...Kopf stellen.
Teil II: Wie es weitergeht…Der positive Test und die Schwangerschaft Monat 2-6 in Kurzfassung
Zunächst einmal vielen Dank für die positiven Rückmeldungen, ob anhand der Kommentare, Besucherzahlen oder auch persönlicher Natur. Ich scheine das Richtige zu tun. Das bestärkt mich. :)
Kollegin II äußert ihren Weihnachtswunsch für uns…und ich decke mich sicherheitshalber im Shoppingcenter, in dem ich mich gerade befinde, mit meinem Lieblings-SS-Test im Doppelpack ein. Der Lieblingspulli meiner schwangeren Lieblingskollegin beim Modeschweden ist reduziert und so kaufe ich ihn mir auch. Am nächsten Tag wache ich sehr früh auf und mache den Test, denn im Falle eines Falles will ich direkt zu meiner FÄ fahren, die 30 km entfernt ihre Praxis hat und heute den letzten Tag arbeitet vor Weihnachten…Kurze Zeit warten… Und…Er ist schwach positiv, aber positiv. Ich weiß zunächst nicht, wie ich das deuten kann. Lese die Packungsbeilage und sehe, dass er nun nicht mehr in Frankfurt, sondern in China hergestellt wird. OK, denke ich…alles klar. Leise wecke ich meinen Mann, berichte ihm vom Ergebnis, ziehe mich an (Neuer Pulli und die glücksgrüne Unterwäsche) und flitze nach Friedberg. Wer zuerst kommt, malt zuerst, wegschicken kann mich dann keiner. Option „Per Telefon abwimmeln“ ausgeschaltet. ;)
Glücklicherweise haben nur Sprechstundenhilfen Dienst, die ich kenne und kurz nach 8 sehe ich meine Ärztin. Wir fackeln nicht lange und sie schalt. Sie sieht eine hochaufgebaute Schleimhaut. Jetzt heißt es abwarten. Sicherheitshalber machen wir einen BT und ich verlange nach Progesteron, zur Beruhigung. Diesmal will ich nichts unversucht lassen.
Die Weihnachtstage verbringen wir statt bei meiner Mutter, zu der ich ja den Kontakt abgebrochen habe, am Bodensee bei meiner Oma und meinen Tanten. Es ist ein bisschen wie früher…Kindheitserinnerungen. Alle sagen, ich strahle so… Ja, wenn die wüssten…
Am 30.12.15, dem eigentlich schlimmsten Jahrestag meines Lebens, ist der nächste FA-Termin. Die per BT bestimmten Hormone sind top und im US sieht man ein kleines „Pünktchen“. Schlimmste Tage können also auch zu positiven Tagen werden. Das habe ich jetzt gelernt… Mit den Worten: “Für mich sind Sie schwanger!“ verabschiedet mich Ärztin in den Skiurlaub und ich gelobe, nicht auf die Bretter zu steigen…
Die paar Tage Auszeit auf dem Feldberg tun gut. Trotz Hochsaison ist es leer. Im Regen skizufahren, das haben wir wirklich noch nie erlebt. Meine fast 6-Jährige fährt nun richtig top und meine 3,5jährige darf nun endlich in die richtige Skischule und schlägt sich super. Dummerweise passiert dann ein Mini-Unglück. Eines Morgens ist es mir zu doof, den Berg von der Hütte, auf der wir sind, ins Tal zur Skischule zu wandern und so setze ich mich auf den Schlitten, werde von einem Skifahrer geschnitten, obwohl ich neben der Piste fahre und falle natürlich, wie sollte es anders sein… Stündlich überprüfe ich, ob ich blute. Aber nichts passiert. Erst am Abend –zum Glück fahren wir am nächsten Tag nach Hause- sehe ich eine mini Schliere. Da ich mir nicht anders zu helfen weiß und es Samstag ist, rufe ich meine Hebamme an, die ich nun in Mainz vermute, da mein letzter Stand war, dass sie dorthin umziehen würden. Bin seehr froh, dass ich sie erreiche. Sie beruhigt mich, verordnet Bryophyllum zur Entlastung und sagt mir, dass sie mich sogar ab August betreuen kann, da sie aufgrund eines weiteren Schicksalsschlags doch nicht nach Mainz umgezogen seien. (Nach Goldkind stand ein Umzug nach München an, der dann ins Wasser fiel. So hatte ich sie auch für Sonnenschein.) Ihr persönliches Pech, ist erneut mein privates Glück! Dabei hätte ich ihr es diesmal auch wieder so gegönnt.
