Lungenreife und vorzeitige Wehen: aufregende Tage im Krankenhaus.
Weiter im Krankenhaus, weiter mit der täglichen Zusammenfassung. Ich denke, so kann man am leichtesten den Überblick behalten. Auch ich selbst, da ich sonst alles durcheinander bringen würde…
Mittwoch, 22.8.
Schon einen Tag früher als erwartet, darf ich zum Ultraschall. Die Bettruhe scheint gewirkt zu haben, denn der Gebärmutterhals hat sich nicht weiter verkürzt, sondern es wurde in etwa dieselbe Länge gemessen wie letzte Woche, also 14 mm. Jetzt darf ich etwas herumlaufen und vielleicht Mitte nächster Woche nach Hause. Wie schon gesagt, wäre das perfekt, weil Mathias ja zur IFA fährt.
Meine neu gewonnene Freiheit dauert etwa 3 Stunden, dann habe ich wieder eine stärkere Blutung. Dieses Mal bekommen es zufällig 2 Ärzte mit, die mich nach einer Untersuchung nach unten in den Kreißsaal (die gesamte Station wird so genannt) geschickt haben. Während des unauffälligen CTGs war besprochen worden, nun doch die Lungenreife zu spritzen, um auf Nummer Sicher zu gehen.
Da meine erste Blutung dieser Art (kamen ja beide nach einer Untersuchung) eher als Lappalie abgetan wurde, kam dies für mich sehr überraschend. Neu war für mich auch, dass es sich hierbei nicht nur um 2 Spritzen à 2,5 ml Cortison handelt, sondern dass man gleichzeitig auch noch 48 Stunden am Stück per Zugang einen Wehenhemmer verpasst bekommt. Denn so lange dauert es, bis die Spritzen richtig wirken, und es wäre ja blöd, wenn das Baby in der Zwischenzeit zur Welt kommen würde.
Da war er also wieder, mein geliebter Zugang… Nur dieses Mal hing ich an zwei Schläuchen und diesem Stativ… gaaaanz toll. Gruselig auch, dass meine 10 Jahre jüngere Cousine im Dienst war und mir die Spritze verpasste. Aber sie nahm meine Vorab-Drohungen wohl Ernst, denn es war einigermaßen erträglich. ;)
Donnerstag, 23.8.
Der Wehenhemmer ist ziemlich heftig und hat bei mir sofort Zittern und auch Herzklopfen ausgelöst. Geschlafen habe ich kaum, weil ich ständig Angst hatte, dass ich mich in den beiden Schläuchen verheddere, sie abreiße oder die Medikamente nicht mehr laufen, weil ja beim ersten Zugang ziemlich schnell Probleme aufgetreten sind. Es wird nämlich nur 1 ml des Wehenhemmers pro Stunde verabreicht, gleichzeitig läuft aber ununterbrochen auch noch eine Verdünnungslösung mit, um die Wirkung abzumildern und den Zugang offen zu halten.
Mittags dann die zweite Lungenreife-Spritze von Cousinchen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie eine Flüssigkeit meinem Baby zum Atmen verhelfen soll. So habe ich es verstanden: Die Lungenbläschen müssen mit einem bestimmten Stoff überzogen sein, damit diese beim ersten Atemzug nicht platzen. Dieser körpereigene Stoff wird vom Baby aber jetzt noch nicht produziert. Das Cortison regt die Bildung dieses Stoffs an, so dass das Baby selbst atmen kann und nach der Geburt nicht beatmet werden muss.
Freitag, 24.8.
Nach einer erstaunlich schlafreichen Nacht war ich beim CTG etwas verwirrt, auf einmal ein paar Mini-Wehen zu haben. Mir wurde erklärt, dass der Wehenhemmer nur bis zu einer bestimmten Menge Hormone etwas ausrichten kann. Aha. Das Feedback der Ärztin, als sie die Kurve sah, lautete: Es ist “wahrscheinlich”, dass das Baby bald zur Welt kommt. Schließlich hätte ich nun schon 2 stärkere Blutungen gehabt, trotz laufendem Wehenhemmer kleinere Wehen, und es ist alles total weich, was darauf schließen ließe, dass der Uterus “gebärbereit” ist.
