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Baby-Tagebücher von Maike

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

37. Woche

Die Sache mit den Vorsätzen

Bisher hatte ich keine. Bis ich Mutter wurde ...

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

na? Was sind eure guten Absichten für das anstehende Jahr 2022? Schon alle verbalisiert, manifestiert und womöglich bereits gebrochen? Ich nehme mir nichts fürs neue Jahr vor, habe ich noch nie. Denn wenn schon, bin ich immer sofort für Dinge Feuer und Flamme. Da kann ich keinen Jahreswechsel abwarten. Und so werden Gewohnheiten entweder unterjährig umgesetzt oder eben gar nicht.

In diesem Jahr gab es allerdings genau zum Jahreswechsel schon einen großen Vorsatz. Oder zumindest eine Veränderung, die wir pünktlich 2022 einläuteten: Ich stille ab!
Wobei man da wohl eher sagen kann „wir stillen ab“. Denn auch Anton ist natürlich in den Prozess integriert und zwangsläufig hat es auch meinen Mann erwischt.

Das Abstillen ist für mich eine gruselige Sache. Wie eine riesige, dunkle, unbekannte Wolke hängt dieser Prozess über mir. Denn man hört ja die unterschiedlichsten Methoden:
Von Familien, die den harten Entzug fahren, indem die stillende Mutter - das Wochenende über verbarrikadiert - das Baby nicht an sich ranlässt. Und der Papa mit Kopfhörern das schreiende Kind stundenlang durch die Wohnung wippt.

Oder den Mamas, die vielleicht gerne abstillen würden, die Kinder aber „schlechte Esser“ sind und immer die Angst mitschwingt, dass nach der Muttermilch der Gewichtsverlust droht.

Gibt es Babys, denen es leichter fällt, auf das Stillen zu verzichten? Oder ist das alles eine Frage des Mindsets?

In jedem Fall verbinde ich mit dem Wort „abstillen“ rote, heiße, geschwollene Brüste. Schmerzen, wie beim Milcheinschuss damals vielleicht. Oder zumindest das drei Mal tägliche Duschen, damit die Milchreste ausmassiert werden können? Oder nehmen nicht auch ein paar Frauen eine sogenannte "Abstillpille"? Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr kriege ich Panik. Wie lange wird so etwas dauern? Wochen? Monate?
Ist unser Motto „kurz und schmerzhaft“ oder „lang und sanft“?
Und wenn man dann abgestillt hat, gäbe es doch einen Weg zurück, wenn plötzlich das Inferno ausbricht? Wie auch immer das dann aussehen würde? ...

Ihr merkt, das Thema bereitet mir Kopfzerbrechen.

Seit dem 23.12. und Antons oberem Schneidezahndurchbruch ist das Stillen an der rechten Brust irgendwie vorbei. Das war noch nie seine Schokoladenseite und entsprechend konnte er sie protestlos aufgeben. Irgendwie haben wir beide das mit den neuen Zähnchen nicht hinbekommen und gemeinsam beschlossen, dass die rechte Seite einfach passé ist. Perfekt! 50 Prozent sind also schon abgestillt. Und das ganz easy. Ohne Schmerzen in der Brust, ohne auslaufende Milch. Und vor allem: Ohne ein Baby, das protestiert. Anton kompensiert nicht mal die linke Seite mit dem Ausfall der rechten. Das hätte ich nicht erwartet.

Dadurch, dass die Nächte momentan wirklich super sind und Anton zudem auch noch ein guter Abendbrei-Esser ist, stille ich links nur noch 2x pro Nacht. Und diese Sessions sind auch noch knackig kurz. Entsprechend habe ich auch links 17 Stunden Stillpause tagsüber und verzichte mittlerweile auf Stilleinlagen und anlegefreundliche Oberteile.

Und um ehrlich zu sein, würde ICH gerne das Stillen beenden. Ich will meinen Körper wieder nur für mich haben. Und na ja, … um ehrlich zu sein, hätte ich auch gerne ein Wochenende nur für mich und meine Freundinnen. Mit einem Gläschen Wein oder zwei. Also auf jeden Fall ohne Anton. Ich weiß nicht, ob es Mütter gibt, die jetzt den Kopf schütteln über den Egoismus, den ich hier an den Tag lege. Denn ja, natürlich ist mir klar, dass Stillen noch immer das Beste für Toni wäre. Aber ich bin eben mehr als nur Mama. Und die junge Frau in mir will, dass es langsam aufhört. 9 Monate habe ich gestillt. Es ist Zeit für mich …

Nach dem Sondieren der Pro und Cons spricht es Willi am 31.12. dann aus: Er will es jetzt pushen! Er hilft mir nun, das Abstillen einzuläuten. Denn ja, ich denke auch, dass es mit einer „neutralen“ Person dann doch etwas leichter läuft. Natürlich kann ich auch nachts mit Anton durch die Wohnung spazieren und ihn eben nicht bei jedem Aufwachen intuitiv anlegen. Aber bei mir erwartet er sicherlich anderes als bei seinem Vater. Und außerdem schultern sich unruhige Nächte natürlich gemeinsam besser. Ich bin Willi wirklich dankbar, dass er so beherzt seine Zusammenarbeit anbietet. Und auch ein bisschen überrascht. Denn es gibt für meinen Mann keine größere Folter als Schlafentzug. Und dass er hier freiwillig einspringt, bedeutet mir viel.

