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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Kristina

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

Nachbericht

4. Kinderwoche: Wochenbettzeit

Mein jüngster Sohn ist nun schon fast 4 Wochen alt. Wenn ich ihn so ansehe, kann ich es kaum fassen, dass die Geburt nun schon so "lange" zurück liegt.

Mathias ist wirklich wunderbar. Er hat noch immer die schwarzen Haare meines Mannes und seine Haut ist so schön weich. Er wacht nur einmal nachts auf, weil er Hunger hat. Und auch sonst schläft er viel. Wenn er wach ist, schaut er meist ganz friedlich um sich und lächelt uns an. Aber ich bin realistisch. Das kann sich auch schnell ändern. ;o)
Ich habe keine Probleme mit dem Stillen. Vor einem Milchstau oder wunden und blutenden Brustwarzen hatte ich nämlich mächtig Angst. Das macht mir meine Situation natürlich viel leichter.

Meine Narbe verheilt nur zögerlich. Jedenfalls schmerzt sie noch und manche Bewegungen sind unangenehm. Es ist und bleibt eben eine große Bauchoperation. Natürlich kann ich meine alten Hosen noch nicht anziehen. Ich freue mich deshalb sehr darauf, wenn die Zeit kommt, in der ich wieder Sport machen darf. Der Kleine nimmt gut zu (aktuelles Gewicht: 4450gr). Und es ist ein schönes Gefühl, nun sagen zu können "meine Kinder". Erst jetzt fühle ich mich als Familie vollständig, obwohl unser Kinderwunsch noch nicht abgeschlossen ist. Ich denke noch immer, dass Geburt und Schwangerschaft toll sind.

Der "große" Bruder macht sich in seiner neuen Rolle wunderbar. Er streichelt Mathias und will ihn immer auf den Arm nehmen. Aber er versucht auch alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und fordert unsere ganze Kraft. Er pieselt manchmal wieder in die Hose und ist sehr anlehnungsbedürftig. Aber wenn ich ihn neben Mathias sehe, bemerke ich erst, was drei Jahre in einem Menschenleben ausmachen. Er ist im Sommer ein Kindergartenkind. Wo ist nur die Zeit geblieben?

In den ersten beiden Wochen nach der Geburt war ich gut versorgt. Mein Mann hat mir köstliche Salate zubereitet und aufgeräumt und auf unseren älteren Sohn geachtet, während ich schlafen konnte. Na ja, gegessen, geduscht und gestillt habe ich natürlich auch.

Meine Schwester war zwei Mal bei uns, um uns zusätzlich zu helfen. Sie war mit Florian auf dem Spielplatz oder einkaufen. Einmal hat sie ganz selbstverständlich gekocht und geputzt. Wir hatten natürlich auch schon anderen Besuch. Und von unserem kleinen „Speckmann“ gibt es nun unzählige Fotos.

Ich bin wirklich dankbar für Florian und Mathias und mir darüber sehr bewusst, dass es ein Geschenk ist, sie zu haben! Ich schaue sie an und weiß, dass ich sie über alles liebe.
Das hat allerdings nichts mit meiner Trauer über diesen zweiten Kaiserschnitt zu tun. Trauer ist ein Heilungsprozess, den man braucht, um ein Trauma zu überwinden. Und ich will versuchen, das anzunehmen, ohne für immer in Enttäuschung und Tränen unterzugehen.

Ich sitze jeden Tag da und denke daran, dass diese Geburt nun vorbei ist.
Ich wollte immer mit 30 zwei Kinder haben. Dieser Wunsch hat sich erfüllt und der Preis dafür war hoch.

Gestern war meine Hebamme zum letzten Mal da und es ist mir so schwer gefallen, sie gehen zu lassen. Ich weiß noch, wie ich das erste Mal im letzten Sommer mit ihr telefoniert habe. Da lag ich mit strenger Bettruhe und Blutungen im Krankenhaus. Fast 9 Monate hatten wir einen engen und intensiven Kontakt. Ich habe ihr immer vertraut.
Und sie hat mir so geholfen. Nie hat sie mir gesagt, ich soll bloß froh sein über die beiden gesunden Kinder. Sie hat mich immer sehr ernst genommen in meiner Trauer. Kein Gespräch war oberflächlich. Sie saß einfach da und hat mich verstanden, ohne je die gleiche Erfahrung gemacht zu haben. Bei ihr hatte ich immer das Gefühl, mich nicht dafür entschuldigen zu müssen, dass ich mit dem Ausgang der Geburt hadere. Und wenn ich noch mal ein Kind bekomme, werde ich sie wieder anrufen.

Aber das braucht noch Zeit. Ich bin es mir, meinen beiden und auch den nachfolgenden Kindern schuldig, erst diese Geburt zu verarbeiten und abschließen zu können, bevor ich noch ein weiteres Mal schwanger werde. Und das wird viel Zeit und Kraft kosten.
Dieser Kaiserschnitt ist unwiderruflich. Er kann durch nichts ungeschehen gemacht werden. Er klebt an mir dran und ich kann ihn nicht einfach abstreifen wie eine alte Jacke. An manchen Tagen scheint er mich aufzufressen. Er zwingt mich in die Knie. Und wie schnell ich auch renne, ich kann davor nicht weglaufen.

Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit gewesen, darauf zu warten, dass der natürliche Wehenbeginn einsetzt und diesem Kind die Möglichkeit zu geben, den Weg zu nehmen, den seit so langer Zeit schon so viele andere Kinder zuvor auch schon gegangen sind.

Ich würde mir wünschen, dass der Kaiserschnitt in unserer Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit findet. Damit meine ich nicht die Diskussion über Wunschsectios. Ich glaube aber, dass dieser operative Geburtsweg noch immer ein viel zu selbstverständliches und gefärbtes Gesicht hat.

Seit Montag geht mein Mann wieder arbeiten. Ich hatte riesige Angst davor, mit den Kindern allein zu sein. Vom Gefühl her dachte ich, dass mir die Kraft fehlen würde, neben meinen düsteren Gedanken auch noch für die beiden da zu sein. Aber das klappt zwangsläufig gut.

Ich habe ja auch gar keine andere Wahl.

Oft bin ich bis nachmittags im Schlafanzug und habe noch nichts gegessen, aber meine Söhne sind zufrieden. ;o)

Bis dann,

Kristina



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