Man müsse abwarten, was passiert, sobald der Wehenhemmer abgestellt wird. Bettruhe hat wieder oberste Priorität – dass ich der Ärztin aber auch immer in die Arme laufen muss, sobald ich dann doch alle paar Tage mal die paar Schritte zur Küche gehe. Das Medikament ist nun seit einer Stunde abgesetzt, das Zittern hört so langsam auf, und schon schreibe ich euch. ;) … Wehen hatte ich auch nicht mehr, also alles gut. Trotzdem habe ich meinen Freund gebeten, in den nächsten Tagen das Babybay aufzubauen und die Babysachen aus dem Keller zu holen, die dort noch in Kartons verpackt sind. Schade, eigentlich hätte ich das lieber selbst gemacht.
Gegen 17:00 Uhr, 2,5 Stunden nach Abschaltung des WHs, setzten bei mir Wehen ein, recht regelmäßig im Abstand von 10 Minuten. Nicht ungeheuer schmerzhaft, aber da ich die Eröffnungsphase bei Julia ja auch so gut wie verschlafen habe, hoffe ich natürlich, dass sie auch dieses Mal nicht so schlimm sein werden. Um 18:30 Uhr sagte ich dann Bescheid und es wurde ein CTG geschrieben, auf dem – nichts! – zu sehen war. Die Pflegerin legte noch ihre Hand auf meinen Bauch und als ich sagte, ich würde eine Wehe spüren, meinte sie, dass der Bauch nicht mal richtig hart werden würde. Da kam ich mir, gelinde gesagt, ganz schön blöd vor.
Gott sei Dank wurde um 22:00 Uhr noch ein Kontroll-CTG geschrieben. Schon wieder mit angehängtem WH, um zu sehen, ob dieses Druckgefühl nachlassen würde oder nicht. Endlich waren die Wehen sichtbar. Anderer Bediener, der Wehensensor lag woanders, und ich fühlte mich nicht mehr so blond wie in den letzten Stunden. Diese Wehen waren nämlich die ganze Zeit in gleichmäßigen Abständen weitergegangen, und ich konnte mir absolut nicht vorstellen, dass die Kleine akkurat alle 10 Minuten ihr Popöchen herausstreckt, was ich dann fälschlicherweise für Wehen halte.
Die Wehen kamen schon alle 6 Minuten, als der WH höher eingestellt wurde. Sie ließen tatsächlich wieder nach, sodass ich in der Nacht nur 2, 3 schwächere Wehen gespürt habe. Puh, jetzt bin ich bei 31+5 und halte es doch nicht mehr für soooo unwahrscheinlich, dass ich in den nächsten Tagen Mami werde…
Samstag, 25.8.
Schon vor 5 Monaten hatte ich uns zu einer Führung durch den Frankfurter Commerzbank-Wolkenkratzer angemeldet. Die ist heute! Und findet jetzt ohne mich statt. Okay, ich arbeite in Sichtweite im 35. Stock, aber trotzdem soll es ja etwas ganz Besonderes sein, was Architektur und Bepflanzung angeht. Vielleicht kriege ich wenigstens Fotos zu sehen. :(
Montag, 27.8.
Die letzten beiden Tage hat sich nicht viel getan und ich bin wirklich froh über die kleine Atempause. Der Wehenhemmer wurde letztendlich erst Sonntagvormittag abgestellt. Eine Stunde später hatte ich wiederum heftige Wehen, die aber genauso plötzlich wie sie kamen, auch wieder vorbei waren. Seitdem halte ich mich extrem an die Bettruhe und liege fast nur noch flach im Bett, was offensichtlich wirklich hilft.
So langsam wird die Liegerei zwar echt anstrengend, aber ich tröste mich damit, dass ich mit jedem Tag, den ich hier liege, meinem Kind einen Tag Krankenhaus erspare. Da ist es fast zweitrangig, dass ich mir jetzt doch einen Infekt eingefangen habe und auch noch mit einer allergischen Reaktion auf eines der Medikamente zu kämpfen habe: juckender Ausschlag, der sich seit gestern über meinen gesamten Oberkörper und die Arme ausgebreitet hat. Öfter mal was Neues…
Mal sehen, was (oder wen…) die nächsten Tage bringen!
Liebe Grüße, Stephanie