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Baby-Tagebücher von Daniel

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

23. Woche

Der 1. Zahn ist da

Der 1. Zahn kam bei unserer Kleinsten ganz unspektakulär. Fast schlich er sich an die Oberfläche. Derweil wartet ihre Zwillingsschwester immer noch auf ihren. Und Wollbodys wäscht Mann besser nicht zu heiß.

Wochenstart und Vollgas. Die große ist krank und ich nach dem Schulweg auf dem Weg zum Kinderarzt. Immer wenn ich im Wartezimmer, mit einem meiner Kinder sitze, frage ich mich, wie man es schafft, sich die ganzen Bazillen zu erwehren. Nach ausgiebiger Wartezeit ist es dann endlich soweit. Wir haben den Höhepunkt der Erkrankung schon hinter uns. Es ist schön, so etwas zu hören. Dabei soll es hoffentlich auch bleiben. Auf dem Heimweg stimme ich meine „große“ Tochter schon darauf ein, dass gleich die Oma zur Krankenpflege kommt.

So haben wir einen nahtlosen Übergang und ich darf meine Frau zum Sport fahren und mit ihr die Zwillinge. Im Anschluss habe ich eine Stunde Pause, die ich in einem schönen Café, zum Ausfüllen von Tätigkeitsnotizen nutze. Dann geht es zurück, um auch wieder die Oma auszulösen.

Und so sitze ich am Tisch mit einer Tasse Kaffee und warte. Nur auf was, will meine Frau wissen. Ich hatte meinem Sohn versprochen, ihn von der Schule abzuholen und würde mich gern daran halten. Doch wir einigen uns, dass ihn die Mama abholt und ich den Orthopäden besuchen gehe. Im Eingangsbereich empfängt mich eine schlecht gelaunte Berliner Schnodderschnauze. Doch mir ist alles egal und weiß, dass wir uns wieder sehen.

Nach dem Abendessen beschließen wir den Abend mit Ablenkung und einem Film. Heute war ich so gut wie gar nicht für meine Kinder da. Doch die IBU600 sollen helfen. In zwei Tagen habe ich MRT und dank der freundlichen Sprechstundenhilfe die Auswertung über eine Woche später.

Der nächste Tag beginnt mit den üblichen Abläufen, mit dem Unterschied, dass diesmal das Auto voll ist. Ich fahre nach der Schule auch gleich meine Frau in die Praxis und bin nun mit drei Mädchen allein im Auto. Der „Großen“ geht es eigentlich wieder ganz gut. Nur ziert sie noch eine vornehme Blässe. Deshalb hielt ich es für schlau, sie noch einen Tag zu Hause zu lassen. Nun schauen mich die drei mit großen Augen an und ich habe eine Idee. Da wir am Nachmittag Besuch bekommen, fahren wir einige Kilometer mehr zu einem tollen Bäcker und decken uns mit Kuchen ein. Ein richtiger alter Landbäcker mit eigener Backstube, bei dem man immer mehr kauft, als man möchte. So stehe ich mit riesigen Kuchenpaketen, einem frisch duftenden Brot und drei Kindern in der Backstube. Kurzerhand ruft die Verkäuferin den Bäcker, der nun seine Produkte auch noch verkaufen darf und schon bringt sie mich zum Auto. Ich trage die Kinder, sie die Backwaren. Ganz lieb und herzlich. Entdeckt haben wir ihn mal, als ich mit meinen großen Kindern eine Stunde zu früh aufstand und es meinem Sohn im Auto sitzend auffiel. Da alle Bäcker in Berlin geschlossen hatten, fuhren wir zum Frühstück aufs Land und es war fast wie zu meinen Kindheitstagen. Herrlich und auch noch lecker.

