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Baby-Tagebücher von Nicole

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

36. Woche

+ 37. Urlaub und Renovierungsarbeiten

Es ist viel passiert in den letzten zwei Wochen. Wir waren noch einmal beim Fenkid, sind danach gleich nach NRW gedüst, sieben Tage später im größten Renovierungschaos wieder in München aufgeschlagen und haben die restlichen Tage nichts mehr anderes im Sinn als die Umgestaltung unserer neuen Wohnung. Aber jetzt mal der Reihe nach.

In der Krabbelgruppe war das Thema der Woche „Kooperation“, in erster Linie natürlich zwischen Kind und Eltern. Die Überlegung, dass diese kleinen Wesen eigentlich ständig und andauernd mit uns kooperieren, war mir ehrlich gesagt, vorher noch nicht gekommen.
Bei Mats stimmt es auf jeden Fall, gutes Beispiel ist die Essenszeit. Wenn er beim Futtern den Mund nicht mehr aufmacht, sich mit dem Oberkörper nach hinten wirft oder mit der Hand nach dem Löffel schlägt, versteht wohl jeder was es heißen soll: Keine Kooperation – mehr!
Und das “mehr“ ist wichtig, denn er hat mir ja schon längst mit der schwarz-weißen Zielfahne gewunken. Ruhig sitzend, wird das kleine Schleckermaul mehrmals hintereinander nicht mehr scheunentormäßig aufgerissen, sondern mehr nur noch mir zuliebe drei oder vier Löffelspitzen abgelutscht.
Der kleine Häppchenesser denkt sich dann irgendwann zu recht: „…jetzt muss ichs der Mutti irgendwie anders klar machen.“ und beugt sich wie ein Bambus nach hinten durch, untermalt mit ein paar knatschigen Tönen. Dann hab ich nicht bemerkt oder vielleicht auch übersehen wollen, dass Mats Hunger mal wieder nicht sehr groß war.
Eines ist mir klar geworden, mein Süßer will wirklich sehr oft mit mir zusammenarbeiten, probiert es immer wieder und wartet geduldig – bis er leider öfters erkennen muss:
Die Mama schnallt es nicht und erst dann holt er den Holzhammer raus. Vielleicht wäre ein Kurs in Baby-Zeichensprache doch nicht so verkehrt.

Mit dem Zug ging es dann nach Aachen und trotz diverser Schwierigkeiten (ICE-Ausfall, kein Kleinkindabteil, Streckensperrung) sind wir gut dort angekommen. Mats zunehmende Mobilität hatte mich ein paar Tage vorher doch noch “etwas“ verunsichert, aber wir waren ein tolles Team (ich hab die Zeichen erkannt und er war sehr willig) und so lief alles glatt. Bei meinen zwei Freundinnen hab ich mir dann schon mal live angeschaut, was mich in gut einem Jahr so erwartet: So ein Weg kann z. B. ja schon lang dauern, wenn das Kind sich nicht entscheiden kann, ob es im Buggy sitzen will oder nicht. Es gibt so viel zu sehen und zu machen, gefahren werden ist toll, aber selber gehen ist ja eigenständiger und dann noch mal ein bisschen die Grenzen bei der Mama austesten. Mal schauen wie weit man die so ausreizen kann und das Wort “Nein“ ist toll und kann eigentlich immer und überall benutzt werden.
Mannomann, da muss man sich schon echt immer wieder dran erinnern, das Kinder nicht boshaft sind, sondern halt einen furchtbar langen Atem haben und einfach auch gerne ein Wort benutzen, was sie ja von uns andauernd zu hören bekommen.
Hab mir daraufhin überlegt, das Wort “Nein“ aus meinem Wortschatz zu verbannen – ist aber wohl ein bisschen zu utopisch gedacht und natürlich muss es auch ein Verbotswort geben. Ich möchte allerdings versuchen, es sparsam zu verwenden . . . ob ich mich in ein paar Jahren wohl über diesen naiven Satz scheckig lachen werde? Grins.

