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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
6. Woche

Krank und keiner weiß was, wieso, warum?

Wenn schon – dann wollte ich so richtig schuldig sein und von da an hab ich meinen Sohn tagsüber ständig stundenlang entführt.

Die ersten Stunden draußen hatte Leif gut verbracht, zufrieden in den Armen seines Papas, bis er für die Fahrt vom Kreissaal ins Stationszimmer in sein eigenes Bettchen schlüpfen musste. Nach Mitternacht mit Mama im Bett kuscheln war auch schön, dann allerdings kam der Drache. Ein Drache, mit Schwesternschild in weißer Kleidung, verlangte von Mama und Baby die erste Nahrungsaufnahme. Nicht mehr so ganz im Bilde, wie das anfangs noch mal so läuft, hab ich die Nachtschwester gewähren lassen – Christian wäre ihr glaub ich am liebsten an die Gurgel gesprungen.
Nachdem Leif sich zwar willig zeigte, die flachen Brustwarzen von Mama aber äußerst schwierig zu ergreifen waren, verlief das erste Anfuttern problematisch.
Der Kleine war zwischendurch knallrot vor Anstrengung und der weiße Drache rauchte vor Ungeduld, nach zehn Minuten an der rechten Seite ohne nennbaren Erfolg musste Leif an der anderen Seite ran. Dass ließ sich besser an und tatsächlich, Schmatzgeräusche und Kieferbewegungen des kleinen Neulings stellten Schwester Rabiata letztendlich doch zufrieden.
Im Nachhinein hab ich schon oft gedacht, ich hätte diese endlosen Versuche unterbinden sollen, Leif hat mir nämlich die rechte Brust böse angeknabbert und auch die Linke blieb davon nicht verschont. Vom Aufenthalt dreieinhalb Jahre zuvor wusste ich, dass das Krankenhaus eine recht gute Stillberatung hatte, diese Kinderkrankenschwester vom Nachtdienst gehörte sicher nicht dazu.

Am Vormittag nahm ich dann die Beratung in Anspruch, aber in der Nacht ist tatsächlich schon was, im wahrsten Sinne des Wortes, kaputt gegangen. Durch die Dauerbelastung der linken Seite hatten sich schon echte Krater gebildet. Kühlpad und Nippelsalbe halfen nur bedingt. Die ersten zehn Züge an der Brust musste ich immer ganz schön schwer durchatmen, dann entspannte sich mein Gesicht wieder und es ließ sich aushalten.
Die rechte Seite hab ich dann übrigens per elektrischer Pumpe angehalten sich auf ihren neuen Job einzustellen. Beim großen Bruder Mats hatte ich schon die gleiche Problematik der flachen Brustwarzen, damals waren mir sofort Stillhütchen empfohlen worden, aber diesmal hatte ich den Anspruch, mich nicht von den Dingern abhängig zu machen.

