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Alleinerziehende leben oft an der Belastungs- und Armutsgrenze: Wo gibt es Hilfe?

In jeder fünften Familie in Deutschland wachsen die Kinder alleine bei einem Elternteil auf. Fast immer ist dies die Mutter. Viele warten vergeblich auf die Unterhaltszahlungen des Vaters und führen ein Leben in Armut oder an der Armutsgrenze. Neue Regelungen zum Unterhaltsvorschuss sollen sie besser unterstützen.

In diesem Artikel:

Kein Unterhalt vom Vater – immer mehr alleinerziehende Mütter sind arm

Das klassische Bild von Vater, Mutter und Kind(ern) in einem Haushalt ist längst nicht mehr die einzige Form von Familie in unserer Gesellschaft. Begriffe wie Patchwork, Wechselmodell und Alleinerziehend sind uns allen bekannt. Doch leider verbergen sich dahinter oft gravierende Probleme: Jede zweite Mutter in Deutschland bekommt keinen Unterhalt vom Vater gezahlt.  Die Folgen sind dramatisch: Über eine Million Kinder in Ein-Eltern-Familien leben in Armut, Tendenz steigend.

Alleinerziehende Mütter haben es schwerer im Berufsleben

Dabei geben die Mütter tagtäglich alles, um den Spagat zwischen Beruf, Kind und Haushalt allein zu schaffen. Laut einer 2016 veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung sind über sechzig Prozent der Alleinerziehenden erwerbstätig.

Hilfe für Alleinerziehende 

 ... bietet der Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V.

Drei Viertel davon arbeiten in Teilzeit, meistens mit fast 30 Wochenstunden, damit sie auch ohne Unterhalt über die Runden kommen. Erschwert wird die Situation der Frauen durch schlechtere Jobchancen und niedrigere Einkommen gegenüber Männern. Diese machen übrigens nur zehn Prozent der Alleinerziehenden in Deutschland aus. Meistens arbeiten sie weiterhin in Vollzeit, wodurch finanzielle Schwierigkeiten bei ihnen nur selten auftreten.

Geldsorgen und Stress bei Alleinerziehenden führen zu Krankheit und sozialem Rückzug

Doch was bedeutet das Leben an der Armutsgrenze für Mutter und Kind? Viele ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld zurück, haben weder Zeit noch Geld für Freizeitbeschäftigungen, worunter vor allem die Kinder leiden. Durch den Stress sind alleinerziehende Mütter häufiger krank. „Alleinerziehende haben ein besonderes Risiko der Überforderung dadurch, dass sie für alles allein zuständig sind und Job und Kinderbetreuung vereinbaren müssen", so Karin Schulz von der Berliner Selbsthilfeinitiative Alleinerziehender.

Höhe Unterhaltsvorschuss 

Mehr Geld in der Tasche haben seit Anfang des Jahres 2018 Ein-Eltern-Familien, die für ihr Kind Unterhalt von Vater Staat bekommen. Der Betrag wurde für alle Altersstufen erhöht. Seit Juli 2017 können alleinerziehende Mütter und Väter unter bestimmten Voraussetzungen auch für Kinder bis zum 18. Lebensjahr einen Unterhaltsvorschuss beantragen.

Die aktuellen Beträge je nach Alter des Kindes und die neuen Bestimmungen haben wir hier für dich zusammengestellt.

Eine Übersicht über finanzielle Unterstützung für Familien gibt es hier.

Neuer Unterhaltsvorschuss für mehr finanzielle Hilfe

Staatliche Förderungen sorgen für etwas Unterstützung. Neben Kindergeld, Elterngeld und steuerlicher Entlastungen, können Mütter einen Unterhaltsvorschuss beantragen. Dieser entspricht dem Mindestbetrag, den der andere Elternteil nach der Trennung zahlen müsste. Seit dem 1. Juli 2017 wurde der Unterhaltsvorschuss nochmals erweitert. Die bisherige Höchstdauer von 72 Monaten gibt es nicht mehr, außerdem wird der Vorschuss nun auch an Kinder über dem 12. Lebensjahr ausgezahlt. „Kinder dürfen nicht darunter leiden, wenn ihr Vater oder ihre Mutter nach Trennung und Scheidung keinen Unterhalt zahlen“, so Dr. Katarina Barley, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Diese finanzielle Unterstützung ist ein wichtiger Schritt, doch es muss noch mehr passieren in unserer Gesellschaft. Bessere Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und flexiblere Kinderbetreuung sind nur einige der Dinge, die Alleinerziehenden ihren schwierigen Alltag erleichtern würden. 

Finanzielle Hilfe für Alleinerziehende – Was steht mir zu?

Welchen Anspruch habe ich auf welche Zuschüsse? Wo und wie stelle ich meine Anträge? Gar nicht so einfach bei all den verschiedenen Ämtern und Formularen einen Überblick zu behalten. Eine sehr gute Übersicht bietet das Serviceportal des Bundesfamilienministeriums www.familien-wegweiser.de. Hier gibt es unter anderem einen Elterngeldrechner und eine Suchoption für das zuständige Jugendamt, bei dem Alleinerziehende den Unterhaltsvorschuss beantragen können.