Diagnose: Cervixinsuffizienz. Ein sehr persönlicher Eintrag mit Höhen und Tiefen.
Meine bislang so unkomplizierte Schwangerschaft hat auf einmal eine unerwartete Wendung genommen. Gemerkt habe ich davon nicht viel… Also bin ich, wie immer, mit Julia in die diversen Spielgruppen und zum Babyturnen gegangen. Mein Bauch war zwar nach wie vor sehr oft hart, aber das ist ja schon länger der Fall. Wie gesagt, die Kleine bewegt sich ja auch unheimlich viel.
Donnerstag, 09.08. --- Der Tag fing eigentlich super an. Nämlich mit einem Anruf vom Geburtshaus, dass ich meine Tochter dort entbinden kann. Ich hatte mich ja bereits im April erkundigt und jetzt wurde die Notiz doch noch gefunden, so dass ich nicht mehr auf der Warteliste stehe, sondern einen richtigen Platz habe. Das wäre übrigens mein eigentlicher Aufhänger für den Eintrag dieser Woche gewesen. ;)
Kurz danach dann die Routine-Untersuchung bei der Frauenärztin. Ab der 30. Woche sind alle 14 Tage Termine vorgesehen und auch die CTGs werden ab sofort geschrieben. Aber durch Anja wusste ich ja, dass das nicht unbedingt nötig ist, also haben wir das heute ausgelassen.
Bei der vaginalen Untersuchung erwähnte ich noch, dass ich glaube, vielleicht (aus dem Schwimmbad??) eine Infektion zu haben. Ich war mir nicht sicher, ob ich es mir nur einbilde, aber ich hatte das Gefühl, dass das Toilettenpapier rauer war als sonst. Ich erwähne das hier explizit, falls das eine andere Schwangere, die dies liest, auch hat und genau wie ich denkt, dass das nur eine Bagatelle ist. Bei mir war das nämlich nicht der Fall. Die Ärztin fühlte (AUA!!) und war leicht erschrocken: “Ich habe schon den Kopf Ihres Babys berührt.” Das ist in dieser Schwangerschaftswoche wohl nicht normal. Der Muttermund sei total weich und der Kopf des Babys schon ganz weit unten im Becken. Letzteres hatte ich auch bemerkt, aber da bei dem letzten Termin vor 4 Wochen noch alles in Ordnung war (Gebärmutterhals, GMH, bei etwa 4,5 cm, sofern ich mich richtig erinnere), hatte ich mir auch nichts weiter dabei gedacht. Ob mir manchmal übel ist, als ob die Regel einsetzen würde, und ob ich leichte Rückenschmerzen hätte… ja.
Beim Ultraschall war es dann richtig deutlich: Seit dem letzten Mal hat sich der GMH auf 1,9 cm verkürzt. Das heißt, welche Infektion ich mir da auch immer eingefangen habe, sie bewirkt (vermutlich), dass sich der GMH verkürzt und der Muttermund weich wird. Jedenfalls wird es erst mal auf die Infektion geschoben, was ja insofern gut wäre, dass sie geheilt werden kann und sich alles wieder stabilisiert.
Ich müsse sofort ins Krankenhaus, weil die Gefahr einer Frühgeburt bestünde. Und zwar noch heute, weil die Lungenreife gespritzt werden müsse. Bei einem Baby ist die Lunge erst bei etwa 34+0 so ausgereift, dass es alleine atmen kann, deshalb ist es sehr wichtig, die beiden dafür notwendigen Spritzen zu geben, wenn es so aussieht, als ob das Baby vorher zur Welt kommt. O Gott, und das mir, der Spritzen-Phobikerin…
Nach einem tränenreichen Bericht an meinen Freund sind wir dann gegen Abend in die Uniklinik gefahren, da dort meine Hebamme arbeitet. Leider hat sie nur Samstag Dienst und dann erst mal Urlaub. Mist! ...Jedenfalls wurde hier nun doch ein CTG geschrieben (alles in Ordnung), ein weiterer Abstrich gemacht und natürlich auch noch mal der GMH nachgemessen. Hier wurde ein Wert von 2,2 cm ermittelt, unter Druck aber nur noch 1,3 cm – in der jetzigen Phase sollte sich da eigentlich noch nichts tun.