Also kaufe ich Premilch und bereite alles vor, um bei der nächtlichen Weintirade meines Sohnes schnell reagieren zu können. Und ja, vielleicht fließt ein kleines Tränchen des Abschieds am Abend. Denn irgendwie habe ich es im Gefühl: Es wird klappen. Und damit ist eine Phase vorbei. Keine Phase, der ich groß hinterher weine. Aber eben eine Phase, in der mein Baby für viele, viele, viele Stunden mir ganz nah war.

Wir legen ihn um 22 Uhr in sein Bettchen und haben das Glück, dass Anton unterbrechungsfrei bis 1 Uhr nachts schläft. Willi schafft es mit viel „Scccchhh..“ und ein bisschen Streicheln, seinen Sohn wieder in den Schlaf zu wiegen. Um 3 Uhr scheint es dann aber der Hunger zu sein. Willi greift zum Fläschchen und ich luge aus der dunklen Ecke des Bettes verstohlen zu den zwei hinüber. Anton reißt den Mund auf und gönnt sich die komplette Flasche. Volltreffer. 30 Minuten dauert es im Anschluss noch, bis er wieder eingekuschelt im Land der Träume versinkt. Ich finde, eine gute Leistung. Danke, Willi.

Erst um 7.30 Uhr habe ich das Gefühl, meine linke Brust wird platzen. Und so ziehe ich dann doch das Baby zu mir hin und lasse ein paar Schlucke trinken.
Anton ist am folgenden Vormittag gut drauf und scheint überhaupt nichts zu vermissen. Ich bin ein bisschen verblüfft.

Willi darf heute – auch wegen der nächtlichen Aktion – ein bisschen ausschlafen. Ein paar Stunden später, am Frühstückstisch, erfreuten wir uns noch mal gemeinsam am erfolgreichen Testlauf. Irre, dass das so leicht funktionierte.
Das große Schreckgespenst ist gar nicht mehr so groß. „Das war so perfekt heute Nacht, das machen wir jetzt genau so einfach noch zwei-, dreimal“, - jauchze ich. Willi stellt die Tasse ab. „Noch zwei, drei Nächte? In denen ICH die Flasche geben muss?“ Ich habe das Gefühl, ich stehe auf dem Schlauch, denn die Nachfrage überrascht mich. Was hatte Willi denn gedacht? Oder reden wir gerade aneinander vorbei?
Ich frage noch einmal nach und sehe es in den Augen meines Mannes, die von Sekunde zu Sekunde mehr Schrecken preisgeben: Er dachte, es hätte sich mit der einen heldenhaften Nacht für ihn erledigt. Ich brauche ihn NOCH LÄNGER für dieses ominöse Abstillen? Er kratzt sich am Kopf.

Ich merke, dass nur für mich das Thema riesengroß, bedrohlich und erschreckend daherkam. Für Willi scheint es nicht mehr als eine geplante Flaschennacht gewesen zu sein. Wow.

Jetzt habe ich vielleicht doch einen Vorsatz fürs neue Jahr: Die Leichtigkeit meines Mannes übernehmen.

Bis nächste Woche!

Maike



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Kommentare von Lesern:

Maike06.01.2022 10:26

Liebe Melli,

Willi und ich haben eben so über deinen Kommentar gelacht. Scheinbar kennst du uns mittlerweile - und doch unbekannterweise - tatsächlich irgendwie. :)

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Melli, Mainz05.01.2022 21:49

Hallo Maike,
ich finde spannend, wie man euch mittlerweile so kennenlernt. Zuerst wundert man sich, dass Willi so bereitwillig mitmacht. Sein Schlafbedürfnis hattest du ja beschrieben. Und dann muss man lachen, weil die Geschichte eine Wendung nimmt, die auch zu euch passt.
Es macht viel Spaß dich zu lesen.
Liebe Grüße

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Kristin04.01.2022 17:20

Ach Willi, ach Maike, ich fühle es immer noch so sehr!

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In diesem Beitrag geht's um:

Abstillen, Stillen, Premilch