Jetzt geht es auf alle viere. Was nicht heißt, dass weniger gequengelt wird. 3 Wochen Kindergartenferien haben jetzt auch begonnen.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
bevor ich es vergesse: In zwei Wochen wollen wir ja nach Dänemark in ein Ferienhaus fahren. Nun gibt es bei Urlaubsunterkünften immer das gleiche Problem. Alles im Haus ist okay, nur an den Fenstern hängt als Verdunklung ein dünner Fetzen, der jeden Sonnenstrahl durchlässt, womit es zum Schlafen einfach zu hell ist. Ergebnis: die Kinder sind zu spät im Bett und viel zu früh wach. Hat hier irgendeiner von Euch eine einfache Idee, wie man solche Verdunklungen ohne großen Aufwand machen kann?
Mareike hat ja in ihrem Blog über die Erlebnisse ihrer Oma in den 50iger Jahren erzählt. Da kann ich auch noch was erzählen:
Meine Mutter ist Jahrgang 1936, so dass ihre ersten Erinnerungen eigentlich Kriegserinnerungen sind. 1943 wurde ihre Familie in Berlin ausgebombt und schaffte es gerade noch, den lichterloh brennenden Häuserblock zu verlassen. Danach zogen sie in den Taunus, wo sie den 2. Weltkrieg unbeschadet überlebten (was nicht ganz einfach ist, wenn die gegnerischen Tiefflieger gezielt Jagd auf spielende Kinder und Kinderwagen machen).
Kurz nach dem 2. Weltkrieg bekam meine Mutter dann noch einen kleinen Bruder. Da beide Eltern den ganzen Tag arbeiten mussten, um die Familie notdürftig zu ernähren (Lieblingsspruch meiner Mutter: „Wir hatten ja NIX!!“), und meine Mutter in die Schule musste, lief die Kinderbetreuung so: Morgens verließen alle das Haus, das Baby blieb in seinem Bettchen liegen – ohne Betreuung. Gegen 10 Uhr kam der Vater dann auf einem täglichen Botengang an der Wohnung vorbei, machte schnell dem Kleinen eine Flasche und legte sie mit Kissen so an, dass die Flasche im Mund des Kleinen steckte und nicht wegrollen konnte. In der großen Schulpause, ca. eine halbe Stunde später, kam dann meine Mutter schnell aus der Schule nach Hause, nahm die Flasche wieder weg und wickelte den Kleinen. Danach blieb der Kleine wieder in seinem Bett, bis meine Mutter (damals gerade 10 Jahre alt) mittags nach Hause kam und ihn dann tatsächlich betreuen konnte. Nett, oder?
Was können wir uns doch glücklich schätzen, in einem Land zu leben, in dem kein Krieg herrscht, wir unsere Kleinen betreuen können und es das größte Unglück ist, wenn der Supermarkt mal unsere Lieblingsmarke Windeln nicht mehr hat. Oder Bayern mal wieder Meister wird.
Wenn Ihr diesen Blog lest, haben wir nun die letzte Woche Kindergarten hinter uns, ab jetzt ist Tanja drei Wochen zu Hause. Mist, das wird sich sicher ziehen. Es ist einfach anstrengend, anstrengend, anstrengend, wenn beide Kinder da sind. Klar gibt es auch schöne Momente und manchmal haben wir richtig Spaß, aber letztlich kreist man permanent um die Kinder.
Alexander werden wir übrigens nicht in den gleichen Kindergarten geben. Nicht nur wegen der Kindergartenferien in unserem Kindergarten (andere haben das nicht), sondern weil wir mit unserer Wahl inzwischen unzufrieden sind. Dieser Kindergarten wurde uns sehr empfohlen und er machte am Anfang auch einen guten Eindruck. Aber je mehr man hinter die Kulissen blickt … Insbesondere die für Tanja zuständige Erzieherin scheint einfach keine Lust mehr zu haben, sich mit den Kleinen zu beschäftigen (Midlife-Crisis?). Im Wesentlichen spielen die Kinder den ganzen Tag alleine, mehr oder weniger überwacht. Es gibt keinen Plan für Aktivitäten und seit Monaten keinen einzigen Ausflug mehr. Ich erwarte ja nicht, dass die Kinder den ganzen Tag beschäftigt werden, aber ein paar Laufspiele, etwas basteln oder singen oder auch mal einen Ausflug in den Zoo sollte schon drin sein, oder?
Beschweren bringt nichts, da die Erzieherin die Tochter der Chefin des Kindergartens ist und diese auch nicht wesentlich tatkräftiger ist. Und wir sind einfach froh, dass es Tanja dort gut gefällt, sie dort Freunde gefunden hat und dort gerne hingeht. Ach ja und einmal die Woche gibt es auch (bezahlte) musikalische Früherziehung, die sehr nett von einer Musikerin gemacht wird (das ist Tanjas persönlicher Feiertag). Insofern ist auch ein Wechsel des Kindergartens keine Option.
