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Baby-Tagebücher von Nicole

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

47. Woche

+ 48. Vom 1. Weihnachten und Silvester

Unsere Kleinfamilie hat ihr erstes Weihnachtsfest inklusive Silvester und Neujahr gut überstanden. Nicht einmal zwei Wochen sind seitdem vergangen, trotzdem gibt’s schon wieder zig Sachen zu erzählen.

Manchmal frag ich mich, wie es gewesen wäre, wenn ich in meinem „alten Leben“ schon Tagebuch geführt hätte. Dann könnte ich jetzt nachblättern und sicher öfters kurze Einträge finden wie: „Alles wie immer. Nichts Spannendes passiert.“
Mit Mats sind solche Zeilen undenkbar.
Alles wie immer - gibt’s schon lange nicht mehr.

Als Mats ca. zwei Monate alt war, sagte eine Freundin mit einem ein Jahr älteren Kind zu mir: „Glaub ich Dir sofort, dass es schön ist mit ihm. Aber weißt Du was? Es wird immer schöner… toller… interessanter.“
Rückblickend muss ich sagen, ich hatte damals absolut keine Ahnung wovon sie geredet hat – jetzt, neun Monate später, glaub ich es zu wissen. Seufz. Es wird wirklich immer großartiger, keineswegs einfacher – aber immer faszinierender. So einem kleinen Knicker zusehen zu dürfen, wie er sich, uns und die Welt entdeckt – ist einfach grandios.
Mats kann ganz poplige Situationen zu einem Event machen, er kann eine heftige Verärgerung sekundenschnell in ein Schmunzeln verwandeln und er zeigt mir immer wieder Dinge, die für mich schon längst ein bisschen unsichtbar geworden sind.

Eigentlich will ich in unserer Wohnung z. B. nur von einem Punkt zum anderen, nichts Schweres, nichts Spannendes, nichts Zeitaufwändiges - doch plötzlich ist Mats da und alles ist anders. Eine ziemlich reale Situation ist, dass ich plötzlich ein patsch-patsch-patsch-Stakkato höre, er sitzt zu meinen Füßen - natürlich mir im Weg und grinst mich erwartungsvoll an.
Ohne abzuwarten, watschelt er auf allen Vieren davon, nur um drei Sekunden später zu stoppen, sich umzuschauen und mir ein: „Fang mich doch bitte, jaaaaaa?“ zuzuwerfen.
Ich kann mich dieser zuckersüßen Aufforderung immer nur schwer entziehen und schon bin ich, im Schneckentempo, am anvisierten Ziel vorbei, auf dem Weg in die komplett andere Richtung. Dabei rufe ich ihm zu, dass ich ihn schon noch einholen werde und als Antwort bekomme ich ein begeistertes Glucksen, ein Gackern und gerne ein Grinsen, dass jedes Honigkuchenpferd daneben blass aussehen würde.
Bin ich seiner Meinung nach nicht schnell genug, zeigt er sich von seiner jovialen Seite und wartet auf mich, überhaupt - ist nicht gefangen werden - für Mats nur der halbe Spaß. So kommt er denn auch ab und zu zurück oder wird extrem langsam, damit seine alte, schwerfällige Mama auch eine Chance hat… nee, nee.

Für die Silvesterparty mit Motto Asien hatte ich zu Deko-Zwecken ein paar Origami-Büchlein gefaltet. Das sind ca. 2x2 cm kleine Papiergebilde mit Buchdeckeln und drei Seiten. Ich hatte am Abend (matsfreie Zeit) mit Hingabe jedes Blatt Papier zigmal auf bestimmte Weise geknickt und so einen kleinen Buchhaufen erzeugt.
Am nächsten Vormittag saß Mats, aus Quengelgründen und weil ich ihn zum Wickeln bringen wollte, schon mal bei mir auf dem Schoß. Da es nicht sofort losging, langweilte er sich und versuchte auf den Esstisch zu krabbeln. Ich wollte aber derweil noch fix eine E-Mail lesen und war recht froh, dass er sich damit zufrieden gab, auf meinen Oberschenkeln zu stehen und mit seinem Oberkörper auf dem Tisch zu hängen.