Mittags holte ich dann meine Frau wieder ab und kurz darauf traf unser Besuch ein. Der Kuchen kam an und der Kaffee auch. Unsere Zwillinge lagen auf ihrer Decke und fühlten sich wohl. Lysanne als Große, für ihre Ungeduld bekannt, versuchte sich wieder im Bauchmuskeltraining. Eigentlich müsste sie mit ihrer guten Körperspannung und ihrer Kraft schon laufen. Doch ihr einziges Ziel scheint es zu sein, vom Liegen, ohne Armunterstützung in die Sitzposition zu gelangen. Die Hände ineinander gefaltet, die Beine kurz angezogen, versucht sie sich so in den Sitz zu bringen. Als ob sie an einer unsichtbaren Schnur zieht. Polly hingegen dreht sich locker und sicher auf den Bauch und betrachtet die Gegend, bis sie ihre Kraft verlässt. Dass ihre Schwester weiter ist, scheint Lysanne manchmal aufzuregen.

Nach unserem Besuch kehrt unser Sohn zu Hause ein und freut sich über die Rest auf dem Kaffeetisch und dann bricht Aufregung aus. Fast beim Vorbeigehen sagt er, Polly hat einen Zahn. Bumm, stehen wir Leute vor ihr und glotzen sie an. Das findet sie witzig, verdeckt aber gekonnt ihren Zahn. Vielleicht wird das ja ihre erste Erinnerung? Na gut, bißchen früh dafür. Nach einigem hin und her entdecken wir ihn, mittig unten und er ist schon richtig durch. Wahnsinn und spitz ist er.

Also, wer das mal nachfühlen möchte und kein Kleinstkind in der Nähe hat, geht einfach in den nächsten Park und steckt dem erstbesten Hundewelpen seine Hand ins Maul. Pikst auch gut. NEIN! Bitte nicht irgendwelche Gliedmaßen in fremde Mäuler halten! Das war nur ein Scherz!

Nachdem wir den neuen Familienzuwachs ausgiebig begutachtet und geprüft haben, fuhren mein Sohn und ich zum Schuhekauf und zum Sport. Also er machte den Sport und ich las und pflegte mich. Zu Hause angekommen, schlossen wir den Tag noch mit einer Vater-Sohn Diskussion fast epischen Ausmaßes. Mir saß der kidsgo-Bericht im Nacken und er eröffnete mir, dass er doch noch Hausaufgaben auf hatte. Nicht das er dies am Nachmittag noch verneint hatte. Nun hat er eine Reihe ganz neuer Regeln. Ich glaube, dass hatte er sich anders gedacht. Am Ende des Abends haben wir uns dennoch in den Arm genommen. Fest gedrückt habe ich ihn auch und so ging er zufrieden ins Bett.

Der Folgetag begann dann wieder mit dem Abklappern von Schule und Kita. Danach habe ich den Rest der Sippe zur Praxis gefahren und ich habe mich zum MRT begeben. Nachdem wir nochmal kurz diskutiert haben wo links ist, haben wir dann doch die richtige Schulter beleuchtet. Der Befund, die Bilder, alles in vier Werktagen! So erhöhte ich noch den Windelumsatz, holte die Zwillinge aus der Praxis ab, damit meine Frau auch am Patienten arbeiten konnte und ich widmete mich den Mädchen. Es ist wirklich spannend, dass die beiden zu Hause nicht mehr gleichzeitig schlafen. Zumindest tagsüber ist da nichts zu rütteln. Dazu kommt, dass Lysanne nur auf dem Arm einschlafen kann und mit Babys tragen habe ich es im Moment nicht so richtig. Nachdem meine Frau wieder da war, hängte ich mich ans Telefon und erwischte eine nette Sprechstundenhilfe in der Radiologie. Da wir am Folgetag bei unserer Osteopathin Termine für die Zwillinge hatten, wollte ich mal schauen, ob sie nicht auch gleich was zu meiner Schulter sagen kann. Schwupp, wie die Zeit vergeht. Befund, Bilder und Berichte waren fertig und lagen zum Abholen. Wenn ich schon mal eine Glücksträhne habe, wieso sie dann nicht gleich ausreizen. So stand ich vor der Sprechstundenhilfe beim Orthopäden und erfragte einen früheren Termin. Mit all meinem Charme wies ich sie daraufhin, dass ich sie nicht hetzen wolle, aber so mit allem in der Hand sei doch bestimmt was machbar. Nach anfänglichen Murren, oder war es ein Knurren, ging dann drei Tage später doch was. So bekam sie mein hingebungsvollstes Lächeln und ich von ihr ein Schmunzler. Schön, wenn wir uns alle lieb haben.

