eine Hebammenfreundin von mir hat neulich eine Frau betreut, die unerwartet einen Jungen statt der im Ultraschall prognostizierten Tochter bekommen hat. Für diese Frau war es extrem schwierig, da sie aufgrund eines sekundären Kaiserschnittes ihr Baby auch nur kurz direkt nach der Geburt gesehen hat, eine Bindung zu ihrem Kind aufzubauen. Sie sagte meiner Freundin, dass sie noch immer das Gefühl hat, nach ihrer Tochter zu suchen, auf die sie sich viele Schwangerschaftswochen eingestellt hat.

In den meisten Fällen stimmt sicher die Geschlechtsangabe, aber soo selten kommen diese geschilderten Fälle wiederum auch nicht vor. Was ich recht häufig erlebe, ist ein Wechsel von Junge zu Mädchen im Laufe der Schwangerschaft. Auch diese Situation ist nicht immer ganz einfach für die Eltern. Manche Kinder, vor allem die Jungs, zeigen sich ja auch bereitwillig und zuverlässig, aber was wenn nicht? Ich glaube, ich zügele meine Neugier noch bis zur Geburt und kaufe weiter Sachen in Beige- und Grautönen...

Wie sind da eure Erfahrungen? Die Mehrheit der Eltern weiß ja heutzutage heute doch vorher Bescheid. Meine beiden Töchter antworten übrigens immer ganz diplomatisch, wenn sie gefragt werden, ob sie noch ein Schwesterchen oder ein Brüderchen bekommen: „Wir bekommen eine Überraschung.“

Frauen geht es ja in der Regel immer besser, wenn sie ihren Alltagsärger jemandem mitteilen können. Darum nutze ich die Gelegenheit, Euch von meinem unschönen Highlight der letzten Woche zu erzählen. Am Freitag habe ich mal wieder eine äußerst unangenehme Begegnung mit dem Berliner Nahverkehr gemacht. Ich bin mit meinen Töchtern mittags nach Berlin-Mitte gefahren, wo mein Mann sein Büro hat. Da er an dem Tag Geburtstag und die Große ihren letzten Schultag hatte, sind wir mittags zusammen schön essen gegangen. Nach Mitte kann man zwar mit dem Auto fahren, aber die Parkplatzsuche ist meist vergeblich. So haben wir die Tram genommen. Für die Kleine hatte ich den Buggy dabei. Auf der Rückfahrt stand ein weiterer Kinderwagen im Ausstiegsbereich, der den Weg versperrte und gegenüber ein Mann am Fahrkartenautomaten. Wir bewegten uns rechtzeitig vor unserer Haltestelle Richtung Tür und baten den Kleingeld suchenden Mann zur Seite. Dieser Vollidiot (sorry, ab hier beginnt der Teil, wo ich nicht mehr sachlich bleiben kann) meinte aber, zuerst sein Fahrkartenproblem weiter lösen zu müssen - trotz meines mittlerweile energischen erneuten Einwurfs, wir müssten jetzt aber aussteigen.

Ich versuchte mich also irgendwie mit beiden Kindern und Buggy durchzuquetschen, aber als wir die Tür halbwegs erreicht hatten, schloss sich diese wieder - und zwar endgültig. Ich durfte also mit zwei Kindern bei minus vier Grad eine ganze Station zurück laufen. Die Zeit, die wir verlängert in der Bahn verbringen mussten, habe ich genutzt, um dem Typen ausgiebig meine Meinung dazu kundzutun. So bescheuerte Situationen hat man ja in der Großstadt des Öfteren. Aber ich merke wirklich, wie mich das schwanger doch viel mehr mitnimmt. Nach zehn Jahren Berlin erwartet man weder ein Sitzplatzangebot noch Hilfe beim Ein- und Aussteigen mit dem Kinderwagen, aber das war echt eine Nummer zu heftig.

Aber jetzt wo ich euch das auch noch mal erzählt habe, geht es mir schon viel besser.
Tagebuchschreiben wird ja auch nicht umsonst als Therapie eingesetzt. Aber keine Angst, ich nutze das jetzt nicht aus. Denn meistens genieße ich das Leben, meine Schwangerschaft und die vielen kleinen und großen Überraschungsmomente, die einem das Leben mit Kindern so bietet. Ich wünsche allen eine schöne Woche und zieht Euch warm an. Es sind bis zu minus 15 Grad angesagt...

Anja



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Kommentare von Lesern:

Gast07.02.2012 09:29

Liebe Franziska,

dankeschön für Deinen Beitrag. Wahrscheinlich wird es auch nach wie vor Kolleginnen geben, die außerklinische Geburtshilfe bzw. Beleggeburten anbieten, aber die steigenden Kosten müssen wahrscheinlich mit von den Eltern getragen werden in Form von drastisch steigenden Rufbereitschaftspauschalen. Und damit hängt die Wahlfreiheit mal wieder vom Geldbeutel ab und außerklinische bzw. Beleggeburten werden damit wohl eine privilligierte Angelegenheit werden. In den USA wo die Hebammen ja durch steigende Haftpflichprämien auch so nach und nach "ausgerottet" wurden, gibt es nach wie vor Hausgeburtshebammen. Eine Freundin hat dort ihr zweites Kind geboren und musste alles von der Vorsorge, über die Geburt bis hin zur Wochenbettbetreuung selbst zahlen. Die High Tech-Krankenhausgeburt hätte die Kasse übernommen,,, Und man muss sich in Zukunft wahrscheinlich direkt nach der Befruchtung anmelden, um noch eine außerklinische bzw. Beleghebamme zu bekommen ;)

