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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
26. Schwangerschaftswoche

Die Geister, die ich rief

Kaum erwähne ich die „Ersatzbank“ im Nebensatz, so flüstert sie mir schon vielsagend zu. Doch diesmal bin ich vorbereitet.

Einen wunderschönen guten Abend liebe Leser:innen!

Ich hoffe, Ihr hattet ein paar ruhige Ostertage. Bei uns war es sehr ruhig – Dank Corona…
Und verrückt zugleich. April, April, der weiß nicht, was er will. Heute wusste der liebe Monat wirklich nicht wohin mit sich und dem Wetter. Wir hatten ALLES! Sonnenschein, graue Wolkendecke, Regen, Hagel und Schnee! Ja, es hat doch tatsächlich geschneit. Gerade als wir dabei waren unseren Schlumpf bettfertig zu machen, gab es ein richtiges Schneegestöber. Und hin war die Ruhe und er hopste nur aufgeregt auf dem Arm herum „‘nee! ‘nee! ‘nee!“. Das tat schon fast im Herzen weh, ihn vom Fenster wegzuholen, wohlwissend, dass der Schnee nicht bis morgens liegen bleiben wird…

Gestern waren meine Schwiegereltern da und wir haben anderthalb Stunden in unserer Einfahrt und auf der Straße verbracht. Das etwas andere Osterfest – mal wieder.
Gute Neuigkeiten gab es aber auch. Meine Eltern haben einen Impftermin bekommen. Diese Woche gab es aus welchen Gründen auch immer eine zusätzliche Fuhre Impfstoff in NRW für deren Altersgruppe und nach viel hin und her und ob man das nun mit diesem Impfstoff angehen sollte, sind sie nochmal ins Gespräch mit ihrem Arzt gegangen, haben die aktuellen Informationen recherchiert und dann einen Termin vereinbart und auch Glück gehabt.
Mein Schwiegervater, der ebenfalls in die Altersgruppe fällt, hat sich dagegen entschieden. Ich war ein wenig enttäuscht. Irgendwie setzt man doch viel Hoffnung in die Impfung und darin, dass die, denen es zur Verfügung steht, die Chance nutzen. Ich fand es beruhigend zu wissen, je mehr Erwachsene im direkten Umfeld geimpft sind bevor das Kleine kommt. Aber gut, abwarten und weiterschauen. In der Theorie sollen ja auch Kontaktpersonen von Schwangeren prioritär behandelt werden, aber bis dahin ist unser:e Spion:in bereits auf der Welt, fürchte ich.

Kuriose Zeiten und heute Abend kam mir plötzlich der Gedanke, stellt Euch vor, wie wäre das gewesen, wenn unser Schlumpf im gleichen Modus ein Jahr später auf die Welt gekommen wäre. Mein Mann meinte dazu nur „manche Szenarien sollte man nicht durchdenken“. Recht hat er.

Diese Woche waren wir auch wieder viel im Garten. Und auch wenn es nach wie vor aussieht wie ein riesen großes Chaos, kommen wir tatsächlich weiter. Dazu muss ich, glaube ich, noch die Geschichte erzählen, wie wir zu diesem Garten kamen. Unser Schlumpf kam in Köln zur Welt und zu der Zeit wohnten wir auch mitten drin. Aktuell wohnen wir etwas außerhalb, aber gehören mehr oder weniger noch zu dem Dunstkreis Kölns dazu. Wir hatten ewig nach Eigentum geschaut und hatten zwischenzeitlich auch an Bauen gedacht, aber keine Chance. Unser Budget, was wir schon als seeeeeehr beachtlich einstuften, schien ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man sich die Mondpreise der Grundstücke anschaute. Und wenn man in Sachen bauen dann auch noch Kreativität und eigene Ideen an den Tag befördert, sollte man in Köln mit Gold in der Hand geboren werden. Wir hatten uns daher eigentlich damit eingerichtet, dass wir im Verlauf des ersten Lebensjahres nach einer neuen Wohnung suchen (unsere Vermieter hatten Eigenbedarf angemeldet) und weiter zur Miete in Köln wohnen würden.

Und dann kam es ganz anders. Vielleicht gibt es Karma wirklich. Who knows. Aber etwa einen Monat nach der Geburt flippte ich durch meine ganzen Apps auf dem Handy. Denn – und das werden bestimmt viele bestätigen können auch ganz ohne Erinnerungsverluste – kaum ist so ein Wurm da, wusste ich eine Woche später nicht mehr, wie es jemals ohne ihn gewesen war. Zudem bestand meine Erinnerung ja tatsächlich aus vielen schwarzen Szenen, die hier und da durchsetzt waren. Einen Tag vor seiner Geburt waren Europawahlen gewesen - das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm. Egal, ich flippte also durch die Apps, um zu schauen, welche ich denn in der Woche offen hatte und ob es da was neues gab und kam unter anderem auf die Immobilien-App. Und ohne große Hoffnung schaute ich dort mal rein, welche tollen Häuser angeboten wurden und wir verpasst hatten. Ganz am Ende der Seite wurden dann noch weitere Angebote eingeblendet, die nicht 100% meinem Profil entsprachen. Und ein Foto sprang mir ins Auge (vom Garten ;-)) und ich reichte das Handy nur meinem Mann weiter und sagte im Scherz: „Schau mal, sieht wie Urlaub aus. Wollen wir nicht dahinziehen?“ Er schaute sich die Anzeige an und war begeistert (nie, nie im Leben hatte ich mit der Reaktion gerechnet). Wir beide haben schon nicht immer den gleichen Geschmack und dann entsprach das Haus so gar nicht das, was wir im Blick hatten. Es ist verklinkert, hat ein Satteldach, ist eher schmal und lang als quadratisch gebaut und ja, das Angebot schien irgendwie: too good to be true.

