Über unser Osterfest, Eddies neue Fähigkeiten und endlich hat er seinen ersten Zahn.
Hallo,
ich wollte ja noch berichten, wie unser Osterfest verlaufen ist. Eigentlich war mir gar nicht so nach Ostern. Es war einfach plötzlich da. Ein Tag von vielen. Ella hatte es auch erst geschnallt als ich ihr am Samstag Abend vor dem Einschlafen erzählte, dass morgen der Osterhase kommt und ihr vielleicht etwas da lassen würde. Ihr Nest hatte ich ziemlich offensichtlich auf dem Balkon versteckt. Hinter einem Blumentopf. Für Ella brachte der Osterhase eine Elsapuppe und ein kleines Mitnehmspiel. Es dauerte trotzdem ein bisschen, bis sie das Nestchen gefunden hatte. Eddie bekam eine kleine Krabbelrolle, die ihm sichtlich Spaß bereitet. Überhaupt war der kleine Brummer an diesem Morgen der erste gewesen, der wach war. Er lag freudig strampelnd und quiekend im Beistellbettchen und lachte mich an, als ich nach ihm schaute. Er hatte durchgeschlafen, was bedeutet, dass er nur einmal nachts um 4 Uhr zum Trinken wach geworden war. Kaum vorstellbar nach den letzen Wochen, in denen er mich ganz schön gefordert hatte und ich schon die Hoffnung verloren hatte, dass er jemals wieder länger als zwei Stunden am Stück schlafen würde. Er hatte den berühmt berüchtigten 4. Schub erlebt. Der einige Wochen dauerte und ziemlich quengelige Babys zur Folge hatte. Eddie war wie ausgetauscht. Fröhlich und uns war aufgefallen, dass er auf einmal neue Fähigkeiten hatte. So krass war mir das gar nicht in Erinnerung gewesen. Wir hatten ihn vor einiger Zeit einen Spielebogen für den Babyaufsatz am Stühlchen besorgt. Bis jetzt hatte er eigentlich kaum Interesse gezeigt. Lediglich ein bisschen gelangweilt an den Strippen gezogen. An Ostersonntag quietschte er aufgeregt in seinem Stühlchen vor sich hin und zog an allen Strippen, drehte an den Eulen und schaffte es sogar ganz allein die Musik einzuschalten. Total verrückt. Auch konnte er Gegenstände gezielt greifen von einer Hand in die andere geben und in der Nase bohren. Jedenfalls hatte er es diese Woche noch geschafft, seinen Finger in einem Nasenloch zum Popeln zu versenken. Nachdem wir dann am Sonntag ausgiebig gefrühstückt hatten, machen wir uns mit den Rädern auf. Damit mein Mann glücklicher war, durfte er mal das Elektrofahrrad benutzen. Ich nahm mein Altes. Er konnte trotzdem nicht Schritt halten. Wenn ich etwas gar nicht mag, dann ist es langsam fahren mit dem Rad. Ich habe immer das Bedürfnis, schnell am Ziel sein zu wollen. Wir fuhren in die Gegend in der ich aufgewachsen war zu einem Eisladen. Seltsamerweise durften Eisläden noch öffnen. Es bildete sich bereits eine lange Schlange. Als Eddie merkte, dass es nicht mehr weiter ging, wachte er auch und wurde etwas ungehalten. Er wollte stillen. Jedoch ist stillen mit Eddie seit einiger Zeit so eine Sache. Es geht eigentlich nur auf dem Sofa oder im Bett. Wenn wir irgendwo sind, ist er zu aufgeregt. Guckt in der Weltgeschichte herum, findet plötzlich die Brust nicht mehr. Das hat zur Folge, dass er sehr wütend wird und anfängt zu weinen. Dadurch werde ich auch ungeduldiger. Eddie weinte im Park, in dem ich früher immer mit dem Kindergarten Sport gemacht hatte, so sehr, dass wir die Sache abbrechen mussten. Wir schlangen also unser Eis hinunter und sprangen auf die Räder und waren im Nu wieder in der Stadt. Dort fanden wir den nächsten Eisladen. Weil er so einsam und verlassen wirkte, wollten wir den örtlichen Händler unterstützten und gönnten uns gleich noch eine Kugel. Wir waren immerhin 20 Kilometer geradelt.