Der kleine Kerl hat in diesen Tagen angefangen sich an allem und jedem hochzuziehen. Das Hinstellen verlief anfangs noch recht wacklig, ein paar Beulen blieben natürlich nicht aus, doch jetzt – nach genau neun Lebensmonaten steht er schon recht sicher und kommt auch wieder gut auf den Boden zurück. Immer mehr hält er sich auch nur mit einer Hand fest, die andere muss unbedingt irgendwas ergreifen und seinen Gleichgewichtssinn herausfordern. Mir stockt manchmal echt der Atem, wenn er da so vor und zurück schwingt, aber ich halte mich zurück und versuche so wenig wie möglich einzugreifen. Mats übt “try and error“, die Mama “Luftanhalten und Weiteratmen“ – da wird sich in den nächsten Monaten (Jahren???) wohl so schnell nix dran ändern, was?

Während dieser Besuchstage ist mir ganz bewusst aufgefallen, dass Mats - glaub ich - schon ganz schön viel versteht. Zum Beispiel das Wort: „Komm…“, wird immer gern befolgt, ziemlich schnell hört man ein scharrendes Geräusch und der kleine Blondschopf kriecht um die Ecke.
Ich hab das Gefühl, dass ich mit dem Verstehen ganz schön hinter meinem Sohn hinterherhinke. Wenn ich bemerke, dass er den einen oder anderen Zusammenhang versteht, tut Mats das wohl schon ein paar Wochen lang. Ich staune jeden Tag neu.
Ich sollte ihm viel mehr zutrauen … obwohl, das ist natürlich relativ.

Mats hat in der Urlaubswoche ein neues Spiel entwickelt, aber kapiert hab ich es erst in München. Besser gesagt, ist es das erste richtige Spiel, was von ihm ausgeht und heißt: “Fang mich“. Er liegt auf dem Boden, schaut mich an, dreht sich und robbt ein paar Schritte weg, schaut mich wieder an - diesmal erwartungsvoll und wenn ich ihm dann zurufe, dass ich ihn gleich haben würde und ihm hinterher gehe, gibt’s ein begeistertes Kreischen und er robbt noch einen Meter weiter.
Totale Begeisterung kann ich auslösen, wenn ich ihn unterm Küchentisch fangen will. Meine Möglichkeiten sind da natürlich etwas begrenzt, aber der Sonnenschein lacht sich halb kaputt, wenn ich immer wieder mit großen Augen unter einem anderen Stuhl hervorschaue und auf den Boden klopfe, als würde ich hinter ihm her rasen. Ich glaube nicht, dass er versteht dass er in diesem Terrain immer der Sieger sein wird - es ist wohl eher der Spaß, schnell durch den Wald aus Stuhl- und Tischbeinen zu krabbeln. Das Glucksen und Kichern zu hören ist auf jeden Fall so zuckersüß, dass ich mich immer wieder gerne auf alle Viere begebe, um uns beiden einen Heidenspaß zu bereiten.

Irgendwelche Dinge fallenlassen ist auch eine tolle Sache. Früher hab ich immer geglaubt, es würde ums Aufheben gehen. Die gutgläubige Mama, die immer ganz treuherzig alles aufhebt und dem Kind wieder gibt. Jetzt hab ich verstanden, worum es wirklich geht – einzig und allein um das Runter-fallen-lassen und hinterher schauen ist auch ganz wichtig. „Wo ist das Ding jetzt?“ steht jedes Mal auf Mats Hinterkopf geschrieben – ehrlich.

