Raus aus der Wochenbettblase und langsam hinein in den Alltag.
Kerlchens zweite Woche startet. Und mit seinen sieben Tagen hat er schon so gut zugenommen, dass er über dem Geburtsgewicht liegt. Die Wangen werden fülliger und er sieht wohlig aus, wie unsere Hebamme stets sagt. Ein bisschen Neugeborenenakne ziert sein hübsches Gesicht und der gesamte Körper schält sich. Jetzt ist er angekommen in dieser Welt. Und wir? Wir ruckeln uns zurecht. Feiern das Antibiotikum, da dadurch jetzt Krümel nicht mehr ansteckend ist und der Alltag kommen kann.
Am achten Tag trauen wir uns den ersten Minispaziergang zu unternehmen. Eine kurze Runde mit Pause auf dem Spielplatz. Ich merke, dass mein Körper noch Zeit zum Regenerieren braucht und die möchte ich ihm geben. Dennoch zieht der goldene Herbst uns nach draußen. In den folgenden Tagen sitze ich häufig auf einem Gartenstuhl auf der Auffahrt, während die Kinder Kreide malen, Roller fahren oder Fußball spielen. Wir genießen die Nachbarschaft und Gemeinschaft, den Smalltalk und das Wetter. Und unser Kerlchen ist ein sehr zufriedener Kinderwagenfahrer. Immer wieder stille ich, aber das geht ganz unkompliziert überall. Er stört sich auch nicht an den vielen Blicken, die auf ihn geworfen werden. Aber was sind schon Blicke im Vergleich zu den überschwänglichen Liebesbekundungen von zwei großen Brüdern.
Am Wochenende dann der erste richtige Besuch. Meine Schwester kommt mit ihrer Familie auf Durchreise vorbei. Jetzt sind es schon fünf Cousins. Vier spielen ganz wild miteinander und der Kleinste lernt es kennen, mal auf einem fremden Arm zu sein. Und ich genieße es, dass der erste Besuch so spät kommt und ich schon einigermaßen erholt bin.
So langsam zieht es mich von der Couch runter. Vorsichtig und bedacht, aber voller Freude starten wir unseren ersten Ausflug. Die erste knifflige Aufgabe stellt der Transport im Auto dar. Zwei Kindersitze und eine Babyschale wollen untergebracht werden. Ein kleiner Kraftakt bis alle auch angeschnallt sind und los geht die erstaunlich ruhige Fahrt. Die großen Jungs sind ganz aufgeregt und können kaum ihre Finger vom Kerlchen lassen. Ziel ist ein großer Flohmarkt. Und bei traumhaftem Wetter bietet er durchaus eine tolle Szenerie für unseren Spaziergang. Unsere Bücherregale freuen sich sicherlich über den Zuwachs ;-)
Gespickt mit den kurzen Tapetenwechseln zwischendurch genießen wir diese besondere Familienzeit ohne Termine und Arbeit. Alles bzw. vieles kann, aber fast nichts muss. Unser Kerlchen gibt den Takt vor, zumindest für mich. Auch wenn er viel schläft und sich auch häufig gut ablegen lässt, beansprucht er mich viel. Trinkt gerne und oft und besonders abends fordert er seine exklusive Kuschelzeit ein. Und ich liebe es, ist es vielleicht ja unser letztes Kind. Ich versuche diese Momente aufzusaugen. Den Anblick, den Geruch, die weiche Haut. Ich danke Gott von Herzen, dass er uns mit diesem kleinen Wunder beschenkt hat. Und dass er uns drei Goldstücke anvertraut hat. Daran möchte ich mich besonders erinnern, wenn mal wieder die Fetzen fliegen. Wenn ich wieder einmal unwirsch reagiere, mich unnötig aufrege oder mich über meine mangelnde Geduld ärgere. Wie oft gerate ich an meine Grenzen. Wie oft liege ich abends im Bett und denke darüber nach, was ich an diesem Tag hätte besser machen können. Wie oft stehe ich inmitten des Chaos und frage mich, ob es irgendwann besser wird. Und dann nehme ich meine Kinder in den Arm und beteuere ihnen abermals, wie doll ich sie lieb habe und was für tolle Jungs sie sind und dass Gott sie einfach einzigartig geschaffen hat. Selbst unser Kerlchen hat diese Liebesbekundungen schon oft gehört. Für mich ist es das Wichtigste, dass unsere Kinder sich jederzeit und bedingungslos geliebt fühlen.
Und damit verabschiede ich mich in den Alltag.
Eure Friederike
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