In allem Übermut, dass muss wohl sein, wenn die Glücksträhne umschlägt, stellte ich gleich noch eine Waschmaschine an. So hatte ich zwei Wollbodys bei höherer Temperatur mitgewaschen. Ich hörte nur ein: „Ach man(n?), so klein sind sie nicht mehr!“. Jetzt muss Mann ganz schnell sein! „Ach Schatz, dann sind die fürs nächste Kind.“. Da war erst mal Ruhe und danach das Thema ganz schnell vorbei. So haben wir jetzt kleine Wollbodys die unsere Kinder nicht mehr tragen werden. Schade. Sie sehen wirklich schön aus.

Der Folgetag war vollgepackt. Erst die beiden größeren Kinder in ihre jeweiligen Wohlfühlhäuser und dann ab zur Osteopathin. Erst waren die Babys dran und dann ich. Bei den Babys bekomme ich immer Beklemmungen. Lysanne durfte mit der Mama und Polly musste mit mir. Wenn jemand auf meinen Kleinen so rumdrückt, dann möchte ich die ganze Veranstaltung gerne abbrechen. Obwohl die Erfahrung zeigt, dass es gut für die Kleinen ist. Diesmal dauerte die Einsicht aber etwas länger bei mir. Die Ärztin wollte wissen, wobei ich mir den anderthalbfachen Sehnenriss zugezogen habe (Ich dachte schon, es sei was Schlimmes.) und erzählte dann, dass sie im Zuge ihrer Doktorarbeit den Umgang mit Kindern in Skandinavien untersucht hat. Dabei stellte sie fest, dass die Norweger mit ihren Kindern nur bis zum fünften Lebensjahr so toben. Sie fragte mich, ob ich ahnte weshalb. Ich witterte eine Fangfrage. Die Kinder würden den elterlichen Körper durch ihr Gewicht, ihre Wendigkeit danach überfordern. Ich fand das interessant. Doch möchte ich damit noch nicht aufhören. Es ist ja schließlich mein einziger Sohn und die Sehnen heilen ja auch wieder. So verließ ich die Praxis getapt. Richtig getapt ist halb gewonnen, habe ich mal gelesen und es stimmt.

Um niemanden unbehandelt zurück zu lassen, dufte meine Gattin auch noch ran. Die Ärztin meinte hinterher zu mir, ich würde jetzt 10 Jahre jünger aussehen. Nun frage ich mich schon die ganze Zeit, ob meine Frau mit so einem jungen Mann überhaupt einverstanden ist. Zeit darüber zu diskutieren hatten wir nicht. Denn die war knapp geworden. So musste meine Frau vor ihrer Praxis schon fast abspringen und ich meinen Sohn unterwegs auflesen, um hinterher unser letztes Kind auf den letzten Drücker abzuholen. Das klappte alles und als wir zu Hause waren, stürzten die Dezibel auf mich ein. 3, in Worten: drei Stunden schrien die Zwillinge am Stück und nichts half. Wahrscheinlich haben unsere Nachbarn schon beim Jugendamt angerufen. Die größeren Kinder verzogen sich auf ihr Zimmer und ich war nach zweieinhalb Stunden so durch, dass ich in der Praxis anrief und eigentlich wollte, dass meine Frau sofort nach Hause kommt. Gebeten habe ich sie, nach ihrem Feierabend bitte ohne Umwege nach Hause zu kommen. Ich konnte machen was ich wollte. Selbst getragen habe ich unsere Zwillinge, bis die Schulter heiß war. Irgendwann bin ich dann für 10 Sekunden in die Küche gegangen und habe die Tür mal zu gemacht. Das hat geholfen und danach habe ich es besser verkraftet. Wenige Minuten bevor die Mama kam, schliefen sie dann endlich ein. Es war ein Hohn. Und doch weiß ich, dass ich mit drei Stunden gut dran bin und dass wir insgesamt ruhige Babys haben. Ich will auch gar nicht jammern, auch wenn es so klingen mag, doch will ich auch nichts beschönigen und das war mein erster Tag, an dem ich deutlich an der Grenze war meine Frau nach Hause zu bitten.

