Ich berichte von dem lang ersehnten Tag des Embryotransfers und den Tagen der Vorbereitung.
Liebe Leserinnen und Leser,
Nach dem letzten Termin hat sich meine Liste an Medikamenten, welche ich täglich nehmen werde deutlich vergrößert. In diesem Bericht nehme ich euch die nächsten Tage mit bis zum Transfer und starte zwei Tage nach dem letzten Termin in der Kinderwunschklinik. Ich werde ebenfalls berichten wie ich mir eine Spritze setze, wer als Probleme damit hat dies zu lesen, sollte den dritten Abschnitt besser überspringen.
Noch fünf Tage bis zum Embryotransfer
Obwohl ich bereits um 6:10 Uhr durch meinen Sohn geweckt wurde, klingelte um 8 Uhr mein Wecker. Dieser Wecker erinnert mich nun täglich daran, dass ich nun Cyclogest zu mir nehmen muss. Die Einnahme erfolgt vaginal und hat erst einmal keine Nebenwirkungen. Wie bei den anderen Versuchen könnte ich auch hier auf den weißen Ausfluss gerne verzichten. Dieser wird verursacht, da der Wirkstoff Progesteron sehr schnell vom Körper aufgenommen wird und der Rest der Kapsel einfach wieder raus will. Aber hiermit muss ich nun die nächsten Wochen leben und mache dies auch gerne, denn ich weiß ja, warum. Weiterhin habe ich am Morgen L-Thyroxin und Estrifam genommen.
Am Mittag kam eine weitere Tablette Estrifam und Folsäure dazu. Nachdem ich meinen Sohn ins Bett gebracht habe, klingelte um 20 Uhr wieder mein Wecker. Zum Glück ist er früher eingeschlafen, sodass ich nicht mehr in seinem Zimmer war. An den Tagen in denen er im Kindergarten ist, schläft er um 18:30 Uhr ein. Der Wecker erinnerte mich daran, dass ich nun die zweite Dosis von Cyclogest zu mir nehmen soll, und dies tat ich zusammen mit der dritten Tablette Estrifam.
Noch vier Tage bis zum Embryotransfer
Der Morgen beginnt wie am Tag zuvor. Heute gibt es lediglich eine Änderung: Ein dritter Wecker um 13 Uhr. Dieser Wecker erinnert mich nun an die ab heute tägliche Spritze Prolutex. Dieses Medikament befindet sich in Aufziehampullen. Sodass zusätzlich noch eine Spritze, Alkoholtupfer zum Desinfizieren und zwei verschieden große Nadeln benötigt werden. In der Ampulle ist immer eine Tagesdosis drin. Das finde ich sehr gut, so muss nichts abgemessen werden, was zu Fehlern führen könnte. Die erste Spritze war wieder eine Überwindung. Zuerst zieht man die größere Nadel auf die Spritze und sticht in den Deckel bzw. die kleine Haut, die die Flasche immer noch verschließt. Dann folgt der Wechsel auf die kleinere Nadel und ich habe die rechte Seite meines Baches desinfiziert. Die Spritze wird nun mit der Nadel nach oben gehalten und es wird ganz langsam gedrückt, bis ein Tropfen Flüssigkeit aus der Nadel läuft. Mit zwei Fingern bilde ich eine Bachfalte und setzte die Spritze auf die gewählte Stelle im ca. 45 Grad Winkel an. Nun werden Sekunden zu Minuten während ich ganz langsam die Nadel gegen die Haut drücke. Es gibt Stellen, die sofort von der Nadel durchstochen werden oder auch nicht. So war es heute. Die Haut wollte die Nadel einfach nicht durchlassen. Nach langen endlosen Minuten musste ich mir dann schließlich einen Ruck geben und habe die Nadel durchgestochen. Ein kurzer Schmerz folgte, der aber schnell wieder verflog. Während ich die Spritze drücke, lasse ich gleichzeitig die Bauchfalte wieder los. Sobald die Spritze leer ist, warte ich immer ein paar Sekunden und ziehe die Spritze langsam wieder raus. Aus meinen Erfahrungen der letzten Versuche habe ich gelernt, dass sobald die Nadel die Haut durchstochen hat keine Schmerzen da sein sollten. Es kann auch passieren, dass die Schmerzen größer werden. Dies deutet darauf hin, dass man sich nicht im Fettgewebe sondern in einer Ader befindet. Hier sollte man auf keinen Fall die Flüssigkeit hinein injizieren. Dies ist mir leider einmal aus Unwissenheit passiert und ich hatte danach einige Tage einen Knubbel unter der Haut und einen großen blauen Fleck. Nach der Ärztin in der Kinderwunschklinik, der ich dieses Missgeschick gezeigt habe, hat dies keine Auswirkung - außer die beschriebenen Symptome - sollte jedoch beobachtet werden. Der blaue Fleck und der Knubbel verschwanden bei mir nach einigen Tagen wieder. Der Wirkstoff wird trotzdem erfolgreich genutzt. Falls euch dies also mal passieren sollte, braucht ihr keine Angst zu haben, zeigt es dennoch eurem Arzt.