Die kommende Woche verlief anschließend zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Wir hatten die meiste Zeit auf dem Balkon verbracht. Die Samen, die ich mit Ella gesät hatte, waren inzwischen gekeimt und an einigen Stellen waren schon kleine Pflanzen zu erkennen. An einer Erdbeere war sogar schon eine Blüte zu finden. Eddie bespaßte sich auf seiner Krabbeldecke und Ella spielte meistens mit ihrer Elsa oder ihrem Puppenhaus. Es war ein bisschen wie Urlaub, nur das Meer fehlte uns. Das war einer der Gründe, warum ich gern in unsere Wohnung ziehen wollte. Der idyllische Balkon. Wir saßen auf der Bank und schauten entspannt in den Innenhof. So hätte es immer sein können. Wenn wir raus gingen, nahm Ella meistens das Laufrad und Eddie lag im Wagen auf dem Bauch. Das Wetter war herrlich. Es waren so viele Leute unterwegs, dass die Ausgangsbeschränkungen in weite Ferne rückten.
Überhaupt wurde mir dieses blöde Corona so langsam egal. Ich schaute keine blöden Nachrichten mehr über Fallzahlen und Todesfälle und Beschränkungen, die weiterhin erhalten blieben. Ich ärgerte mich nur über mich, dass ich so gern die Kommentare der Leute im Internet laß. Dass man sofort gefragt wird, warum man Kinder in die Welt gesetzt hat, wenn man sie doch eh nur fremd betreuen lassen will. Die sozialen Medien meide ich inzwischen. Sozusagen social Distancing.
Dann erreichte uns noch eine tolle Nachricht. Eddie wird der jüngste Kleingärtner in der Gartenkolonie. Wir haben die Zusage für unseren Garten. Es ist der Garten 56 geworden, der so hübsch gepflegt war und eine große Laube besaß. Wir müssen nur noch ein paar Pflanzen besorgen. Zwei Stachelbeerbäume sind schon besorgt, genauso wie die Möhren, die ich für Eddies Brei einpflanzen möchte. Das sind dann echte super Bio-Möhren aus eigenem Anbau. Es ist toll zu sehen, wie man die Früchte ernten konnte, die man irgendwann gesät hat. Obwohl es noch ewig dauern wird, bis der erste Apfel am Apfelbaum wachsen wird, den wir noch pflanzen möchten. Ella habe ich schon eine Matschküche besorgt und einen Sandkasten für Eddie. Wenn ich darüber nachdenke, kann ich es kaum erwarten endlich los zu legen. Auch wenn es nicht einfach wird all die Blumen zu besorgen, die ich gern möchte. Es soll ja nur einer einkaufen gehen und mein Mann ist schon beim Wort Schmetterlingsflieder überfordert. Das Beste wird es sein, alles im Internet zu bestellen und anschließend abzuholen.
Am Samstag hatte es Eddie endlich geschafft seinen ersten Zahn heraus zu schieben. Mein Hasenzahn hat jetzt einen Hasenzahn mit dem man sogar kräftig beißen kann. Mit seinem Zahn ist der zum kleinen Barracuda mutiert. Weil mein Mann am Wochenende arbeiten musste, trieben wir wieder das übliche. Auf dem Balkon spielen, raus gehen und Arielle die Meerjungfrau angucken, oder Aladdin oder oder oder.
Weil ab nächster Woche die Geschäfte wieder öffnen sollen, möchten wir gern Ella ein Fahrrad kaufen. Das wollten wir schon so lang und dann war alles geschlossen. Weil sie im Winter Geburtstag hat wollten wir bis zum Frühling warten und sie sollte sich selbst eines heraus suchen. Jedoch gibt es ab Montag Maskenpflicht in Sachsen. Masken gibt es kaum zu kaufen. Sind sehr überteuert. Meine Schwester in Baden- Württemberg näht schon für uns was das Zeug hält. Bestellt habe ich auch welche, doch keiner weiß wann die ankommen. Was ich von der Pflicht halte, braucht man mich nicht zu fragen. Ich habe Ella erzählt, dass man mit Maske ein Räuber sein kann. Mal sehen ob es klappt. Kinder unter 6 Jahren sind zwar von der Pflicht befreit, jedoch nur, wenn es wirklich nicht anders geht.
Mein Mann sagte letztens am Küchentisch, dass wir irgendwann darüber lachen werden. Wir werden zu Eddies Kindern sagen: „Wisst ihr was? Als euer Papa noch ein Baby war, da war’s draußen total verrückt. Wir mussten zu Hause bleiben und draußen Masken tragen. Das war einfach eine verrückte Zeit!“
In diesem Sinn wünsche ich euch eine schöne Woche.
Liebe Grüße, Marie
Foto: Privat
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