Liebe Grüße, Anja

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Franziska, Berlin06.02.2012 10:10

Liebe Anja,

ich freue mich jedesmal wieder Deine Tagebucheinträge zu lesen. Vor allem in den Teilen mit Berlin finde ich mich sofort wieder, obwohl ich es zwei bzw. dreimal erlebt habe, dass mir hochschwanger doch ein Platz angeboten worden ist. Richtig nervig finde ich das U-Bahn fahren, die ja überwiegend keine Fahrstühle haben oder auch die Rolltreppe dann nur bis zur Hälfte (ich frag mich immer, wie das mit Rollstuhl ist - geht ja gar nicht), Wie oft habe ich es schon erlebt, dass vor allem Männer am Kinderwagen vorbeigehen ohne nachzufragen, ob sie helfen können. Wenn man gefragt wird, dann ganz häufig von jungen Frauen, so geht es mir jedenfalls.
Spannend übrigens finde ich auch Deine Berichts aus den Problemen als Hebammen. Ich selber habe im Geburtshaus entbunden und habe danach durch meine Hebamme ganz viel zu den Protesten mitbekommen. Es ist echt krausig zu wissen, dass wenn ich noch ein zweites Kind bekomme, es richtig schwierig werden kann eine freie Hebamme zu finden, die Geburtsbegleitung macht, da die Versicherungsprämien so gestiegen sind. Die Wahl des Geburtsortes wird damit so eingeschränkt.
Ich wünsche Dir alles Gute.

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Madeleine, Berlin31.01.2012 19:51

Achsoo noch vergessen ich habe mir sagen lassen was es wird habe es auch genau erkennen können bei der Feindiagnostig es wurde ein Mädchen. Das einzige woraus ich ein Geheimnis gemacht habe war der Name

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Madeleine, Berlin31.01.2012 19:48

Liebe Anja

Ich habe angefangen dein Tagebuch zu lesen und musste über den Teil mit Berlin ein bisschen schmunzeln denn auch mir ging es in der Schwangerscahft nicht anders habe mich oft geärgert hier in Berlin, aber auch jetzt wo mein Kind da ist (5 Wochen) schaut man mir lieber in den wagen als mich durch zu lassen.

lg madi

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Claudia, Bad Freienwalde 31.01.2012 19:47

Hallo liebe Anja,
schön dass es dir wiedet besser geht und auch nochmal vielen Dank für deine Antwort zu meinem Kommentar (beim letzten Bericht)!
Ich finde es echt faszinierend, wir man sich das Geschlecht nicht sagen lassen kann, ich selbst wäre da ja viel zu neugierig und ungeduldig. Ich selbst habe mich auch sehr gefreut (zum Glück von mehreren Ärzten) zu hören dass ich eine Tochter erwarte. Für meinen Freund allerdings gar keine so schöne Nachricht, da er auf einen Jungen gehofft hatte.... aner nun hat er sich an den Gedanken gewöhnt.

Was mich nur extrem nervt ist dieses klischeehafte rosa oder blau!!! Was bringts einem beim ersten Kind alles in rosa anzuschaffen, wenns zweite dann ein Junge wird... das ist frustrierend und die Kleiderindustrie könnte sich da mal etwas mehr Mühe mit hübschen neutralen Sachen geben, oder?

Eine schöne Woche dir und wenig Stress. Und wenn du es nicht aushältst, lass dir das Geschlecht sagen und behalte es für dich. Dann kannst du alibimäßig trotzdem neutrale Dinge kaufen und hast kein Problem falls die Prognose doch nicht stimmt. ;-)

LG Claudia

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Steffi, Köln31.01.2012 12:55

Hallo Anja,
ich lebe auch in einer Großstadt und bin mehrmals in der Schwangerschaft überrascht worden, aber positiver Art. Sehr häufig wurde mir ein Sitzplatz angeboten, und zwar von jungen Leuten. Das tut richtig gut, auch wenn ich meistens dankend ablehne. ;-)
Jetzt habe ich noch knapp vier Wochen Schwangerschaft vor mir und mein Partner und ich haben uns das Geschlecht nicht sagen lassen.
Wir kommen sehr gut damit klar, aber die Verwandschaft und Freunde.....immer wieder wird liebevoll versucht uns umzustimmen. Verrückt diese Welt, aber bald hat das warten ein Ende für uns alle.
Für Dich noch alles liebe, und laß ruhig mal Dampf ab!

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vroni, hh31.01.2012 10:09

Liebe Anja,
in der Schwangerschaft nimmt einen sowas mehr mit, man kann sich aber auch viel ungebremster Luft machen, finde ich. Ich genieße das dann immer, wie ich so energisch für mich eintreten kann, sonst bin ich da viel mehr Weichei. Wenn das nach außen dann als aggressive Übermutter wirkt – mir doch schnuppe, die haben doch alle soweiso keine Ahnung ;-)
Ich werde mir in drei Wochen beim großen Ultraschall das Geschlecht sagen lassen, aber bin von Dir zur Vorsicht gemahnt. Letztes Mal hat es gestimmt, man sah es aber auch sowas von deutlich, dass es ein Mädchen war… Aber vielleicht überlege ich mir nochmal, ob wir es unserer Tochter vielleicht lieber nicht verraten (das heißt also, es niemand zu verraten). Andererseits sind Kinder ja flexibler als Erwachsene… Jedenfalls: Ich kanns nicht abwarten! Ich wills wissen. Danke für den Bericht und wärmende Grüße aus Hamburg! vroni

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