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Alle meine Lieben - Baby-Tagebücher von Anna aus Hitzacker

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

14. Woche

Alle meine Lieben

Liebevolles Erinnern und was ich gegen die Sorge mache, dass ich oder die Kinder ohne die anderen weiterleben müssen.

Dieser Moment, als …
…ich mein Baby auf dem Arm habe und abhalte. Es sieht mich an und lächelt. Ich frage es: „Na, freust du dich mich zu sehen?“ Mein Baby lacht als Antwort.

Passend zu Totensonntag und bevor der Zauber der Advents- und Weihnachtszeit beginnt kommt mir dieses Thema in den Sinn. Vor ein paar Jahren habe ich angefangen den Totensonntag für uns zu nutzen. Nicht direkt zum Trauern, wobei das auch immer in Ordnung und wichtig ist, sondern mehr zum liebevollen Erinnern.

„Mulan“ war der erste Film, den ich mir in einem großen Kino ansehen durfte. Ich war acht und es war das Geburtstagsgeschenk meiner geliebten Patentante. Über die Jahre lies es mich nicht los, welch große Rolle die Ahnen bekamen. Sie hatten in einem kleinen Tempel ihren Platz und man gedachte ihnen. Das finde ich sehr schön und wollte das auch. Seit zwei Jahren bin ich nun dabei eine kleine Ahnenecke mit Fotos bei uns einzurichten. Es läuft eher schleppend aber meine Motivation ist ungebrochen. Über die Fotos sind unsere Lieben sichtbar zugegen und man kommt mit den Kindern über sie ins Gespräch. Sie fragen „Wer ist das?“ und dann kann ich erzählen. Sonst denke ich da eher nicht dran.
Ich liebe diese Geschichten! Wenn mein Papa aus seiner Kindheit erzählt hat oder mein Opa oder meine Mama, die irgendwie alle kennt und was zu ihnen erzählen kann. Die Geschichten waren sogar irgendwie besser, als vorgelesene Bücher. Sie waren echt. Davon wie mein anderer Opa im Krieg gefallen ist, wie die Mama die vier Kinder dann durchgekriegt hat. Jedes Kind bekam nur Sonntags ein halbes Ei. Oder wie sich mein Papa durch eine Dusselei den Arm gebrochen hat. Wie aus einer anderen Welt. Dass meine Oma Modistin war überraschte mich irgendwann total. Sie war ja Oma! Dass sie auch was anderes macht oder gemacht hat als Oma sein, kam mir als Kind nicht in den Sinn. Umso beeindruckter war ich von ihrem Können zu erfahren.

Ich finde es wichtig, dass die Kinder hören woher sie kommen, wer zu ihrer Familie gehört(e). Gute und weniger gute Geschichten gehören dazu. Eine Freundin von mir hat ihre Oma richtig interviewt mit Aufzeichnung. Das fand ich eine tolle Idee. Mein Opa hat sein Leben aufgeschrieben. Jetzt, nach seinem Tod, kann ich immer wieder darin stöbern und staunen, was dieser Mann alles erlebt, entschieden und gelebt hat. Eine wunderschöne Erinnerung mit Fotos. Eine andere Freundin weiß ich, trägt den Namen ihres Opas in weiblicher Form mit großem Stolz und auch ich trage den Namen einer Uroma. Das fühlt sich schön und vertraut an.

Wenn man eine große Familie hat, kann man leider auch viele liebe Menschen verlieren. In den letzten zwanzig Jahren sind einige gegangen und es hat mich mal mehr mal weniger getroffen und beschäftigt. Auch mit Kindern bleibt einem dieses Thema nicht erspart. Schon gar nicht, wenn man von dieser großen Sorge überrollt wird, das eigene Kind zu verlieren oder selbst zu früh gehen zu müssen. Beim Möpschen jetzt kam es noch nicht vor. Aber bei den beiden anderen traf mich diese Sorge sehr plötzlich und überwältigend und sie ist immer unterschwellig da. Gegen einen solchen Umstand ist man ziemlich machtlos und das macht mir glaube ich große Angst. Ich habe für mich einen Weg gefunden damit umzugehen. Sollte ich irgendwann - egal wie früh oder spät gehen müssen - so bekommt jedes Kind ein Kochbuch von mir zum selbst ausfüllen. Da schreibe ich alle Lieblingsrezepte der vergangenen Jahre des jeweiligen Kindes hinein. Spätestens zum Auszug bekommen sie das Buch dann mit, sodass sie immer essen können wie bei Mama. Egal wo auf der Welt es sie hinverschlägt. So der Gedanke.
Dann mache ich für jedes Kind noch ein Erinnerungsalbum. Ich habe schöne gefunden, die bis zum 18. Geburtstag gehen.
Und für beide Fälle die wichtigste Vorsorge für mich: das Schaffen von Erinnerungen. Gemeinsame Zeit vom Höhle bauen, über Muffins mit nackten Füßen auf der Treppe in der Morgensonne essen, bis hin zum Gute-Nacht-Geschichten-Ritual. Versandete Pizza am Strand essen :D, der Große weiß jetzt für immer, dass man die Windstärke vor der Umsetzung des Essens am Strand prüfen muss. Und ich auch. Denn das wird bleiben. Die Erinnerung.

Die „Goldenen Bonbons“, die es nur bei Oma gab und ihr Salamitoastbrot war das Beste auf der Welt. Wie mich die Oma meiner Kindergartenfreundin von Spinat überzeugt hat (und er schmeckt mir bis heute). Die Schwester von meinem Opa hatte am gleichen Tag wie ich Geburtstag. Wir haben uns immer gegenseitig angerufen und dann gratuliert. Das war lustig und fehlt mir jetzt. All die Menschen haben mich geprägt. Nicht nur durch die Gene, sondern besonders durch die Art wie sie lebten, durch die Zeit die wir miteinander verbracht haben und die Geschichten, die ich über sie gehört habe.

Ich hoffe, dass ich mir und meinen Kindern einen Haufen schöner und prägender Erinnerungen schaffen kann, die wir uns im besten Falle in vielen Jahrzehnten mit grauen Haaren und vielen Lachfalten in der Runde bei Tee und Plätzchen erzählen können. „Weißt du noch damals …?!“

Und damit wünsche ich euch eine wunderschöne Woche hin zum ersten Advent.
Alles Liebe von Anna

Tagebuch Anna



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In diesem Beitrag geht's um:

Angst vor dem Verlust eines Kindes, Angst vor den Kindern zu sterben, Erinnerungskultur