Zum Ende der Woche fuhr ich meine Frau noch zu einigen Ärzten und kam dadurch verspätet zu meinem Frühstückstermin mit meinem Freund. Und was taten wir Männer als Erstes? Wir besprachen Strategien, wie schreiende Kinder besser zu beruhigen sind. So ließ er mich aus seinem Fundus als vierfacher Vater teilhaben, mit einigen Jahren an Erfahrungen Vorsprung. Die Brötchen dazu hatte ich selbstverständlich vom Landbäcker geholt. Meine Frau hatte währenddessen ihre Freundin mit deren kleinen Sohn zu Gast. Selbige Freundin erzählte mir dann auch gleich bei meiner Rückkehr, dass drei Stunden nun wirklich gar nichts seien. Half mir auch nicht. Dafür habe ich nun ein paar neue Strategien, welche ich ausprobieren werde. Fast warte ich nun darauf sie zu testen.

Am Abend fiel mir noch ein Geschenkgutschein in die Hände, welche wir von einer alten Freundschaft überraschend nach unserem Urlaub im Briefkasten hatten. Die Geste war toll und der beiliegende Brief sehr schön. Nun müssen wir ihn nur noch einlösen, damit auch alle was davon haben. Inzwischen habe ich auch schon eine Idee. Nachdem meine Frau und ich uns abends noch um den Papierkram der Praxis gekümmert hatten, saßen wir noch beisammen und dann ging plötzlich die „Weißt du noch…“ Schleife los. Meine Frau erzählte: „Vor einem Jahr habe ich noch ganz viel gekotzt. Ich weiß noch, dass es mir richtig schlecht ging. Mir fehlt aber jede körperliche Erinnerung, ich weiß nicht mehr, wie es sich angefühlt hat, das finde ich erstaunlich.“. Mir schoß gleich die Erinnerung in den Kopf, als unser Sohn sie mal über der Toilette überraschte und meinte: „Du spukst ja gar nicht. Du guckst ja nur.“. Damals bin ich vor Lachen fast vom Sofa gefallen. Diese Erinnerung behielt ich aber für mich.

Das Wochenende läuteten wir Männer mit einem Friseurbesuch ein, um anschließend den Wochenendeinkauf zu absolvieren. Währenddessen tobte sich der gesamte weibliche Teil in der Bibliothek aus. Ich glaube, dass meine Frau geschaffter war als ich. Im Anschluss ging es zu Freunden zum Essen und quatschen. So hatten wir einen schönen Nachmittag und Abend und liefen allesamt durch das nächtliche Berlin nach Hause. Abends im Bett war eines der Babys durstig, während das andere schlief. Als meine Gattin mit dem Stillen des wachen Babys fertig war, kam ungefragt das zweite dran. Wahrscheinlich dachte meine Frau ich schlief schon. Doch mit einem halben Auge hatte ich alles genau erfasst und fragte sie nun, ob sie dabei sei, die Kinder zu synchronisieren? Überrascht meinte sie, dass sie nur in einer Stunde nicht schon wieder geweckt werden wolle. Jaja, so fängt alles an. Inzwischen habe ich schon manchmal gedacht, dass es praktisch wäre, wenn unsere Zwillinge am Tage zusammen schliefen und zusammen wach sind. Auf der anderen Seite mag ich es ja, wenn meine Kinder ihren eigenen Kopf haben und wir uns auch aneinander reiben können. Das bringt allen Seiten Wachstum.

Somit allen viel Spaß,
euer Daniel.



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In diesem Beitrag geht's um:

1. Zahn, Dauerschreien, Kinder synchronisieren