Am 11. Januar 2016, dem ersten Schultag nach den Ferien, begleitet mich endlich LovelyHusband zum FA-Termin, dem „Herzschlagtermin“. Es ist ein positives Datum. Unsere Große hatte errechneten ET an diesem Datum. Vor Nervosität heule ich schon, als ich mich an den Stuhl setze. Ich kneife die Augen zu und will gar nicht auf den Monitor schauen, aus Angst, enttäuscht zu werden. Aber da ist er…der kleine pulsierende Punkt. Tränen der Erleichterung lösen Tränen der Panik ab. Meine FÄ beunruhigt mein Verhalten sehr und empfiehlt, mich in professionelle Hände zu begeben. Doch da bin ich ja bereits schon diese Woche wieder. Damit ich ein Sicherheitsgefühl entwickle, will sie mich nun wöchentlich sehen bis Ende der 12. SSW. Dafür bin ich ihr sehr dankbar! Das hat mir echt geholfen! Aber ein wenig mulmig ist mir schon dabei eine Liste mit Terminen zu erhalten, die ich evtl. absagen muss, im Falle eines Falles…
Um mich zu entlasten, schreibt sie mich erst mal krank. Ich willige ein, obwohl ich ein mega Stressgefühl habe, meine angeschlagene Co-Kollegin alleine zu lassen mit unserer Klasse, geplante Elterngespräche abzusagen, sie Förderpläne und Zeugnisse alleine fertig schreiben zu lassen, obwohl für sie das Zeugnisprogramm ganz neu ist etc. Plan ist, nach Woche 12 reduziert weiterzuarbeiten. Und endlich ist mir auch schwangerschaftsbedingt schlecht. Für die neue Therapeutin, bei der ich nun erst jetzt wieder einen Termin habe, ist die unerwartete Schwangerschaft plötzlich ein Problem. Sie unterbricht die Therapie von sich aus, da ihr das zu heiß sei. Ich dürfe aber wiederkommen, sobald das Kind etwa sechs Monate alt sei. Toll, da muss ich nun wieder alleine durch! Sch… roter Faden! (Mittlerweile kann ich sie aber verstehen, ja eine Schwangerschaft soll eine glückliche Zeit sein und nicht belastende Zeit. Ich bin ihr sogar dankbar dafür!)
Die nächsten Wochen vergehen wie in Zeitlupe. In der 9. Und 10. SSW ist da immer noch dieser Herzschlag, LovelyHusband ist nicht dabei, weil Goldkind und dann Sonnenschein morgens krank aufwachen. Ich bin mal wieder auf mich gestellt. Die liebe Sprechstundenhilfe hält stattdessen bei diesen Terminen meine Hand. Ich bin dir sooo dankbar! Und dann überkommt mich das Gefühl: Es wird alles gut. Goldkinds 6. kleiner, feiner Zirkusgeburtstag wird trotz enormer Übelkeit ein großer Erfolg. Ich liebe Motto-Partys zu organisieren!
Die nächsten Wochen ist LH wieder mit von der Partie. Es folgen NT-Test- und Harmony-Test-Blutabnahme und wir eröffnen es den Kindern. Goldkind hatte nämlich schon seit der 8. SSW im Kindergarten rumerzählt, dass Mama einen Baby-JUNGEN im Bauch hätte und sämtliche Leute sprachen mich darauf an. Dabei konnte die kleine Maus das eigentlich gar nicht wissen, aber sie war schon immer sehr sensibel. Beide freuen sich, jedoch will die Kleine einen Bruder, die Große eine Schwester. Hmmm….ein Wunsch wird definitiv erfüllt werden. Die Argumente sind, dass ein Bruder ein eigenes Zimmer bekommen wird und das Gegenargument der Vierjährigen, dass ein Bruder aber bedeutet, dass man nicht die Spielsachen und Klamotten mit ihm teilen muss, weil das ja alles in „Mädchenfarben“ sei. (Dass wir sehr viele nicht stereotype Spielsachen haben, lässt sie dabei außer Acht ;)
Die 12. Woche läuft ab und ich melde mich zum Gespräch zu meiner neuen Schulleiterin. Sie heult vor Freude, dass der Grund für meine Abwesenheit nicht eine erneute Krebserkrankung, sondern ein kleines Wunder ist, gratuliert und umarmt mich. Über diese Reaktion bin ich verblüfft, hatte ich doch etwas anderes von dieser toughen Businessfrau erwartet. Da sie meine Vorgeschichte kennt, schickt sie mich ins absolute Berufsverbot, da sie nichts riskieren will, was meine Schwangerschaft gefährdet, wie ein autistischer Schüler in der Kunst-Klasse, rangelnde oder kranke Schüler oder Flüchtlingsschulkinder, oder stressige Eltern. Wow! Da bin ich erst mal platt und muss es erst mal verdauen, komplett raus zu sein.