Am Abend erfolgt wieder die gewohnte Dosis Cyclogest und Estrifam.
Noch drei Tage bis zum Embryotransfer
Heute kommt zu dem morgentlichen Cyclogest, Estrifam, L-Thyroxin noch 5 mg Prednisolon. Von Prednisolon erhalte ich ebenfalls keine Nebenwirkungen. Ich versuche mich ab heute besonders von erkrankten Personen fernzuhalten.
Der Mittag und der Abend bleiben identisch.
Noch zwei Tage bis zum Embryotransfer
Dieser Tag bringt nichts Neues. Medikamente werden wie gewohnt genommen. Am Abend fahren wir bereits Richtung Hamburg nach Osnabrück. Da mein Mann und mein Sohn mitkommen, wollten wir die Strecke halbieren, damit wir nicht zu lange Auto fahren müssen. Unser Sohn fährt mittlerweile sehr gerne Auto und wenn wir zu seinen Schlafenszeiten fahren, so schläft er gerne im Auto ein. So auch heute. Am Hotel angekommen ist er kurz wach geworden, wir haben ihn ohne größere Zwischenfälle direkt wieder ins Hotelbett legen können und er schlief weiter.
Noch einen Tag bis zum Transfer
Heute ist der Tag an dem der Anruf aus der Kinderwunschklinik kommt. Dieser Anruf teilt uns mit, ob und wann der Embryotransfer stattfinden wird. Vor lauter Angst den Anruf zu verpassen habe ich mein Handy nicht aus den Augen gelassen. Auch das Ermahnen meines Mannes, dass ich den Anruf doch hören werde hat mich nicht davon abgehalten alle paar Minuten auf das Display zu schauen. Um 14:55 Uhr war es dann so weit. Der ersehnte Anruf kam und verkündete, dass der Termin bereits um 10 Uhr sein werde und alle sechs befruchteten Eizellen haben das Auftauen überstanden und sehen sehr gut aus. Ich war in diesem Moment so glücklich und aufgeregt. Am Abend ging es den zweiten Teil der Strecke nach Hamburg.
Der Tag des Embryotransfers
Heute nehme ich meine Medikamente wie gewohnt ein. Zusätzlich zu meinen bisherigen Weckern habe ich nur heute einen weiteren eingestellt. Um 8:45 Uhr, also 1 Stunde und 15 Minuten vor dem geplanten Termin, gehe ich auf die Toilette und trinke sofort 0,5 Liter Wasser. Ab jetzt darf ich nicht mehr zur Toilette gehen. Dies ist dafür zuständig, das um 10 Uhr meine Blase gut gefüllt ist und somit die Gebärmutter streckt, was einen leichteren Transfer bedeutet. Ich habe dieses Mal etwas mehr getrunken, da ich beim letzten Versuch gesagt bekommen habe, dass meine Blase nicht gut gefüllt sei.