Wir haben kurzerhand dorthin geschrieben, dachten, dass, wie schon so oft, wir zu spät wären; warteten ungeduldig anderthalb Tage auf eine Antwort; vereinbarten dann einen Termin für Freitagsnachmittag und samstagmorgens um 5 Uhr, als der Schlumpf nach Milch verlangte, schauten wir uns an und waren uns einig: wir machen das. Das war wirklich wahnsinnig verrückt und wir hatten einfach Glück und einen tollen Verkäufer. Der wurde nämlich regelrecht belagert, was bei dem Haus und Grundstück verständlich ist, aber hat sein Wort gehalten, dass wir die ersten mit vereinbarten Termin wären und wenn wir uns dafür entscheiden, dass wir den Zuschlag bekommen. Und er hat sich trotz Versprechen auf Prämien anderer Interessenten daran gehalten. Zudem ist er Bauunternehmer, hatte das Haus selber gebaut und hatte das Ziel gesetzt, dass er zwar nichts am Preis machen würde (hatten wir auch gar nicht erfragt), aber er würde das Haus so übergeben, dass keine Renovierungen mehr notwendig sein würden.

Und so zogen wir, als der Schlumpf genau 3 Monate alt war in unser eigenes Haus…mit Garten. So richtig wunderbar spießig – hahaha. Und während alle angrenzenden Gärten die Ordnung in Person zu sein scheinen, ist bei uns halt Wildwuchs angesagt. Zum einen mag ich das und zum anderen hat uns der Schlumpf auch effektiv von vielen vielen Arbeiten abgehalten, die wir eben jetzt mit ein Jahr Verzug aufholen müssen. Letztes Jahr war der Kleine schon so mobil, dass er partout nicht im Schatten bleiben wollte, so dass man praktisch zu nichts kam. Dieses Jahr ist er schon mobil genug auch mal selber zu buddeln und den Garten in der Nähe zu erkunden, so dass man ein Auge auf ihn hat und er bleibt auch im Schatten, wenn man ihn darum bittet, was letztes Jahr einfach gar nicht funktionierte außer man setzte sich eben zu ihm.

Und nun komme ich über viele Umwege zum Punkt ;-). Entschuldigt: Die Ersatzbank, die Reservebank, die Zuschauertribüne oder wie man sie auch nennen mag. Diese Woche hat sich ein Schalter umgelegt. Ich hatte das erste Mal Sodbrennen, finde abends schwieriger in eine Position, die angenehm ist und der Bauch fühlte sich mehrfach wie ein Ballon an…

Ja, da bin ich ja wahnsinnig weit gekommen. Denn genau dann schrie unser Sohn und ich habe die Nacht bei ihm verbracht. Irgendwie war der Wurm drin. Deswegen muss es jetzt noch schnell gehen.

Also wo war ich? Die Ersatzbank. Das hört sich so abwertend und genervt an, aber so ist das gar nicht gemeint. Mir fällt partout bloß keine bessere Analogie ein. Denn so habe ich es empfunden. Wenn das Spielfeld das eigene Leben vor Baby war, dann sitzt man plötzlich auf der Reservebank und „darf“ nur auf das Spielfeld, wenn es eben gerade passt, ansonsten sieht man eben vor allem anderen Spieler die ganzen Aktivitäten machen, die man selber früher gemacht hat. Keine Frage, es geht auch anders. Und wenn ich von den Familien höre, die „nichts“ ändern, bin ich beeindruckt und gleichzeitig skeptisch, in wie weit nichts wirklich nichts ist. Für mich war in der ersten Schwangerschaft klar, dass sich etwas ändern wird. Hätte ich keine Änderung annehmen wollen, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, ein Kind in die Welt zu setzen. Ich wollte bedürfnisorientiert darangehen: Dem Kind geben, was es braucht, und selber nicht vergessen werden.

Dennoch war ich komplett überrumpelt und habe mich anfangs wahnsinnig schwer getan eben auf dieser Ersatzbank zu sitzen. Und man „übt“ ja auch schon in der Schwangerschaft. Plötzlich wird das zusammenschrauben von Möbeln als zu anstrengend eingestuft und der Schraubenzieher wird einem aus der Hand genommen mit den Worten „lass mal, ruh Du Dich mal aus“. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich fand das ganz schrecklich plötzlich bevormundet zu werden. Ja, Pausen waren gut und ich war froh, dass ich einen „validen“ Grund hatte zu sagen „Moment, das ist mir jetzt zu viel“. Gleichzeitig fand ich es aber schrecklich in Watte gepackt zu werden. Und nach der Geburt geht es in einem so weiter. Bzw. der Schiri ist einen halben Meter groß und gibt den Ton an, was wann wie zu machen ist.