In der dritten Februarwoche findet der ausführliche Scan statt, der zum NT-Test dazu gehört. Die Mädels sind dabei, da es einfach einer der schönsten US ist, da man das Baby noch komplett sieht. Sie sind grenzenlos begeistert. Und das Beste: Alles ist gut! Ich erahne ein „Zipfelchen“, halte aber meinen Mund, und schmunzle, als der Schallkopf zwischen die Beinchen fährt. Doch meine FÄ kann meine Gedanken lesen und zwinkert mir zu. Dabei ist alles vor 15. SSW ja eigentlich Spekulation. Zweite Hürde geschafft: 4. Monat erreicht! Mir ist sauübel, der Kreislauf spinnt und der Ruhepuls liegt zwischen 100-120. Da wird extrem dran gearbeitet, dass alles so bleibt, wie es ist! Auch muss ich von Anfang der Schwangerschaft alle 4 Wochen zum Endokrinologen, da die Schilddrüse etwas spinnt. Aber alles verkraftbar. Aktuell bin ich froh, nicht richtig arbeiten zu müssen, sondern nur Altlasten von zu Hause abzuarbeiten und mit den Kollegen zu koordinieren.
Am 2.3.16 sollen wir morgens um 8 das Ergebnis von NT und Harmony erfahren. Doch statt uns zu sagen, wie es testmäßig ausschaut, schallt die liebe FÄ erst mal. „Wollen Sie denn wissen, was es wird?“ fragt sie. Ich erwidere: “Also, auf jeden Fall bekomme ich jetzt ein Problem mit meinem Mann…Denn es ist schwarz!“ –„Wie schwarz?“ fragt sie und ich deute dezent auf den ausgeschalteten, schwarzen Bildschirm und lache schallend, als ich ihr verdutztes Gesicht sehe. „Aber wenn Sie so fragen… Das kann ja nur ein Junge sein!“ *freu* Bildschirm an und pling! Breitbeinig liegt er da, unser Miniman. LovelyHusband ist verwundert, er kann mal wieder nichts erkennen: „Und das stimmt wirklich? Bestätigt der Harmony das?“. Mit einem „Wir-können-auch-Jungs“-Grinsen verlässt LovelyHusband mit mir die Praxis. Er: „Jacob!“ und ich „Seat Alhambra!“ als wir die Treppe hinuntergehen… Wieder mal sind wir uns namens- und autotechnisch einig. *Traum*
Abends verkünden wir das Outing den Mädels. Sonnenschein jubelt. Goldkind kommen die Tränen…Ob wir denn schon einen Namen hätten… Ja, sagen wir: „Jacob!“ Nein, so könne man doch keinen Jungen nennen. Klar, sie gehe davon aus, dass wir von Kind zu Kind gerne weniger Buchstaben wollen, schließlich sei das bei ihrer Schwester und ihr so... Und macht uns einen wunderschönen Gegenvorschlag. Er hat sogar 1 Buchstaben mehr als ihr Name. Aber er passt und die Bedeutung, die sie nicht kennt, noch viel mehr…Wir vereinbaren, dass der Name unter uns bleibt. Auch hat es etwas mit unserer Religion zu tun. Es ist nicht üblich, den Namen des Kindes vor Geburt preiszugeben. Dazu in den nächsten Berichten mehr…
Im 4. Monat gehen wir noch 2x für ein langes WE Skifahren. Ich sitze in der Sonne und versuche mit Begeisterung meine Mädels auf der Piste zu entdecken. Doch die Skihasen sind meist in schwierigem Gelände unterwegs mit ihren Lehrern, so dass ich sie eigentlich nur mittags die Talabfahrt runterfahren sehe. Wie freue ich mich, im nächsten Jahr mit ihnen gemeinsam zu fahren!
Was mir in der Anfangszeit auch sehr hilft, ist die Tatsache, dass mein Mann und ich im Januar die Eishockeyabteilung eines großen deutschen Sportvereins gegründet haben. Spieler müssen akquiriert werden, Hotels gebucht, Eiszeiten besprochen und das erste Camp in Berlin will vorbereitet sein, und, und, und… Da ich beruflich nun immer mehr Luft habe, nehme ich das komplett in die Hand. Mit Vollzeitjob und zwei Kids wäre es deutlich anstrengender geworden. Nebeneffekt: Die neue Aufgabe lenkt mich vom Grübeln ab und schafft Normalität, da Organisieren zum Lehrerberuf einfach dazu gehört.
