Papa kommt zurück - die Mama geht - Leila kommt.
Am Mittwoch früh bin ich wieder aus Atlanta am Frankfurter Flughafen gelandet. Danach musste ich zwar noch für ein paar Stunden ins Büro, konnte aber rechtzeitig wieder los, um die Kinder damit zu überraschen, dass sich mal wieder von mir vom Kindergarten abgeholt werden.
Beide waren in der Tat sehr überrascht und haben sich gefreut, dass ich endlich wieder da bin. Dabei waren es ja eigentlich nur drei Tage. Aber auch mir kam die Zeit länger vor und ich hatte Anna und die Jungs schwer vermisst.
Nach der ersten Begrüßung kam natürlich sofort die Frage: „Und was hast du uns mitgebracht?“ Ich konnte sie gerade noch auf die Zeit nach dem Mittagessen vertrösten. Ich hatte die Gelegenheit genutzt, in einer Mall die in den USA ja wirklich deutlich günstigeren Dinge wie Jeans oder Sneakers einzukaufen. Zum Glück haben die Sachen alle gepasst. Emilio interessierte sich eher nicht für die Klamotten, dafür wollte Amadeo gleich Modenschau machen. Vor allem seine neuen „Blinkerschuhe“, Turnschuhe mit kleinen Leichtdioden in der Sohle, die bei jedem Tritt blinken, waren natürlich der absolute Hit. Die hat er dann gleich in der Wohnung angelassen.
Zum Spielen gab es für jeden der beiden einen kleinen Spielroboter. Das hatten sie sich schon lange gewünscht. Vielleicht nicht so ganz pädagogisch wertvoll, aber dafür machen die Dinger auch mir jede Menge Spaß. Und Amadeo’ s Roboter sagt immerhin, dass er in Frieden kommt. Trotz martialischem Aussehen und Laserkanone.
Kaum waren wir wieder vereint, da hat sich diesmal Anna über das Wochenende verabschiedet. Sie spielt in einer kleinen Theatergruppe bei uns Theater und für dieses Wochenende war ein Schauspielseminar geplant. Da es etwas weiter weg stattfand, sind alle über Nacht dort geblieben. Für mich war es Premiere: Zum ersten Mal mit allen drei Kindern alleine. Ich gebe zu, ein wenig Bedenken hatte ich schon, vor allem wegen Joe. Ich wusste ja nicht, wie er reagieren wird, wenn die Mama zum ersten Mal für „längere“ Zeit weg ist.
Aber insgesamt ging es eigentlich ganz gut. Ich hatte mir auch überhaupt nichts vorgenommen für die drei Tage und konnte mich so ganz auf die Jungs konzentrieren. Und so hat es recht gut mit der Männerwirtschaft geklappt. Joe war und ist nur sehr quengelig, da er wohl zurzeit Zähne bekommt. Das scheint ihn ganz schön zu plagen. Dementsprechend unruhig waren dann auch die Nächte. Hoffentlich schaffen die ersten Zähnchen bald den Durchbruch.
Am Samstag haben wir alle dann einen Ausflug an den Frankfurter Flughafen gemacht. In den letzten Tagen hat sich dann doch noch, fast schon überraschend ergeben, dass unser neues Aupair am Samstag ankommt. Wir waren alle sehr gespannt auf das 19-jährige Mädchen aus Bogota. Amadeo hat ein schönes Welcomeschild mit ihrem Namen gemalt, das er ganz wichtig in der Ankunftshalle hoch gehalten hat. Und es hat tatsächlich zur seiner großen Freude funktioniert.
Sprachlich wird das ganze für uns alle noch eine große Herausforderung werden. Aber Leila geht schon ab morgen zwei Mal die Woche den ganzen Vormittag in den Sprachkurs. Ich glaube, sie spricht gar nicht so schlecht, sie traut sich nur noch nicht. Ich habe ihr gesagt, dass sie einfach sprechen soll, egal in welcher Sprache. Wenn sie Kinder loben möchte oder mit ihnen auch einmal schimpfen muss, dann verstehen die das auch auf Spanisch. Zu ihrer Freude hat Emilio sein Kindergartenlied gesungen, das aus „Willkommen“ in mehreren Sprachen besteht. Sein Buenos Dias klingt zwar ein wenig wie Vengass tiass oder so, aber sie hat es verstanden.
Zum Schluss noch eine kleine Geschichte, die mich diese Woche sehr berührt hat. Sie hat mir wieder gezeigt, in welche anderen, teilweise kleinen Welten Kinder leben und wie schnell so eine ganze kleine Kinderwelt zusammenbrechen kann. Als wir Abendessen wollten, hatte ich Emilio gebeten, kurz nach oben zu gehen um seinem großen Bruder und Leila zu sagen, dass es Essen gibt. Das hat er dann auch gleich gemacht und kam kurz darauf völlig aufgelöst weinend zurück gerannt. Ich dachte erst, er hätte sich irgendwo ganz bös weh getan. Auf die Frage, was denn los sei, meinte er mit tränenersticktem Stimmchen: „Die haben gesagt, sie kommen nicht.“ Amadeo meinte wohl, dass sie gleich kommen, nur noch schnell das eine Spiel zu Ende machen wollten. Aber das hat schon ausgereicht. Und beide kamen dann keine Minute später nach unten.
Das gute ist, dass Emilio diese Geschichte wahrscheinlich längst vergessen hat und sich neuen Herausforderungen im Kindergarten stellen kann.
Dann wünsche ich noch allen eine schöne Woche
Fritz
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