Natürlich hätte mir die Ruhe verdächtig vorkommen müssen. Als ich nur kurz mit einem Auge die Lage kontrollieren wollte, entwich mir ein ziemlich ärgerliches: „Oh, NEIN!“ und mein kleiner Filius erstarrte erschrocken in seinem Tun.
Mein Ärger löste sich allerdings ziemlich fix in Luft auf, es war gleich in mehrfacher Hinsicht meine eigene Schuld, denn Mats hatte sich nur eine Beschäftigung gesucht um mich nicht zu stören. Nach und nach hat der kleine Putzmann jedes Mini-Buch in einem, kurz zuvor halbwegs geleertem, Frucht-Gläschen versenkt.
Die Szenerie, die sich mir da bot, war eigentlich nur köstlich. Der Kurze hatte die letzte saubere Lektüre noch zwischen seinen Fingern und verstand die Aufregung um seine Arbeit überhaupt nicht. Plötzlich erinnerte ich mich auch, aus den Augenwinkeln heraus, sehr bedächtige und konzentrierte Bewegungen gesehen zu haben. Während ich mein Schmunzeln nicht zurückhalten konnte, lobte ich ihn für diese überaus akkuraten Aufräumarbeiten und dass er netterweise nicht mal eins daneben geworfen hat. Ist im Endeffekt glaub ich auch keinem aufgefallen, dass die Deko teilweise etwas klebrig war und vielleicht noch ein bisschen nach Apfel-Birne-Fruchtbrei roch.

Aber jetzt mal endlich zu den Weihnachtstagen. Wir hatten einen wunderschön harmonischen Heiligabend, mit drei Großeltern, unserm allererstem eigenen Weihnachtsbaum und einem Kind, dass sich nicht, wie von allen voraus gesagt, nur für das Geschenkpapier interessierte.
Genauer gesagt, interessierte es ihn nicht die Bohne; wollte er nicht an der Verpackung reißen, als es ihm angeboten wurde und vielleicht haben wir es ihm auch nicht genug vorgemacht… hoffentlich behält er kein Trauma zurück.
In bester Erinnerung behält er aber möglicherweise diesen großen, grünen Kollegen, der so bunte, kleine Dinge rumhängen hatte.

An Heiligabend war Mats so beschäftigt, mit uns allen zu spielen, dass wir den Baum erst am 1. Weihnachstag mit Laufgittern einzäunen mussten. Immer mal wieder, schob er das Gitter so nah an den Tannenbaum heran, dass er das ein oder andere zu fassen bekam. Einmal kam ich dazu, wie er grad ganz ehrfürchtig eine Weihnachtskugel in der Hand hielt. Er war so fasziniert, dass er überhaupt nicht protestierte, als ich ihm die rot-goldene Kugel vorsichtig abnahm. Ansonsten hat er unter Aufsicht öfters den Christbaum anlangen und erfühlen dürfen und immer mal wieder fand sich auch eine Tannennadel beim Spielen in seinen Händen oder auch mal in seinem Mund.

Natürlich waren wir zuvor wegen Geschenken gefragt worden und so gab es über die Feiertage neben diversen sehr süßen Klamotten, auch unsere Favoriten-Geschenke:
Ein Schaukelpferd und ein Bobby-Car.
Beides musste natürlich sofort ausprobiert werden und fand großen Anklang bei uns Erwachsenen und bei Mats.
Natürlich braucht der Kleine immer noch jemanden, der ihm hilft, die Geräte so zu nutzen, wie wir es uns vorstellen. So sitzen wir z. B. jetzt manches Mal alle drei auf gleicher Höhe, Mats auf dem Bobby-Car, wir vor und hinter ihm auf dem Boden. Mit Schwung auf dem Laminat hin- und her geschoben zu werden, macht nicht nur Mats großen Spaß.
Ist niemand da, spielt er auf seine Weise. Das Glöckchen am Hals des Pferdchens ist sehr interessant und das Auto lässt sich mit nur einer Hand ganz toll hin und her schieben.

