Von einem sehr schönen Wochenende und von meinem Durchschlafprojekt
Sonntagabend, nach acht
So, jetzt mal wieder ein rechtzeitiger Blogbeitrag. Während mein lieber Bruder samt Familie im Wohnzimmer auf der Couch „abhängt“ – sie kamen heute Nachmittag zu Besuch und bleiben ein paar Tage – hab ich mich mit meinem Notebook in die Küche verkrümelt.
Wir hatten als Familie ein wirklich schönes Wochenende. Ganz harmonisch. Ganz entspannend. Trotz des Regens. Trotz des grau-kalten Himmels. Ein Vorgeschmack auf den bevorstehenden November.
Schon am Freitagabend haben mein Mann und ich das Wochenende verheißungsvoll eingeläutet: gekocht, gekuschelt und gequatscht, während die Kinder brav schliefen. Mein Mann hatte die Kinder ins Bett gebracht, weil ich kurz nochmal fort war. Wie auch schon am Abend davor. Da musste ich zum Elternabend unserer Kita-Gruppe.
Es macht so vieles leichter, wenn sich „Papa“ jetzt immer mehr zutraut. Mittlerweile jammert unser kleiner Sohn nur noch kurz, wenn mein Mann oder ich ihn ins Bett legen und nach dem Gute-Nacht-Lied aus dem Zimmer gehen. Manchmal müssen wir noch ein bis zwei Mal zu ihm gehen, ihn streicheln und beruhigen. Dann schläft er.
Mein sanftes nächtliches Abstillen zeigt Erfolge. Das Stillen am Tag behalte ich natürlich weiterhin bei. Vollständig abstillen werde ich Johann, falls er nicht anderer Meinung ist, erst nach der Kita-Eingewöhnung oder nach dem kommenden Winter. Mal gucken. Unsere Stillbeziehung bleibt also erstmal weiterhin erhalten, wenn auch mit verändertem Rhythmus. Trotzdem ist es ja irgendwie der Anfang vom Ende. Seufz!
Doch nun sind die Nächte wieder mehr und mehr zum Schlafen da. Das hat schon bei der Großen super geklappt und scheint auch jetzt wieder zu funktionieren. Peu à peu habe ich in der letzten Woche die nächtlichen Stillmahlzeiten reduziert und unseren kleinen Sohn jedes Mal nach dem Stillen wieder in sein Bettchen, welches noch neben meinem steht, gelegt. Heute Nacht hat er es geschafft, nur einmal um halb zwei in der Nacht trinken zu wollen. Wie immer war er kurz nach sieben eingeschlafen. Morgens stille ich ihn dann noch einmal gegen sechs bei mir im Bett und wir stehen auf. Heute war schon um halb sechs die Nacht vorbei. Dachte ich zumindest. Aber dann schliefen wir beide noch einmal aneinander gekuschelt bei mir im Bett ein. Auch gut!
Ich hoffe, das nächtliche Trinken kann ich immer weiter nach hinten hinausschieben, so dass er bald ohne Stillen durch die Nacht kommt. Eventuell muss mir dabei auch mein Mann helfen. Mal gucken! Sicherlich werden es dann am Anfang keine ganzen 12 Stunden Babyschlaf sein, aber mit 8 bis 10 Stunden Durchschlafen kann er bestimmt auch leben. Ich auf jeden Fall! Von Vorteil ist, dass sich Johann sehr gut durch meine Stimme und durch Streicheln beruhigen lässt. Er ist ein sehr kuschliges Baby. Von Anfang an. Händchenhalten, Köpfchenstreicheln entspannen ihn total. Dadurch akzeptiert er die „Brustverweigerung“ jedes Mal schneller. Aber es liegt bestimmt auch an meiner inneren endlich gefundenen und sehr entschiedenen Haltung. Wie immer eben. Es kommt nicht darauf an, was man tut sondern dass man von seinem Vorhaben überzeugt ist. Und ich bin davon überzeugt, dass es für alle so gut ist. Auch für meine Liebesbeziehung zu meinem Mann. Wir müssen wieder zueinander finden. Ohne stillendes Baby in unserem Bett.
Unser Wunsch ist es in naher Zukunft, Johann in das Kinderzimmer zu seiner Schwester auszuquartieren. Sie wünscht es sich sehr. Mal gucken, ob das Vorhaben gelingt.
Interessanterweise merke ich aber, je mehr Schlaf ich jetzt bekomme – vor allem richtig tiefen Schlaf – umso müder bin ich beim Aufwachen bzw. umso schlechter werde ich nachts überhaupt wach. Manchmal reicht auch schon mein gleichbleibendes nächtlichen Baby-Mantra: „Ich bin da. Leg dich wieder hin. Schlaf, Mäuschen!“, damit er zurück in den Schlaf fand. Babys verstehen schon viel:)
Aber dazu noch eine kleine Anekdote: Als vorgestern Nacht Johann nicht wie sonst gegen vier Uhr morgens wach wurde sondern weiterhin genüsslich und tief schnarchte – der Schnupfen ist noch nicht ganz weg – lag ich plötzlich wach und fand keine Schlaf. Ich sehnte mich nach seinem kleinen Babykörper neben meinem. Erhalte ich also auch gerade synonym zum Abstillen eine Art Lektion im „Ab-Kuscheln“?
