Sorgen und Nöte - Viel Freude und Spaß - Joe wurde 8 Monate alt
Der kleine Joe ist nun getauft, wurde acht Monate alt, hat das Krabbeln erlernt und seine Brüder kümmern sich rührend um ihn. Ich schätze, das wird sich bald ändern, wenn Joe seine zaghaften Fortbewegungsversuche weiter ausbaut und vermehrt ins Geschehen eingreift. Ich stelle mir gerade vor, wie er völlig unbedarft langsam in Richtung des mühsam fast bis zur Zimmerdecke reichenden Legoturms krabbelt und dann mit seinen kleinen Händchen dagegen patscht. Da werden wir wohl alle durch müssen.
Als ich den kleinen Joe gestern Abend mal wieder auf dem Arm schunkelnd versuchte zum Einschlafen zu bewegen, fiel mein Blick auf seine kleine nackten Füßchen und ich dachte so bei mir, wie klein, wie zart, wie unschuldig, wie schutzbedürftig so ein Baby doch ist. Füße, die noch nie auf dem Boden gestanden haben und doch noch so viele Schritte vor sich haben.
Ich erinnerte mich, wie winzig er war, als er auf die Welt gekommen ist – im Vergleich zu jetzt eben. Die große Freude und Erleichterung ein gesundes Kind auf die Welt gebracht zu haben. Also natürlich eher Anna, ich durfte ja dank technischer Defekte am Geburtsbett nur die Rückenlehne spielen. Die Sorgen während der Schwangerschaft, die Ungewissheit, wie das so wird mit drei Kindern.
Rückblickend würde ich sagen, an guten Tagen ist es weit weniger stressig, als ich befürchtete, an nicht so guten Tagen dagegen weitaus schlimmer. Sicher kommt da die Doppelbelastung von Arbeit, Haushalt und Familie dazu, die sowohl Anna als auch mich betreffen. Einer muss immer noch abends oder am Wochenende arbeiten. Da bleibt so wenig Zeit für Hobbys, Sport, Zweisamkeit oder einfach nur Nichtstun. Ich hoffe nur, dass wir unseren Kindern genügend Zeit widmen können.
Dabei finde ich es momentan schwierig, den passenden Zeitvertreib mit allen dreien zu finden. Mit Amadeo würde ich manchmal mehr zu zweit machen. Momentan hat er das Schachspielen für sich entdeckt. Nur wenn ich mit ihm eine oder mehrere Partien spielen will, kann ich mich nicht um die beiden anderen kümmern. Oder Emilio häufiger ein Buch vorlesen. Was er gut findet, fasziniert Joe natürlich noch nicht und Amadeo langweilt sich, weil es ihm zu einfach ist.
Mit den beiden Großen kann ich schon richtig etwas unternehmen, aber dann muss häufig ja auch Joe noch mit. Amadeo und Emilio finden es toll, wenn sie mit Laufrad, Roller oder Fahrrad mit mir auf dem Skateboard zum nahen Segelflugplatz düsen können um dort ein Eis zu essen. Aber dann muss noch Joe mit. Mit Kinderwagen ist man eben nicht ganz so sportlich unterwegs und wenn Joe nicht gut drauf ist, müssen wir den Spaziergang auch ab und an früher abbrechen. Das passt Amadeo und Emilio natürlich gar nicht. Mir auch nicht, aber ich weiß natürlich, dass es Joe nicht aus böser Absicht macht. Er ist eben noch ein Baby. Und auch mit ihm würde ich gerne mehr entspannte Zeit verbringen.
Da schließt sich sozusagen wieder der Kreis meiner Gedanken. Ein einfach liebenswertes kleines Baby, das sich voll und ganz auf Mama und Papa verlässt. Und dieses Vertrauen will ich nie enttäuschen. Ich finde es auch immer unglaublich, mit welchem Vertrauen sich Emilio von seinem Hochbett oder einem Kletterturm herunter in meine Arme fallen lässt. Diese Gewissheit, aufgefangen zu werden, die möchte ich allen Dreien erhalten. Stolpern oder Hinfallen werden sie sicherlich noch genug in ihrem Leben. Das gehört einfach dazu. Hauptsache, sie stehen immer wieder auf. Und solange ich kann und sie wollen, werde ich auch dabei helfen.
Der eine oder andere Leser wird es vielleicht schon vermutet haben – dies hier ist heute mein Abschiedseintrag vom Tagebuch. Nach einem Jahr wird es an der Zeit, die wöchentlichen Erfahrungsberichte zu beenden. Ich tue das mit einem lachenden und weinenden Auge. Es hat mir Spaß gemacht, über meine Erfahrungen zu schreiben, es hat mir auch oft geholfen, meine Gedanken zu sortieren und es war schön, in Gedanken noch einmal eine Woche Revue passieren zu lassen.
Ich gebe aber auch zu, dass ich manchmal nicht so richtige Lust hatte. Das lag sicher daran, dass es schon so viele Termine und Pflichten gibt, und dann so ein wöchentlicher Fixtermin einfach eine weitere – wenn auch kleine – Verpflichtung darstellt. In den letzten Wochen habe ich gemerkt, dass es mir immer schwerer fällt, wirklich Neues zu berichten. Irgendwie schien mir alles Wesentliche schon einmal gesagt zu sein und es tauchte immer nur in neuen Nuancen auf.
Ich denke aber, dass das ganz normal ist. Am Anfang ist ja mit einem Neugeborenen jeder Tag ein Abenteuer. Die Entwicklungsschritte sind riesig, alles ist neu, vieles muss sich finden. Nach ein paar Monaten verlangsamt sich diese Entwicklung, was vielleicht auch ganz gut so ist. Bestimmt wird es neue Herausforderungen geben, vor allem im Zusammenleben, wenn Joe laufen kann, wenn Amadeo in die Schule geht, wenn Emilio ein Jahr älter ist. Aber wie gesagt, für ein wöchentliches Tagebuch glaube ich einfach nicht mehr genügend Interessantes erzählen zu können. Und wie heißt es doch schön: „Wenn es am Schönsten ist, …“
Ich möchte mich bei allen Lesern, die mein Tagebuch verfolgt und mit vielen hilfreichen und aufmunternden Kommentaren bedacht haben, ganz herzlich bedanken.
Jetzt fällt es mir doch schwerer als gedacht, aber trotzdem:
Tschüß und Euch allen wünsche ich eine gute Zeit.
Euer Fritz