Natürlich ist in den letzten 14 Tagen noch viel mehr passiert.
Mir ist aufgefallen, dass er neuerdings sehr gerne sch-Laute bildet: dtschaaa - dzzzadtzaatschaaaa und viele mehr. Wenn er sich wohl fühlt, quatscht er vor sich hin wie ein kleiner Wasserfall… na, wo er das nur her hat? …he he.

Er ordnet die Dinge jetzt öfters zu, mehrmals hat er mir die Tage schon seinen Schnuller gegeben/angeboten bzw. zu meinem Mund geführt. Und der blaue Deckel gehört zum Beispiel auf die Wasserflasche – er klopft ihn gerne auf die Öffnung oder ab und zu hält er ihn bereit, damit ich die Flasche zuschrauben kann.
Auch werden uns jetzt Sachen hingehalten, allerdings zumeist nicht, wie wir anfangs glaubten, zum entgegennehmen – nööö, nur zum Zeigen.
Angucken oder mal kurz anfassen ist gewollt, aber nicht mehr.

Ablegen, wieder aufnehmen, ablegen, wieder aufnehmen, ablegen… tolles Spiel. Manchmal muss ein Krümel, bevor er in den Mund gesteckt wird, erst mehrmals gedrückt, gedreht, geknetet, hingelegt und wieder aufgenommen werden.
Ohne Überprüfung findet so gut wie nichts den Weg in Mats Mund. Er isst immer mehr verschiedene Dinge, allerdings nie sehr viel und lehnt immer öfters Brei ab. Selbst Früchte-Gläschen, die sonst immer gingen, werden nun nach wenigen Löffeln verschmäht. Wir versuchen jetzt die Mahlzeiten viel mit Obst und Gemüse zu gestalten, er muss einfach was in der Hand halten können/dürfen.

Die Nahrungsaufnahme ist bei unserem kleinen Pupser wirklich grad mal zweitrangig und im Grunde freu ich mich, dass er dem Essen nicht soviel Bedeutung zukommen lässt. Allerdings steht er da in seiner Münchener Familie, mit lauter kochenden Männern, ziemlich allein da. Dem Essen wird hier in jeder Hinsicht sehr viel Bedeutung beigemessen, viel zuviel für meinen Geschmack, aber wer weiß, vielleicht hab ich ja jetzt einen Mitstreiter gefunden.

Der absolute Renner (Definition: Das wovon er von dem Wenigen was er isst, noch am meisten zu sich nimmt) ist momentan die Banane. Allerdings steht mein Sohn – entgegen aller Experten-Aussagen - auf einen abwechslungsreichen Speiseplan.
Ein hart gekochtes Ei war gestern der Bringer, wird heute glatt verschmäht und ist vielleicht morgen schon wieder der Tellerfeger, da ist der Herr Mats schlecht auszurechnen.
Das Eigelb ist übrigens überhaupt nicht seins. Da macht er immer so eine Schnute, verzieht und verdreht dabei das Gesicht, dass ich große Lust hätte, ihm öfters das Gelbe vom Ei anzubieten. He, he.
Obwohl… auch im Chaos besteht eine Ordnung, wie man ja weiß. Vielleicht sollte ich seine Essgewohnheiten mal aufschreiben.

Was ich mir nicht merken muss, weil es fast immer gleich abläuft - wenn ich etwas aufteile. Ich breche ein Stück vom Brot, Käse, Obst ab und biete ihm den Happen an.
Er - gar nicht kleinlich, wählt zumeist den viel größeren Brocken und ist dann ab und zu recht pikiert, wenn ihm dies verwehrt wird.
Manchmal nimmt er auch einen Zipfel Essen in die Hand und entdeckt dann in meiner Hand ebenfalls etwas davon, dann tauscht er auch mal ganz gern. Lässt seins fallen, wenn’s gut läuft, in meine Hand – wenn’s normal läuft, auf den Boden und dann nimmt er meins, nach dem Motto: „Ooohhh, das schaut auch gut aus. Wenn Mama das in der Hand hat, ist das sicher lecker. Meins ist schon so angelüllt, wer weiß, wer das schon in der Hand hatte.“