Voll Vorfreude kaufe ich online den gebrauchten Wunschkinderwagen in der Nähe und auf den Kinderflohmärkten vor Ostern Jungs-Babyklamotten für das erste Jahr, da ich ja im November sämtliches in ROSA losgeworden bin, zum Verblüffen der Jungsverkäufer-Mamas, bei denen ich sonst nur neutrale Sachen in grau und navy shoppe. Ausgerechnet bei einem dieser Flohmärkte in der Nähe meiner Schule passiert es: Ich spüre Hitze, dann Durst, dann Zuckerspiegelabfall. Kann mir gerade noch ne Cola schnappen und einem Papa sagen, welche SSW ich bin, dass ich jetzt umkippe und er den Notarzt holen soll und weg bin ich. Ich komme zu mir, Schüler und Eltern umringen mich und meine größte Sorge gilt Miniman. Ist alles ok? Natürlich kommt kein Notarzt, sondern nur ein Krankenwagen. Weil meine Vitalzeichen wieder Richtung normal tendieren und meine Family krank zuhause liegt, entscheide ich nicht mitzukommen. Was soll ich sonntags im Krankenhaus? Ohne Mittagessen stundenlang auf irgend nen Assistenzarzt warten, bis der OA oder der Chef Zeit haben. Also: Hebamme angerufen, Kind bewegt sich, alles gut. Kann mal passieren. Zur Sicherheit kommt sie am nächsten Tag vorbei und hört Herztönchen. Aber wie gesagt, alles top. Solche Schwindelattacken passieren noch 2x während der SS, beunruhigen mich aber nicht, da ich den Ursprung in der Kreislaufproblematik sehe. Ich bekomme als Abhilfe Stützstrümpfe verordnet und bin entzückt, dass es sie in stylischen Farben wie pink oder senf gibt, entscheide mich aber für ein unaufgeregtes nachtblau und sterngrau. Weniger stylisch ist die Aussage der Beihilfe in puncto Haushaltshilfe. Nach dem Krankenwageneinsatz werde ich dort telefonisch vorstellig. Während die Versicherung sich großzügig und unkompliziert zeigt, im Falle eines Krankenhausaufenthaltes oder strenger Bettruhe, höre ich von der Beihilfe nur: NEIN! (Anmerkung: Lehrer sind per Beihilfe des Landes und privat versichert). Ich sei ja bei vollem Gehalt zuhause und das bisschen Haushalt würde ich da ja wahrscheinlich auch grad noch so schaffen. Hallo, warum bin ich denn zuhause?!? Aus Spaß an der Freude? Beckenbodeninsuffizienz, die Kreislauf- und SD-Problematik, der Krankenwageneinsatz…Das interessiert ihn alles nicht, er entscheide nach Leistungskatalog. Ich könne ja klagen gehen, wenn ich meine…Ihr könnt euch vorstellen, wie sauer ich war!
Ab dem 4. Monat sind die zweiwöchigen Termine den vierwöchigen Terminen gewichen und es tut gut. Normalität stellt sich ein. Im April gibt es viele Feiertage, LovelyHusbands Geburtstag und natürlich das erste Eishockeycamp in Berlin, auf das ich wochenlang hingearbeitet habe. Es ist anstrengend, aber wird zum vollen Erfolg. Und was noch besser ist: Wir schreiben durch die Neugründung Vereinsgeschichte. Anja und Emilia (Tagebuchschreiberinnen) schaffe ich leider nicht zu treffen, aber trotzdem war es schön, da ich neben der „Arbeit“ auch mir unbekanntere Ecken, wie den Prenzlauer Berg, mit den Mädels erschließen kann. Passenderweise findet im MitMachMuseum die Ausstellung „Willkommen im Leben“ statt, über Schwangerschaft & Geburt, wie treffend für uns. Sehr toll aufgemacht! Kann das MMM nur empfehlen! Zurück zuhause kann mich das BV nicht davon abhalten, ein paar interessante kurze FoBis zu besuchen. Wer rastet, der rostet…
Die SS-Übelkeit ist endlich Ende 16. SSW weg. SEA-Bänder, Globuli und Co. Kann ich zur Seite legen. Auch das 2. Screening Ende April 2016 absolviert Miniman mit Bravur und die liebe FA nennt die SS ab dann immer nur noch die „Bilderbuchschwangerschaft“, da sie die beste von allen acht gewesen ist!
Ihr habt es geschafft, für heute habe ich fertig!
Mehr vom Flatrate-Uniklinik-7. Monat und den folgenden dann nächste Woche ;) Sofern noch Zeit bleibt, aber gehen wir mal stark davon aus…. ;)
LG, Sara
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