Der Alltag hat mich wieder. Aus dieser Woche gibt es nur über den alltäglichen Wahnsinn zu berichten.
Zehnte Woche, bei theoretischen 40 Wochen habe ich schon ein Viertel erreicht. Und weil es Zwillinge werden, bin ich vielleicht schon deutlich früher so weit und muss gar nicht mehr ganze 30 Wochen warten.
In dieser Woche habe ich Zeit für solche Gedanken, denn es gibt keine anstrengende Recherche, sondern wir sind wieder zurück im Alltag. Der ist auch anstrengend, aber auf eine andere Weise. Haus und Garten, Kind und Hunde wollen umsorgt werden. Und die Arbeit am Rechner nimmt auch wieder viel Zeit in Anspruch.
Der eine Verlag benötigt zum elfundneunzigsten Mal meine Bankverbindung und Steuernummer - warum sind die als einzige nicht in der Lage, diese Daten zu speichern?
Der andere Verlag benötigt Vorschautexte und eine Auswahl an Titelbild-Fotos - Wann ist denn endlich bald die zwölfte Woche vorbei, damit ich der Verlegerin offen sagen kann, dass es mit einem Großteil der geplanten Recherchen im kommenden Jahr wohl nichts wird?
Beim dritten Verlag sind meine Fotos wohl unter die Räder geraten und ich muss sie neu schicken - warum ausgerechnet einen Tag, nachdem die Abrufzeit bei wetransfer endete?
Einer Lektorin fällt am Dienstag auf, dass sie bis Mittwochmorgen das überarbeitete Manuskript im Verlag abgeben muss, sie aber noch etliche Fragen an mich hat, die aus meiner Sicht vollkommen überflüssig sind, aber fast alle nur vor Ort beantwortet werden können - muss ich mich jetzt wirklich überschlagen, weil andere kein brauchbares Zeitmanagement haben?
Ein Leserbriefschreiber beschwert sich darüber, dass das Frühstück in einem von mir im Buch genannten Hotel so spartanisch war - hätte ich das Hotel besser weglassen sollen, obwohl es das einzige im Ort ist und man sonst eine Etappenlänge von 35 km (statt 18 km) hätte?
Ein anderer Leserbriefschreiber klugscheißert, dass die von mir für die "Kirche" angegebene Koordinate um etwa 12 m abweicht und gar nicht auf dem am Jakobsweg liegenden Zugangstor liegt, sondern das Hauptportal markiert - ja und wo liegt nun mein Fehler?
Zwei Leserbriefschreiberinnen merken an, dass sie bei der Vorbereitung ihrer gemeinsamen Pilgerwanderung in meiner Packliste ein Paket feuchtes Toilettenpapier vermisst haben und ich dies unbedingt in der zweiten Auflage ergänzen sollte, denn es wäre ja schrecklich, wenn man unterwegs in ein Hotel oder eine Herberge käme, wo es nur trockenes Papier gibt - oje, wie kann ich das jemals wieder gut machen?
Eine andere Leserbriefschreiberin jammert über das unerträglich heiße Wetter in Mittelitalien - wann werden ich endlich einsehen, dass ich als Autorin für alles verantwortlich bin, was den Lesern auf dem Pilgerweg zustößt.
An dieser ausführlichen Aufstellung meines Alltags als Schreiberling seht ihr, dass in Sachen Schwangerschaft diese Woche mit mir nicht viel los ist. Ich könnte etwas über Müdigkeit, Schlappheit, Übelkeit und Schlafstörungen jammern, aber das wäre ja nichts Neues. Ansonsten wächst das Bäuchlein wirklich schon, ich mache beim Sitzen nun immer schon den Hosenknopf auf und habe am Wochenende die alten Schwangerschaftshosen heraus gekramt.
Nächste Woche wird es wieder spannender: Der große Ultraschall fürs erste Drittel steht auf dem Programm und ich beginne mit meinem Yogakurs für Schwangere.
Ich grüße euch ganz lieb und wünsche euch allen eine schöne Woche.
P.S. Habe ich schon erzählt, dass ich sehr neugierig bin? Mich würde ja nur zu sehr interessieren, wer mein Tagebuch liest. Seid ihr auch schwanger? Falls ja: in welcher Woche?