Ich brauche aber bestimmt nicht zu erwähnen, dass jetzt der Schnuller von Johann wieder sehr im Einsatz ist. Auch sein Interesse an meiner Brust tagsüber ist wieder sehr gestiegen. Kein kurzes Schluck-Schluck und dann Umherschauen mehr; sondern sehr ausgiebiges Trinken und Kuscheln.
Heute waren wir als Familie in einem wunderschönen Café frühstücken. Sonntag in Berlin genießen. Unsere Kinder haben sich vorzüglich benommen – trotz vieler Menschen und großer Lautstärke. Sie haben ordentlich gegessen und sind am Tisch geblieben. Johann war nur einmal kurz unterwegs, um die Zuckerdose in eine Ecke genauer zu inspizieren. Ich finde, man kann nicht früh genug anfangen, die Kinder an Restaurantbesuche zu gewöhnen. Für unsere Große, die immer gern isst, ist es jedes Mal ein Highlight, etwas Leckeres von der Karte aussuchen und bestellen zu dürfen, was es zu Hause normalerweise nicht gibt. Auch im „Baby-Auf-Einem-Zugeklappten-Toilettendeckel-Wickeln“ bin ich beim zweiten Kind schon Profi. Denn auch im schönen Prenzlauer Berg ist nicht immer alles ganz kinderfreundlich eingerichtet.
Nach dem Frühstück schlenderte ich noch mit dem Kinderwagen über einen meiner früheren Lieblingsflohmärkte auf dem Arkonaplatz. (Etwas Schleichwerbung darf ruhig sein.) Ich war so viele Jahre nicht hier. Aber er ist noch immer unaufgeregt schön mit vielen kleinen Ständen. Ich habe nicht nur schöne Kleidchen für die Große entdeckt, sondern sogar für mich - wie in früheren Studententagen - etwas sehr Schönes zum Anziehen gefunden. Dabei fiel mir ein, dass ich jetzt schon seit 20 Jahren in Berlin wohne (minus vier Jahren Auslandsaufenthalt). Mann, wie die Zeit vergeht. Ich habe gerade auch ein Treffen meiner damals mir nahestehenden Kommilitonen für November angeleiert. Wir waren damals eine ziemlich illustre Gruppe. Vor 20 Jahre Studien- und Berlinanfang. Das weckt viele Emotionen. Es wird bestimmt viel zu erzählen geben. Mal gucken, wie Johann den Tag mit Papa allein überstehen wird. Ich werde es berichten.
Johann schlief auf dem Trödelmarkt tief und fest. Wurde nur einmal kurz, er war plötzlich in eine Menschentraube gehüllt als ich gerade in einem Karton kramte, wach. Auf dem Heimweg entdeckte ich viele neue oder luxussanierte Häuser. Wahnsinn, wie sich das Stadtbild immer wieder ändert. Auf der einen Seite wird Berlin kaputtgespart – „abgeranzte“ Schulgebäude und schäbige Bezirksämter und gleichzeitig entstehen überall neue wahnsinnig moderne und schicke Häuser.
Übrigens nimmt unser Baugruppen-Projekt immer mehr Form an. Ich war gestern Abend nochmal mit meiner Schwägerin in unserer neuen Wohnung. Ich bin vor allem auf die Kinderzimmer gespannt. Bin auch neugierig, wie Johann und die Große die Innentreppen später meistern werden.
Nochmal kurz zu Spitzbube Johann: Gestern interessierte er sich sehr für meine Perlenohrringe. Die hatte ich seit Johann da ist, noch nie drin. Ich hatte ihn gerade auf dem Schoß und gucke mit meinem Mann etwas im Netz nach, da zog er plötzlich so kräftig dran. Einen Ohrring hatte er sofort in der Hand und stopfte ihn, so schnell es ging, in den Mund. Bloß nicht Mama ranlassen sondern sie schelmisch angrinsen! Mann! Unser WLAN-Kabel hat er gestern auch entdeckt. Hatte mich schon gewundert, warum es plötzlich so ruhig im Flur war. Er ist wirklich sehr neugierig.
PS: Jetzt ist es Montagmorgen. Gegen sechs. Während Johann gerade die Stühle durch die Küche schiebt, schreibe ich meine letzten Gedanken auf. Die Nacht war weniger gut. Wieder zwei Mal stillen. Und kurz vor sechs war die Nacht vorbei. Aber wie heißt es doch so schön: Ein Schritt vor und zwei zurück. Ich bleibe trotzdem an meinem Projekt dran.
Schöne Woche euch!