Mittwoch war „Kindergartenfest“. Na ja, es gab halt Kuchen und Bratwürste und das war es. Aus meiner Jugend kenne ich das anders mit kleinen Aufführungen der Kinder und Spielen, aber egal. Passt ins Bild.
Diesmal wurden wir in den Kreis der Eltern auch ohne Probleme aufgenommen, da wir Alexander als „Eisbrecher“ dabei hatten. Schon interessant, die gleichen Eltern, die uns sonst kaum eines Blickes würdigen, quatschen uns sofort an, sobald man ein Baby dabei hat. Und Alexander zeigte sich auch von seiner gewohnt guten Seite und quiekte und prustete zur allgemeinen Belustigung. Inzwischen hat er auch eine neue Grimasse drauf: dazu zieht er seine Nase richtig hoch, bis sich oben Falten bilden. Seine Augen werden schmaler und irgendwie kommt eine Mischung aus lustig und diabolisch dabei heraus.
Diese Woche mussten wir auch noch einen Termin für die Feier von Tanjas 4. Geburtstag organisieren. Gar nicht so leicht, da ihr Geburtstag in die Kindergartenferien fällt. Wir hatten daher den vier Kindern, die Tanja einladen wollte, einen Zettel ins Fach gelegt (die Eltern kennen wir ja zum Großteil nicht), mit der Bitte, uns mal anzurufen. Tatsächlich hat eine von drei Müttern (machen immer die Mütter, Väter nie) binnen einer Woche angerufen, die anderen nicht. Ist ja auch schwierig, ein Ortsgespräch zu führen.
Na gut, wir haben sie dann auf dem Kindergartenfest angesprochen und uns auf einen Termin im September geeinigt.
Tja, und Alexander?
Alexander ist nun schon 7 Monate alt geworden. Ist er nicht gerade erst 6 Monate geworden? Wie die Zeit vergeht…
Hier wollte ich ansonsten schreiben, dass es nicht Neues gibt. Aber heute überraschte er uns mit einem weiteren Schritt auf dem Weg in Richtung Krabbeln. Bisher stemmte er sich auf dem Bauch liegend auf seinen Armen hoch – jetzt auf Arme und Beine. Er steht also auf allen Vieren, wobei die aber so weit nach hinten und vorne weggestreckt sind, dass er kaum 5 Zentimeter vom Boden kommt und bald wieder absackt. Was ihn natürlich zu neuem Quengeln antreibt. „Menno, ich versteh das nicht, warum fall ich immer wieder auf den Bauch?“ Irgendwann wird er hoffentlich merken, dass er Arme und Beine nur näher ranziehen muss, damit er oben bleibt.
Ein beliebtes Thema noch, über das sich Eltern stundenlang unterhalten können: seine Ausscheidungen. So wie die Eskimos angeblich 100 Worte für die verschiedenen Arten von Schnee haben, so können auch Eltern den Stuhlgang ihrer Kinder beschreiben.
Seit einigen Wochen – ich weiß, das interessiert hier jeden brennend – ist Alexanders Stuhlgang sehr unregelmäßig geworden. Tagelang, manchmal eine Woche lang, kommt gar nix. Nur absolut stinkende Pupse. Puh. Und dann plötzlich eine gewaltige Lawine, die die Sperren der Windel locker überwindet und alles von oben bis unten einsaut. Sehr nett, wenn man gerade mit ihm unterwegs ist und das bemerkt.
Gestillt wird Alexander übrigens nach wie vor voll. Meine Frau hat entschieden, die Breiphase zu überspringen und ihn weiter zu stillen. So richtig bin ich in diese Entscheidung nicht einbezogen worden, aber von mir aus, nicht mein Problem. Und außerdem lässt sich Alexander, wenn er richtig quengelig ist, am besten mit Stillen beruhigen.
So hoffen wir mal, dass wir die nächsten 3 Wochen mit Tanja zu Hause überleben.
P.S. Letzte Ergänzung vor dem Einstellen: Der erste gemeinsame Tag (Samstag) war leider echt mies. Es ist hier oben gnadenlos heiß und schwül, was bei mir sofort Kreislaufprobleme auslöste. Alexander war total quengelig, Tanja gewohnt anstrengend. Und außerdem hatte ich nach einer Zahnbehandlung auch noch massive Zahnschmerzen. Wenn das so bleibt, kann ich morgen erst mal zum Notdienst. Es macht keinen Spaß.