Insgesamt wollte ich fix nachhause zu Mann und Kind und erfahrener Hebamme, um mich dort auszuruhen, umsorgen und gut beraten zu lassen. Christian und ich hatten es gut geplant, waren vorbereitet auf die ersten Tage Wochenbett – doch es sollte leider anders kommen.
Frühzeitig hatte ich angekündigt, am zweiten Tag gehen zu wollen, alle Untersuchungen sind entsprechend getimt worden und unproblematisch verlaufen. Samstag früh dann warteten meine zwei großen Männer zuhause auf den Anruf: „Hilfe! Holt mich hier raus.“
Kurz vor der abschließenden Untersuchung von Leif durch die Kinderärztin wurde er noch von einer Kinderkrankenschwester liebevoll gewaschen und neu verpackt. Diese stutzte kurz und machte mich auf den weißen Bereich rund um den Mund des Kleinen aufmerksam. Das sich kurzzeitig zeigende weiße Munddreieck kann auf eine Infektion hindeuten, meinte sie. Kurz später waren wir im Untersuchungsraum und die Ärztin war recht zufrieden mit Leif, wegen der Blässe um den Mund herum, müsste sie allerdings noch Blut abnehmen. Die Laborergebnisse wären eine Stunde später da und bei guten Werten könnte ich dann gerne nachhause gehen.
Ich stimmte dem zu und war bester Dinge, denn er machte auf mich allenfalls einen schläfrigen Eindruck - mehr nicht.
Mittags war dann klar, unser Aufenthalt in diesem Hotel würde noch länger dauern.
Leif hatte Entzündungswerte weit über der Norm, woher wüssten sie auch nicht. Es käme halt immer wieder vor, dass sich ein Neugeborenes im Geburtskanal etwas einfängt.
Ich sollte froh sein, dass es bemerkt worden wäre und eine Antibiotikum-Therapie wäre jetzt das einzig Richtige.
Jaaa, da hab ich schon schwer mit mir gehadert, der Blutwert war eindeutig, aber den Kleinen an seinem zweiten Lebenstag bereits mit zwei Antibiotika niederzubügeln und das an den nächsten fünf Tagen ebenfalls - heftig, heftig.
Die Ärztin hat mir dann noch ein bisschen Angst gemacht, was alles passieren könnte und das es in anderen Häusern in München noch heftiger ist, mehr Therapie, mehr Medikamente, mehr Untersuchungen bei einem solch unerwarteten Befund.
Naja, riskieren wollte ich natürlich auch nichts, also gings wieder ins Arztzimmer um Leif einen Zugang zu legen.
Ich sagte gleich, dass sie den auf keinen Fall am Handrücken anlegen sollten, das hab ich selbst immer als ziemlich unangenehm empfunden, sondern verwies auf den Kopf. Die Ärztin sah mich erstaunt an und fragte gleich was ich arbeiten würde. Wir waren uns einig, dass es nicht schön ausschaut, so eine Nadel am Kopf, aber es behindert das Baby überhaupt nicht.
Das Nadelröhrchen ist nur aus Plastik und es wird ja nicht in den Kopf gepiekst, sondern nur ein Gefäß in der Kopfhaut angezapft.
Gleich beim ersten Versuch lag der Zugang, oben drauf noch einen Verschluss und fertig war der kleine Mann mit der Antenne.
Die Antibiose begann sofort, alle acht Stunden eine Ladung und aus Sicherheitsgründen bekam unser Süßer einen Pulsoxymeter zur Überwachung der Sauerstoffsättigung.
Das Schlimmste für mich war, dass er ab sofort auf der Überwachungsstation bleiben musste. Ich wurde regelmäßig angerufen, um zum Stillen zu erscheinen, durfte ihn aber nur dort füttern.
Am Sonntagabend war ich extrem genervt, ich hatte mir fest vorgenommen mein Wochenbett fast nur liegend zu bestreiten und das einzige was ich das Wochenende über getan hatte, war zwischen den Stationen hin- und herzulaufen und stundenlang im Sitzen zu stillen. Ich sah meinen gedehnten, überanstrengten, ausgeleierten Beckenboden quasi bildlich vor mir und war Montagmorgen kurz davor uns selbst zu entlassen.
Als es dann am Montagmorgen hieß, wir verschieben die U2 auf Dienstag war ich von null auf hundert in 3 Sekunden, glücklicherweise hab ich meinen Unwillen doch irgendwie noch freundlich artikuliert bekommen und ziemlich schnell stand ich einer Ärztin gegenüber.
Ich erklärte meine Problematik, viel liegen wollen inklusive stillen, nicht so viel hin- und her rennen und kuscheln, kuscheln, kuscheln. Nach Rücksprache mit Oberärztin und Schwestern musste ich einen handgeschriebenen Zettel unterschreiben, dass ich die Verantwortung für einfach alles übernehmen würde und sie keinerlei Schuld hätten.
Na ja, wenn schon – dann wollte ich so richtig schuldig sein und von da an hab ich meinen Sohn tagsüber ständig stundenlang entführt, so dass es nicht lange dauerte und eine Kinderschwester meinte, dass Leif AUCH überwacht werden sollte. Ich hab genickt und versucht dieser Schwester schööön aus dem Weg zu gehen.
Die Therapie endete in der Nacht vor der Entlassung und ich bekam Leif anstandslos für die letzte Nacht in mein Zimmer. Wir beide schlummerten in meinem Bett so zufrieden und so lang am Stück wie noch nie, w_a_r_u_m bloß??? Ich war ziemlich froh endlich nachhause zu kommen.

So endete die erste Lebenswoche von Leif wie sie begann, er durfte wieder mal umziehen und alle haben sich bei seiner gesunden Ankunft wahnsinnig gefreut.

kleiner Mann mit Antenne

Bild: privat



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Kommentare von Lesern:

tanita10.08.2011 17:01

ich mag ja nicht rumstänkern, aber ich muss den kommentaren widersprechen, z. t. zumindest. sind die infektionszeichen früh da (early onset) muss man tatsächlich von einer infektion bei der geburt ausgehen. infrage kommen e-colis aus dem darm/dem dammbereich bzw. eine B-streptokokken-infektion (deshalb wird eigentlich vorsorglich in der spät-schwangerschaft ein abstrich gemacht, um dies unter der geburt behandeln zu können). die nosokomiale infektion wird durch andere, tatsächlich oft schwerer zu behandelnde keime verursacht. und das stimmt natürlich: die keime im normalen haushalt sind i. d. r. nicht gefährlich, die aus dem krankenhaus schon. aber es bekommen tatsächlich kinder auch bei einer hausgeburt eine infektion.
ich ziehe den hut vor der krankenschwester, der das munddreieck aufgefallen ist, sehr aufmerksam!

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Kathrin, Baden-Württemberg10.08.2011 13:21

Noch eine Ergänzung: Wird ein Baby auf normalem Wege geboren, so übernimmt es während der Geburt im Geburtskanal die Bakterienflora seiner Mutter. Diese natürliche Besiedelung schützt es vor Infektionen mit anderen Keimen. Genau das Gegenteil, wie die Ärzte behaupten, ist also der Fall, nicht Infektionen gehen vom Geburtskanal aus, sondern SCHUTZ!!!!
Gegen fremde und gemeine Krankenhauskeime ist aber eben nicht immer ein Kraut gewachsen, sprich der Schutz hat beim kleinen Leif nicht ausgereicht!

LG,

Kathrin

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Kathrin, Baden-Württemberg10.08.2011 13:16

Danke Maike! ;-))

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Maike09.08.2011 20:08

Der beliebteste Spruch von den Gyns, der keimbesiedelte Geburtskanal (-: Man nennt das nosokomoniale Infektion oder schlecht desinfizierte Krankenhausumgebung! Sollte verboten werden es so zu nennen!

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Kathrin, Baden-Württemberg09.08.2011 15:41

.... im Geburtskanal was geholt, so ein Witz, oder?
wie wäre es mit fremden Keimen in der fremden Krankenhausumgebung????
Tipp: Beim dritten Kind einfach Hausgeburt, dann passiert sowas nicht. Vor allem nicht die Bevormundung.

Liebe Grüße und alles Gute!

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