Meine Vorstellungen vom Mama-sein waren einfach sehr romantisch: entspannt spazieren gehen, liebevolles stillen und 20 Stunden am Tag verliebt das Kind beliebäugeln und damit auch rundum glücklich sein. Und da es ja so oder so viel schläft, bleibt man selber ja nicht ganz auf der Strecke. Man muss die Zeit bloß nutzen! So einfach geht das!!
Und dann war es halt alles etwas anders und wickeln, füttern, in den Schlaf wiegen, wechselten sich quasi im Dauerloop ab und dazwischen schob man sich selber noch schnell was in den Mund und schmiss die Waschmaschine an und schwupps ging es von vorne los. ;-)

Zudem war ich persönlich auch innerlich wahnsinnig zerrissen. Klar, kamen Angebote von allen Seiten „wir nehmen Euch den Kleinen mal ab. Dann habt ihr Zeit für Euch“. Aber allein beim Angebot sträubte sich innerlich alles bei mir. Er war kein Accessoire, das ich abgeben wollte, wenn es grad nicht passte. Und meist wenn das Angebot kam, war ich gerade wahnsinnig entspannt und konnte mir gar nicht vorstellen, dass ich auch mal Zeit für mich haben möchte.
Aber Tatsache ist plötzlich sind da zwei Paletten an Bedürfnissen, denen man gerecht werden muss, und der Tag hat nach wie vor nur 24 Stunden. Zudem, je kleiner die Stöpsel sind, je mehr haben deren Bedürfnisse Vorrang. „Moment, Du muss jetzt auf die Milch warten bis ich mit meinem Buch durch bin.“ – ist da nicht sooo die beste Variante. Und dennoch, so einfach steckt man die eignen Bedürfnisse eben nicht weg. Zumindest ich nicht. Zudem habe ich auch eine ganz blöde Eigenschaft. Wenn meine Batterien alle sind, brauche ich Ruhe. Und zwar nicht eine Nacht durchschlafen, sondern ich muss für mich sein. Ich werde sehr still, zieh mich in mein Schneckenhaus zurück und pröddel so vor mich hin. Möglichst wenig Einflüsse von außen, keine großen Konversationen. Und auch das geht schlecht mit Baby oder Kleinkind. ;-) Und auch das musste ich erstmal lernen, dass auch dieses Aufladen in bestimmte Zeiten geschoben werden musste. Dass ich mir manchmal den Zeitpunkt nicht aussuchen darf bzw. kann.

Und jetzt ruft sie wieder die Ersatzbank. Wie gesagt, diese Woche gab es das erste Sodbrennen, die ersten Nächte, wo keine Position so richtig guttun wollte, wo der Bauch sich anfühlte, als hätte einer einen Ballon darin aufgeblasen. Auch macht sich unser:e Spion:in eindeutig bemerkbar, wenn die Position gerade ganz doof ist und die Auswahl wird immer geringer. Unseren Schlumpf zu tragen, wird merklich schwieriger und bzw. anstrengender. Vom Wohnzimmer in die Küche geht. Ein Stück auf dem Heimweg von der Kita ist eigentlich schon nicht mehr drin. Denn der kleine Mann hat ebenfalls zugenommen und die Kombi ist einfach nicht mehr angenehm. Ich komme schneller an meine Grenzen. Und irgendwie fühlt es sich ein wenig so an, als hätte ich es mit dem Beitrag letzte Woche heraufbeschworen. Als hätte jemand den Schalter umgelegt. Und jetzt rennen die Gedanken Galopp. Wie viel Zeit hast Du noch, bis es wirklich nicht mehr geht? 2, 3 vielleicht 4 Wochen? Was muss wirklich noch alles erledigt werden im Garten, im Haus? ;-)

Ich bereite mich gedanklich vor, dass eben nicht alles fertig wird. Dass manche Sachen nochmal ein vielleicht anderthalb oder sogar zwei Jahre liegen bleiben werden. Damit es mich nicht stresst. Ja, auch zu der Sorte Menschen gehöre ich. Und auch das war ein Thema, was mich wahnsinnig belastet hat. Weil ich dann einfach gedanklich nicht loslassen konnte und immer nur dachte „aber das muss doch gehen“. Nein, manchmal muss es nicht. Manchmal muss man auch einfach loslassen und Ruhe bewahren. ;-) Ich übe noch. Aber es hilft zu wissen, was da kommt und die Welt mit Kindern so zu sehen wie sie ist: bunt, aber eben nicht nur rosarot.

Und damit beende ich den Roman für heute. Bis nächste Woche

Liebe Grüße
Philippa mit einem sehr aktiven Baby im Bauch.


 


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Dir alles Gute,



Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)



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