Wie befürchtet, kam dann der Teil mit den Spritzen bzw. dem befürchteten Zugang. Das Blut wurde auch schon aus dem Zugang abgenommen, was ich zwar nicht mehr gemerkt habe, aber allein vom sprudelnden Geräusch her total widerlich war. Dann ab auf die Station, auspacken, Abschied von meinem Freund und der Kleinen – Papa und Tochter allein zu Haus. :((
Freitag, 10.08. --- Bei der morgendlichen Visite klärt mich die Ärztin auf Anfrage auf, dass sie es noch nicht für nötig hält, die Lungenreife zu spritzen. Das mache man nur, wenn man davon ausgeht, dass das Baby in den folgenden 2 Wochen geboren wird. Das wäre bei mir aber nicht der Fall. Die Spritzen sind nur 2 Wochen lang wirksam, danach müsse neu gespritzt werden, was dann wohl auch Auswirkungen auf das Baby haben könnte. Da ich im Bett gesessen habe, als sie hereinkam, weist sie mich noch mal darauf hin, dass ich eingeschränkte Bettruhe einhalten muss. Das heißt, ich muss den ganzen Tag FLACH liegen, am besten noch mit Becken erhöht und darf nur zum Duschen und für die Toilette aufstehen. Wegen des Drucks eher ein bisschen laufen als sitzen. Was mir natürlich auch noch eine allabendliche Thrombose-Spritze einbringt. Ansonsten passiert heute neben einem CTG nicht viel.
Samstag, 11.08. --- In dem Wissen, dass die Ärztin nicht von einer Frühgeburt ausgeht, bin ich natürlich doch öfter mal herumgelaufen. Hier sind so viele Neugeborene, die im Flur herumgefahren werden und die ich mir angucken MUSS! Hatte ich nicht letzte Woche geschrieben, dass noch alles so unwirklich und weit weg erscheint? – Das ist jetzt natürlich nicht mehr so, wo jede Frau hier einen dicken Bauch oder ein Baby vor sich her schiebt. Jedenfalls folgt die Rechnung schon am Vormittag, kurz nachdem Mathias und Julia wieder gefahren sind und ich mit Julia ein bisschen herumgetollt habe.
Auf der Toilette blute ich. Panisch rufe ich die Schwestern, die aber nur ein CTG veranlassen. Da es nicht weiter blutet, wird keine vaginale Untersuchung gemacht, so dass ich nicht weiß, woher die Blutung kam. Als ich meiner Cousine empört davon erzähle, meint sie, dass bei jeder Untersuchung die Gefahr besteht, dass Bakterien eindringen, was bei mir natürlich nicht gewollt ist. Na gut.
Auch das Antibiotikum macht Stress. Dreimal pro Tag werden je 100 ml AB angehängt und ich habe heute meine liebe Not, dass es auch reinläuft. Das Spülen (brennt!) hat nicht wirklich geholfen. Ich friemele am Zugang herum (brr), drücke, schiebe, massiere den Arm, bis das Zeug nach einer Stunde in meinem Körper ist. Durch die Blutung bin ich so geschockt, dass ich brav im Bett bleibe.
Sonntag, 12.08. --- Der Zugang ist nun völlig dicht und wird gezogen. Ich weigere mich, mir einen neuen legen zu lassen, woraufhin Gott sei Dank auf Tabletten umgestellt wird. Jetzt bin ich sehr viel ruhiger und nicht mehr so aufgewühlt und aufgescheucht, wie das mit dem Zugang der Fall war. Ich habe ihn ständig als Fremdkörper wahrgenommen und dadurch vielleicht auch unbewusst dazu beigetragen, dass er so schlecht funktioniert hat, keine Ahnung. Aber das spürt das Baby bestimmt auch als positiv. Auch mein Bauch wird nicht mehr annähernd so oft hart wie vorher. Die Bettruhe zeigt also auch ihre Wirkung. Ich wusste nicht, dass der Bauch offensichtlich auf Anstrengung reagiert hat, sondern hatte es immer auf die aktive Kleine geschoben.
Montag, 13.08. --- Keine weiteren Neuigkeiten heute. Ich habe lediglich erfahren, dass erst am Donnerstag der nächste Ultraschall gemacht wird. Vorher wird nicht viel passieren. Täglich CTG, 3x Antibiotika, Thrombosespritze, nicht zu vergessen das leckere Krankenhaus-Essen (wen es interessiert – in meinem Blog “dietesterin” habe ich ein Bild hochgeladen :) ) und ruhen, schlafen, rumliegen… vielleicht darf ich ja dann nächstes Wochenende schon nach Hause. Ich vermisse Julia unglaublich!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Liebe Grüße,
Stephanie