Es gibt natürlich noch andere Neuigkeiten:
Waschanleitungen sind out, Stifte sind jetzt heiß begehrt…für’n Kuli kriecht der Mats meilenweit.
Uns fehlt immer noch ein Eß- und Schlaf-Rhythmus, deshalb ist wohl das Einschlafen übertags neuerdings immer schwierig und wird mit viel quengeln begleitet.
Wir ziehen zum 1. November um, einen Stock höher und haben dann 30m² mehr. Aber weil mein lieber Freund nicht einfach nur irgendwo einziehen kann mit ein bisschen Wände streichen, wird jetzt gehämmert, gebaut, gemalt und geschuftet was das Zeug hält. Aber es lohnt sich und ich freu mich schon sehr auf unsere nach unseren Wünschen gestaltete Wohnung, wenn auch die eine oder andere Idee der Zeit zum Opfer gefallen ist.
Mats bekommt sein eigenes Zimmer und ich überlege schon andauernd, ob er mit dem Wohnungsumzug auch mit seinem Bett aus unserem Schlafzimmer auszieht oder ob wir ihn gerade wegen der Umstellung lieber noch einige Zeit bei uns ratzen lassen – mal sehn.
Mit dem Renovierungs-Stress wird der Kleine jetzt öfters zwischen Großeltern und Tante hin und hergereicht, aber ich glaube zu wissen, das er die vielen Besucher und die Aufmerksamkeit sehr genießt und die Babysitter tun es wohl auch.
In solchen Momenten wird mir immer wieder klar, wie toll es ist Familie zu haben und dass die Entscheidung für ein Kind(er) absolut richtig war/ist.

Anbei noch ein Bild von meinem neuen Lieblingskleidungsstück. Ich hatte Strumpfhosen immer nur sehr negativ in Erinnerung und mir vorgenommen, Mats diese traumatischen Erfahrungen eines hässlichen, rutschenden und kratzigen Beinkleides zu ersparen.
Doch als ich aus unserer Kleiderkiste nur so knuffige Teile rausgezogen habe, war ich sofort vom Gegenteil überzeugt, an dieser Stelle endlich auch mal ein schriftliches dickes Dankeschön an Claudia, Paul und Ulf für all die vielen Sachen und den nicht endenden Strom an Kleider- und Spielzeugkisten.


Soo und jetzt noch liebe Grüße und bis nächste Woche von
der Küchen-Schubladen-Zusammenbau-Meisterin Nicole





Matz

Bild: privat



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Kommentare von Lesern:

Franziska, Wildau01.11.2008 20:57

Hallo Nicole,
unser Sohn hat das gleiche Geburtsdatum wie Deiner. Ich bin froh, dass Du das mit dem Schlafrhythmus erwähnt hast. Ich scheine nur von ich- gehe- immer- zur- gleichen- Zeit- ins- Bett- und- schlafe- sofort ein/ durchschlaf- Babys umgeben zu sein.
Ich freue mich schon auf die nächste Woche.

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Renate, Stuttgart22.10.2008 20:18

Hallo Nicole, als wir im August umgezogen sind, haben wir unseren damals 13 Monate alten Sohn erst noch einmal bei uns im Schlafzimmer schlafen lassen, um ihm nicht zu viele Neuerungen auf einmal zuzumuten. Nach ungefähr einem Monat haben wir ihn dann ausquartiert, was eigentlich problemlos geklappt hat. Er ist nur alle drei bis vier Nächte aufgewacht, was er aber auch bei uns im Zimmer getan hat. Inzwischen schläft er meistens durch, wenn er gesund ist, und ich denke, er schläft in seinem eigenen Zimmer sogar ruhiger als bei uns. Und wir können vor dem Einschlafen endlich wieder lesen ... Bin gespannt, wofür Ihr Euch entscheidet und wie es dann läuft. Viele Grüße aus Stuttgart

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Claudia,Dachau20.10.2008 12:36

Schön das du uns erwähnt hast,hat mich richtig gerührt,und warte ab ,wenn ihr umgezogen seit,dann gibts schon wieder einige Kisten die im Keller auf euch warten.Liebe Grüße aus Dachau

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