Dann ging es zur Kinderwunschklinik. Meine Blase muss schon sehr gefüllt sein, denn bereits bei der Anmeldung verspürte ich das Bedürfnis, auf Toilette gehen zu müssen. Aber alles noch aushaltbar. Ich habe bereits einen Termin für den ersten Schwangerschaftstest erhalten. Dieser wird bereits in 10 Tagen sein. Da wir nicht in Reichweite der Klink wohnen, habe ich für die folgenden Bluttests jeweils einen Beutel erhalten, in dem ich das Blut zur Klinik senden kann.
Auf dem Zimmer angekommen ziehe ich mich bis auf das T-Shirt aus und stattdessen ein OP-Hemd, meinen Bademantel, Socken und Hausschuhe an. Schmuck darf ich ebenfalls anlassen. Mit mir sind noch zwei weitere Frauen im Zimmer und warten. Die beiden anderen Damen sind vor mir an der Reihe. Ich lenke mich durch den Blick aus dem Fenster ab und betrachte das Treiben auf der Straße unterhalb des Gebäudes. Dann werde ich aufgerufen. Vor den Türen zum OP-Trakt - hier wurde ebenfalls die Entnahme der Eizellen durchgeführt - ziehe ich eine Kopfbedeckung an, den Bademantel aus und tausche meine Hausschuhe gegen andere neue Schlappen. Dann darf ich den Raum betreten und auf dem typischen Frauenarztstuhl Platz nehmen. Nach dem Abgleich meiner Daten erfahre ich nun, dass es von den ursprünglich sechs befruchten Eizellen vier bis zur Blastozyste geschafft haben und diese alle wunderbar aussehen. Die Quote vier von sechs soll eine gute Quote sein. Dies gibt mir nochmal die Bestätigung, dass eine fünftägige Beobachtung eine sehr gute Wahl war und eine nur dreitägige Beobachtung eventuell zu einer falschen Wahl geführt haben könnte. Ich freue mich so sehr und bin zu diesem Zeitpunkt sehr aufgeregt. Auf einem kleinen Bildschirm darf ich mir die auserwählte Blastozyste kurz ansehen, bevor diese in eine lange dünne Spritze aufgesogen wird und zu uns hin getragen wird. Der Transfer an sich ist wirklich schnell vorbei. Es gibt keine Schmerzen und ich spüre nichts. Lediglich ein anderes Gefühl begleitet mich ab jetzt. Ein Gefühl, dass ich nun vorsichtig sein muss. Für den Weg zurück zum Zimmer benötige ich doppelt so lange wie auf dem Hinweg, weil ich automatisch sehr langsam und vorsichtig gehe. Nun muss ich dringend auf die Toilette. Hier bekomme ich noch den Hinweis, dass ich nicht drücken soll, sondern einfach nur alles rauslaufen lassen soll.
Im Zimmer lege ich mich noch ein paar Minuten auf das mir zugewiesene Bett. Eine längere Liegezeit muss nicht sein, es wird aber auch nicht davon abgeraten und ich fühle mich so einfach besser. Nach dem Umziehen werde ich von meinem Mann und unserem Sohn abgeholt und wir fahren gemeinsam zum Hotel zurück. Mein Mann war nicht dabei, da er die Zeit mit unserem Sohn verbracht hat. Wir haben auch über eine Fremdbetreuung nachgedacht, aber uns dagegen entschieden. Ich bin einfach entspannter, wenn ich weiß mein Mann kümmert sich um unseren Sohn, als jemand den er erst heute kennengelernt hat. Auch wenn mein Mann gerne dabei gewesen wäre, so hat er meine Gedanken hierzu verstanden.
Im Hotel angekommen mache ich es mir sofort auf dem Bett gemütlich und werde heute einen sehr ruhigen Tag angehen. Mein Mann und unser Sohn sind bereits wieder draußen und entdecken Hamburg.
Nun beginnt die lange Wartezeit. Man sagt, dass die Einnistung innerhalb der nächsten 48 Stunden erfolgen soll und ich werde ab jetzt auf jedes Zippen und Zucken im Körper hören. Bei den letzten Schwangerschaften habe ich die Einnistung nicht gespürt. Aber man weiß ja nie, vielleicht wird es in den nächsten Tagen ein eindeutiges Zeichen einer Einnistung geben.
Ich wünsche Euch allen eine schöne Vorweihnachtszeit
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