Apropos Essen, zwischen den Jahren hab ich Mats mal wieder häufiger gestillt, denn ich war drei Tage lang ziemlich im Eimer - Mastitis rechte Seite. Vor der Geburt hatte ich mal so einen Ansatz von Brustentzündung, einen kleinen roten, schmerzlosen Punkt. Diesmal gab’s ein riesiges, rotes Areal, mit schmerzhaftem Knubbel, dazu heftige Kopfschmerzen und ein saft- und kraftloses Gefühl, dass mit mir so gar nix anzufangen war. Hab in der Zeit viel geschlafen und halt gestillt, denn ich glaube, dass ein blockierter Milchgang der Grund für die Entzündung war. Ich hatte als Tipp gelesen: „Das Kind oft anlegen, denn nichts und niemand pumpt so effektiv ab, wie der eigene Säugling.“ Wohl war, die Schmerzen dabei waren zu ertragen und den Gang zum Arzt plus Medikamente hat Mats mir scheinbar erspart.

Ja und als es mir wieder besser ging, stand auch schon der Abschied vom alten Jahr vor der Tür und genau seit dem 31. Dezember übt Mats freihändig zu Stehen.
Am Silvestermorgen hab ich zum ersten Mal beobachtet, wie er auf der Couch geturnt hat. Man sollte meinen, dass ist dort doch viel zu wacklig, aber scheinbar ist es wichtiger, dass er weich fällt. Der Mini-Akrobat findet seinen Stand, lässt los, steht einen Bruchteil der Sekunde frei und fällt kurz darauf mit einem Grinsen in die Couchkissen.

Silvester haben wir übrigens alle gut überstanden. Um der Misere zu entgehen, entweder nirgendwo hinzugehen oder Mats mitzuschleppen, haben wir selbst eingeladen.
So konnte der Kleine in seinem Bett nächtigen und wir standen um Mitternacht mit Babyphon vor der Tür. Hätten die Verrückten bei uns am Platz nicht über eine dreiviertel Stunde geböllert, wäre Mats vielleicht nicht mal aufgewacht, so konnte ich es ihm nicht verdenken, sich gegen 0:45 die erste Mahlzeit 2009 abzuholen. Als es dämmerte, sind Chris und ich ins Bett, anderthalb Stunden später hatte Mats ausgeschlafen – jaaa, das war von uns schlecht geplant, aber was will man machen… es kann ja nicht jede Fete an uns jungen Eltern vorbei gehen.
Das war übrigens das erste Mal, seitdem der Kleene da ist, dass wir zusammen gefeiert haben – schon allein deswegen, hat sich der Schlafmangel gelohnt.

Heute, genauer gesagt, am 04.01.09, Sonntagvormittags, ist Mats mit seinem Bett in sein Zimmer eingezogen – endlich. Bin sehr gespannt, wie das mit dem alleine Schlafen so hinhaut.

Ich hab noch ein Bild von Mats, mir und seinem neuen Gefährten angehängt. Das Bild dokumentiert die ersten Minuten auf seinem neuen Auto, ein noch recht skeptischer Blick, aber mit guten Haltungsnoten. Was ich erst nicht glauben wollte, dann aber für mich noch einmal reproduziert wurde – er ist von selbst abgestiegen. Ganz galant, beide Hände am Lenkrad, ein Bein angehoben und drüber geschwungen, wie beim Fahrrad mit Stange – ich war echt baff.

So und um nicht wieder allzu sehr in Schlafnot zu geraten, breche ich hiermit diesen Zwei-Wochen-Bericht ab und wünsche Euch allen einen guten Start in ein interessantes, spannendes und hoffentlich kinderreiches (also erstmal für Euch) Jahr 2009.

Beste Grüße, Eure Nicole

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Kommentare von Lesern:

Julia,Berlin12.01.2009 14:34

Hallo Nicole,

dein Sohn ist leider ja etwas älter als meiner, denn so werde ich einige Wochen der Elternzeit ohne deinen fabelhaften Block auskommen müssen. Es ist so nett witzig und warmherzig geschrieben. Ich freu mich immer richtig drauf. Was mich noch interessieren würde ist, wie ihr das mit der Kinderbetreuung nach dem 1. Jahr macht- das scheint ja in Süddeutschland eher schwierig zu sein. Mach weiter so!

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