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100.000 Mütter vor dem Brandenburger Tor

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100.000 Mütter vor dem Brandenburger TorBERLIN. „100.000 Mütter“ ruft zur Großdemonstration auf. Mit dem Ziel Mütter sichtbarer zu machen, wollen die Kampagnen-Initiatorinnen 100.000 Menschen am 10. Mai 2025 vor das Brandenburger Tor holen. Ein Katalog, der konkrete Forderungen nach einem gesellschaftlichen und politischen Strukturwandel enthält, soll während der Kundgebung an die Bundesregierung übergeben werden.

Die Kampagne „100.000 Mütter“ wurde aus der Notwendigkeit geboren, die strukturellen Ungleichheiten und die gesellschaftliche Überlastung von Müttern sichtbar zu machen. Der Evangelische Fachverband für Frauengesundheit (EVA) mit dem Arbeitskreis Frauengesundheit (AKF), das Deutsche Müttergenesungswerk und der Initiative #MütterMachtPolitik sind die Initiatorinnen, die von zahlreichen Vereinen und Institutionen unterstützt werden, wie dem Deutschen Hebammenverband (DHV), Hebammen für Deutschland e.V., der Erzählcafé-Aktion und vielen mehr.

Die Notwendigkeit für Handlungsbedarf beobachten Antje Krause, Geschäftsführerin der Vorsorge-Reha-Klinik Haus Daheim in Bad Harzburg, und Irene Pabst, Geschäftsführerin des Evangelischen Fachverbandes für Frauengesundheit e. V. in Berlin, seit 2020. Inspiriert ist die Kampagne „100.000 Mütter“ durch die täglichen Herausforderungen, denen sich Mütter gegenübersehen: „Fehlende Unterstützungsangebote, Überlastung und ungleiche Verteilung der unbezahlten Care-Arbeit sowie gesellschaftliche Erwartungen, die oft in gesundheitlichen Problemen münden“, sagt Antje Krause.

Darüber hinaus erhielten nach wie vor gewaltbetroffene Mütter bei weitem nicht die psychosoziale Unterstützung, die nötig wäre. Keine KiTa, keine Schule, keine Fremdbetreuung: Vor allem während der Covid-19-Pandemie mussten Eltern häufig ohne Kinderbetreuung auskommen, was vor allem Mütter stark belastet hat. Laut einer Studie des Max-Planck-Institutes erlebten vor allem Mütter, die bereits vor der Pandemie den Großteil der Betreuung übernahmen, mehr Stress, Erschöpfung und Einsamkeit. 24 Prozent der Mütter in Deutschland leiden laut dem Müttergenesungswerk unter Entkräftungssymptomen bis hin zum Burn-Out.

Laut dem Statistischen Bundesamt lebten 20,3 Millionen Mütter im Jahr 2022 in Deutschland. Damit haben fast zwei Drittel (64 Prozent) aller Frauen dieser Altersgruppe mindestens ein Kind zur Welt gebracht. „Wir fordern eine konsequente Einbeziehung von Müttern in sämtliche gesellschaftsrelevante Entscheidungen“, sagt Irene Pabst. „Wir fordern, das Wissen und die Erfahrungen von Müttern zu nutzen, um Teilhabe und Chancengleichheit zu gewährleisten.“ Dies gelte für gesellschaftsrelevante Bereiche wie Gesundheit, Bildung, Klimawandel, Stadtplanung, Wohnen, Arbeiten oder auch Verkehr, so Pabst weiter. Mitsprache und somit Gleichberechtigung erreiche man nur, wenn Mütter und Menschen, die für andere sorgten, in Entscheidungsprozesse aktiv eingebunden werden würden.

Mütter haben ein Recht auf Schutz vor Ausbeutung, Diskriminierung und Gewalt, betonen die Initiatorinnen. Entsprechende Gesetze müssten verabschiedet, oder, falls bereits vorhanden, zum Schutz von Müttern und ihren Kindern konsequent umgesetzt werden. Zudem sei eine grundlegende Neuausrichtung des Gesundheitssystems unumgänglich. „Gesundheitsversorgung muss niedrigschwellig und intersektional allen Müttern zu Verfügung stehen. Diskriminierungen aufgrund persönlicher Merkmale wie Geschlecht, Einkommen, Bildung, Behinderung, Alter oder kultureller Herkunft müssen sanktioniert werden“, fordert Irene Pabst. „Unsere Vielfalt als Mütter ist eine Stärke. Als Mütter leben wir in Partnerschaften oder sind alleinerziehend, haben eine Migrations- oder Fluchtgeschichte oder sind seit vielen Jahren in unserem Heimatort verwurzelt.

Wir sind jung oder alt Mutter geworden, sind berufstätig oder gehen keiner Erwerbsarbeit nach. Als Mütter pflegen wir unsere Angehörigen, haben unsere Kinder adoptiert, sind Transmütter oder leben unter ganz anderen Lebensumständen“, sagt Antje Krause. Menschen bräuchten Unterstützung, die auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet seien: „Und zwar frei von Paternalismus, Rassismus und Diskriminierung. Hierzu muss erhoben werden, was Mütter wirklich brauchen und wie ihre Bedürfnisse erfüllt werden können“, so Krause.

hunderttausendmuetter.de